Martin Heidegger: 7 Schlüssel zum Verständnis des deutschen Philosophen

Heidegger ist einer der großen Denker der Geschichte. In diesem Artikel analysieren wir einige seiner Schlüsselideen, um seine komplexen Ideen besser zu verstehen.
Martin Heidegger: 7 Schlüssel zum Verständnis des deutschen Philosophen
Matias Rizzuto

Geschrieben und geprüft von dem Philosophen Matias Rizzuto.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2024

Martin Heidegger (1889-1976) gilt als einer der wichtigsten Denker des 20. Jahrhunderts, denn seine Ideen haben die zeitgenössische Philosophie und Psychologie wesentlich beeinflusst. Seine Hauptforschung dreht sich um unsere Beziehung zur Welt und das Bewusstsein des Todes. Diesen Philosophen zu verstehen, ist nicht einfach, denn seine Sprache ist undurchsichtig und komplex. Die Erklärung einiger Konzepte kann jedoch helfen, eine klarere Sicht auf das menschliche Leben und seine Fragen zu erhalten.

Hier sind einige Schlüssel zum besseren Verständnis von Martin Heidegger.

1. Ontologie und Phänomenologie

Um die Konzepte von Heidegger zu verstehen, müssen wir wissen, dass seine Philosophie ein Erbe der Phänomenologie von Edmund Husserl ist. Die Phänomenologie ist eine philosophische Methode, die die Existenz von Objekten in Bezug auf die Art und Weise berücksichtigt, wie wir sie wahrnehmen, und nicht als bloße, von uns getrennte Entitäten.

Heidegger zufolge untersuchen die verschiedenen Wissenschaftszweige das Sein als Entität und gelangen daher nicht zu einem vollständigen Verständnis desselben. Die Ontologie, eine philosophische Disziplin, die das Sein der Dinge untersucht, muss die phänomenologische Methode verwenden, um die wahre Bedeutung des Seins zu finden. Um ein wahres Verständnis für das, was ist, zu erlangen, müssen wir die Dinge und uns selbst als zusammenhängend betrachten, und nicht vom Rest der Entitäten getrennt.

Geist mit Mann im Mittelpunkt symbolisiert die Philosophie von Heidegger
Martin Heidegger (1889 – 1976) ist bekannt für seine Arbeit in der Phänomenologie und im Existentialismus.

2. Dasein und Angst

Das Dasein zählt in Heideggers Werk zu den wichtigsten Begriffen. Dabei geht es nicht einfach um das individuelle menschliche Sein, vielmehr bezeichnet er damit das existenzielle Sein des Menschen: seine Art zu sein, zu existieren und sich seiner Existenz bewusst zu sein.

Das Dasein ist das Sein, das sich seiner eigenen Existenz als Möglichkeit und als Verantwortung bewusst ist. Es hat deshalb eine einzigartige Beziehung zur Welt und erkennt durch seine Existenz seine eigene Endlichkeit an, was zu Angst vor dem Tod führt.

Diese Angst ist ein wesentliches Merkmal unserer Konstitution als Menschen und das, was uns von anderen Wesen in der Welt unterscheidet.

Der Tod ist für Martin Heidegger ein grundlegendes Merkmal des Daseins, da es uns seine Endlichkeit und Begrenztheit bewusst macht. Er ist ständig präsent und beeinflusst unser Dasein.

3. Sein und Zeit

In seinem Hauptwerk Sein und Zeit betrachtet Heidegger Zeit nicht nur als eine abstrakte messbare Größe, sondern ontologisch als ein grundlegendes Strukturmerkmal menschlicher Existenz. Zeit ist ihm zufolge eine existenzielle Dimension, die das Sein in seiner Ganzheit durchdringt.

Ein zentrales Konzept Heideggers ist die Zeitlichkeit des Daseins. Das Dasein existiert immer schon in der Zeit und ist in seinem Sein zeitlich verankert. Zeitlichkeit ist keine äußere Rahmenbedingung, sondern eine wesentliche Struktur des Daseins selbst. Das Dasein erlebt und durchlebt seine Existenz in der Zeitlichkeit, wobei Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine untrennbare Einheit bilden.

“Die Sprache ist das Haus des Seins.

Martin Heidegger

spiralförmige Uhr symbolisiert die Interpretation der Zeit von Martin Heidegger
Die Struktur des Seins ist in seiner Zeitlichkeit zu finden.

4. Das Vergessen des Seins

Der quälende Zustand, den der Mensch erfährt, wenn er sich seiner Endlichkeit bewusst wird, zwingt ihn dazu, in dem zu leben, was Heidegger als ein Gewesen-Sein oder Gewesenheit definiert. Das Gewesen-Sein umfasst nicht nur vergangene Ereignisse oder Situationen, sondern auch die Art und Weise, wie diese Vergangenheit das gegenwärtige Dasein beeinflusst und prägt. Es gibt dem Dasein eine gewisse Kontinuität und Orientierung.

