Kurzschläfer: Warum brauchen manche Menschen nur wenig Schlaf?

Manche Menschen brauchen weniger als 6 Stunden Schlaf, um fit und ausgeruht in den Tag zu starten. Warum ist das so?
Kurzschläfer: Warum brauchen manche Menschen nur wenig Schlaf?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Kurzschläfer sind bereits nach weniger als sechs Stunden ausgeruht. Während die meisten von uns jede Minute im Bett genießen und lieber acht als nur sieben Stunden schlafen, gibt es Menschen, die dieses biologische Bedürfnis nicht haben.

Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci, Nikola Tesla und Sigmund Freud waren Kurzschläfer. Anstatt acht Stunden am Stück durchzuschlafen, gönnten sie sich zum Beispiel alle vier Stunden eine kurze Pause, um wieder fit zu sein.

Warum brauchen manche Menschen weniger Schlaf als die große Mehrheit? Setzen sie damit ihr Wohlbefinden aufs Spiel? Wir werden nachfolgend diese Fragen beantworten.

Kurzschläfer: Warum brauchen manche Menschen nur wenig Schlaf?
Menschen, die wenig schlafen, haben mehr Zeit für ihr Leben und genießen das.

Kurzschläfer brauchen weniger als sechs Stunden Schlaf

Es gibt eine auffällige und nicht minder merkwürdige Tatsache bei diesem Phänomen: Kurzschläfer fühlen sich bereits nach vier bis fünf Stunden ausgeruht und voller Energie. Sie sind produktiv und nutzen ihre Zeit aktiv. Sie genießen es, ein “längeres” Leben zu haben, da sie nicht so viel Zeit im Schlaf “verlieren”.

Wenn Kurzschläfer jeden Tag um 5 Uhr aufstehen und erst um 9 Uhr mit ihrer Arbeit beginnen, haben sie Zeit für Sport, zum Meditieren, Lesen oder andere Aktivitäten, bevor sie ihren Arbeitstag beginnen. Dieser biologische Vorteil kommt in manchen Familien gehäuft vor, da bestimmte genetische Faktoren dabei eine Rolle spielen.

Genetische Mutation

Louis Ptacek ist Neurologe an der University of California, San Francisco. Im Jahr 2019 veröffentlichte er zusammen mit anderen Kollegen eine Forschungsarbeit über Kurzschläfer. Das Wissenschaftlerteam analysierte mehrere Familien mit Mitgliedern, die nur wenig Schlaf benötigen, und entdeckte eine genetische Mutation: Alle Kurzschläfer verfügen über das ADRB1-Gen.

Jetzt stellt sich die Frage, ob sich die verkürzte Ruhezeit auf die Gesundheit auswirkt. Die Antwort lautet Nein. Kurzschläfer haben einen reduzierten Schlafbedarf und sind fähig, Körper und Geist in dieser kurzen Zeit zu entspannen. 

Trotzdem machen sie sich in einer Welt, in der sich 99,9 % der Menschen so lange wie möglich an ihr Kopfkissen klammern, oft Sorgen und nehmen ärztliche Hilfe in Anspruch, um sich dieses Phänomen erklären zu lassen.

Kurzschläfer stehen früh am Morgen auf
Wir wissen zwar bereits sehr viel über den Schlafprozess, doch es gibt trotzdem noch zahlreiche Geheimnisse, die erforscht werden müssen.

Können Kurzschläfer helfen, Schlafprobleme zu entschlüsseln?

Schätzungsweise zählt eine Person von 25.000 zu den Kurzschläfern. Neurowissenschaftler sind aus mehreren Gründen hoffnungsvoll über diese Entdeckung. Erstens, weil wir immer mehr Geheimnisse über die Schlafprozesse und -funktionen kennen. Zweitens, weil Wissenschaftler neue Behandlungen für diejenigen entwickeln können, die unter Schlaflosigkeit leiden.

Auch für diejenigen, die trotz der empfohlenen Mindestanzahl an Schlafstunden erschöpft und geistig benebelt aufwachen, könnten diese Forschungen relevant sein. Denn ihnen fehlen die Energie und der Optimismus, die Kurzschläfer bereits nach wenigen Schlafstunden erreichen. Mit dieser Fähigkeit erreichen manche Personen erstaunliche Erfolge, über die unter anderem die BBC-Sendung Space berichtet. Ein Beispiel dafür ist der Universitätsabschluss in nur zwei Jahren, da Kurzschläfern bedeutend mehr Zeit zur Verfügung steht.

Vielleicht ermöglichen es zukünftige Forschungen nicht nur, Schlafprobleme zu lösen, sondern auch, die Schlafzeit ohne Verluste im Allgemeinen zu reduzieren. Diese Forschungen fallen unter die Bereiche  Gentechnik und Transhumanismus, denn es geht darum, die menschlichen Lebensbedingungen durch Anpassungen zu verbessern. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass dies ein ethisches und philosophisches Dilemma bedeutet.


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  • Van Dongen HP, Maislin G, Mullington JM, Dinges DF. The cumulative cost of additional wakefulness: dose-response effects on neurobehavioral functions and sleep physiology from chronic sleep restriction and total sleep deprivation. Sleep. 2003 Mar 15;26(2):117-26. doi: 10.1093/sleep/26.2.117. Erratum in: Sleep. 2004 Jun 15;27(4):600. PMID: 12683469.

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