Allerdings führt es auch dazu, dass wir auf unauthentische Art und Weise leben, indem wir uns den Erwartungen und Werten einer Welt anpassen, die durch die Vergangenheit vorbestimmt ist, und in Langeweile und Überdruss versinken. Um diesen Zustand zu überwinden, müssen wir unsere Authentizität neu entdecken, uns unseren Ängsten stellen und grundlegende metaphysische Fragen über unsere Existenz beantworten.

5. Heidegger und die Technik

In seinem Werk Die Frage nach der Technik analysiert Martin Heidegger das Phänomen der Technik als einen zentralen Aspekt der modernen Welt. Er argumentiert, dass die moderne Technik nicht einfach nur ein Instrument zur Lösung von Problemen oder zur Erleichterung menschlicher Arbeit ist, sondern eine umfassende Art des Denkens und Seins, die die menschliche Existenz grundlegend beeinflusst. Sie ist hauptverantwortlich dafür, dass wir ein Leben ohne Authentizität führen.

Heidegger versteht die moderne Technik als eine Entfremdung des Menschen von seiner eigenen Natur und Umwelt. Sie reduziert die menschliche Existenz auf Ressourcen und Objekte, die manipuliert und beherrscht werden können. Der Mensch wird zum “Besteller” und “Bewirtschafter”, anstatt in einem offenen und respektvollen Verhältnis zur Natur zu leben.

Heidegger sieht in der Technik eine grundlegende Herausforderung für das menschliche Dasein, die existenzielle und philosophische Fragen aufwirft.

Frau denkt über sich selbst nach
Wenn Wissen aufgezählt und kategorisiert wird, wird das Wesen des Seins vergessen.

6. Heidegger und die Bedeutung der Dichtung

Martin Heidegger hatte ein starkes Interesse an der Beziehung zwischen Philosophie und Dichtung, die er nicht nur als eine Form der Kunst, sondern als einen grundlegenden Weg des Denkens und der Offenbarung der Wahrheit verstand. Der poetische Ausdruck kann uns helfen, ein klareres, tieferes Verständnis als durch Wissenschaft und Philosophie zu erreichen.

Das grundlegende Medium der Poesie ist die Sprache, die das Sein selbst offenbart. Dichter wie Hölderlin, Rilke oder Trakl haben die Fähigkeit, die tiefgehende Essenz des Seins durch ihre Sprache zu vermitteln. Sie zeichnen sich durch eine besondere Sensibilität für die verborgenen Dimensionen der Welt aus und sind Wegbereiter der Wahrheit.

7. Politische Kontroversen

Heidegger war zwischen 1933 und 1945 Mitglied der NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) und unterstützte das NS-Regime während der Zeit des Dritten Reiches. Seine politische Orientierung und seine Rolle während dieser Zeit sind Gegenstand anhaltender Kontroversen und Diskussionen und stellt die Gültigkeit seines Denkens infrage.

Es ist anzumerken, dass sich Heidegger im Gegensatz zu vielen zeitgenössischen deutschen Intellektuellen nie für seine Unterstützung des Nazi-Regimes entschuldigt hat. Im Jahr 2014 wurde eine Reihe von Dokumenten veröffentlicht, die unter dem Namen Schwarze Hefte bekannt sind und ausdrücklich seine Zugehörigkeit zum Nationalsozialismus und seine antisemitischen Ideen aufzeigen.

Ein einflussreicher Philosoph

Heideggers politische Vergangenheit und seine Beziehung zum Nationalsozialismus haben seine philosophische Reputation beeinträchtigt, trotzdem leistete er mit seinem philosophischen Werk einen bedeutenden Beitrag zur Philosophie des 20. Jahrhunderts. Seine Ideen hatten großen Einfluss auf viele Denker wie Jean-Paul Sartre, Michel Foucault, Peter Sloterdijk und den Psychiater wie Medard Boss.

Seine Gegner werfen ihm vor, eine obskure und zweideutige Sprache zu verwenden, die leicht zu Irrtümern und missverständlichen Definitionen führen kann. Trotz der Kritik ist es schwierig, einen Denker wie Heidegger zu ignorieren, der weiterhin großen Einfluss auf die zeitgenössische Philosophie ausübt.


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  • Heidegger, M.; Ser y Tiempo, México, FCE, 1986.
  • Heidegger, M.; ¿Qué es la metafísica? y otros ensayos, Bs. As., Ediciones Fausto, 1992.
  • Reé, J.; Heidegger, historia y verdad en Ser y Tiempo, Colombia, 2000.

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