Körperwahrnehmung hilft dir, deine Gefühle zu verstehen
Als Gesellschaft messen wir unseren Gedanken und unserem rationalen Selbst große Bedeutung zu. Unser Körper und unsere Gefühle werden oft hintangestellt. Glücklicherweise sind die Menschen heutzutage schon offener für Konzepte wie das der emotionalen Intelligenz. Trotzdem schenken viele Menschen ihrer Körperwahrnehmung immer noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit, was sie einschränkt, wenn sie ihre Gefühle verstehen wollen.
Was wäre, wenn unsere Körper eine direkte Reflexion unserer Emotionen wäre? Der Körper nimmt eine wichtige Rolle beim Aufbau unsere Emotionen ein. Diese zu verstehen, hilft uns dabei, unsere Körperwahrnehmung zu stärken und emotionale Spannungen abzubauen. Wie beeinflussen aber Emotionen unsere Körperwahrnehmung?
Wie beeinflussen Emotionen die Körperwahrnehmung?
Körper und Emotionen gehören zusammen. Wenn der eine spricht, antwortet der andere. Viele wissenschaftliche Studien verweisen auf den Einfluss von Emotionen auf physische Parameter. Sie befinden sich in ständiger Kommunikation miteinander. Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass körperlicher Schmerz und seelischer Schmerz ähnliche Bereiche im Gehirn aktivieren.
Wenn du beispielsweise Ärger oder Stress im Job nicht bewältigen kannst, erleidest du unter Umständen eine Verspannung der Kiefermuskulatur oder Muskelzuckungen. Bei diesen Phänomenen handelt es sich um unausgesprochene Emotionen. Sie brodeln in deinem Körper und warten darauf, dass du sie herauslässt. Da sie sich nicht manifestieren können, versuchen sie, sich irgendwie Ausdruck zu verleihen. Häufig geschieht dies letztendlich in Form von Anspannung oder körperlichem Unbehagen.
Tatsächlich ist dein Körper ein Kompass, der dir dabei hilft, zu erkennen, was du fühlst. Du hast wahrscheinlich an einem Punkt in deiner Vergangenheit diesen Kloß im Hals bemerkt, also versuchtest, etwas vor deinem Partner zu verstecken. Oder du hattest vor einer Prüfung Bauchschmerzen. Dies sind Aufforderungen deines Körpers an dich, deine Emotionen auszudrücken.
Beobachte deinen Körper – er hat eine emotionale Botschaft für dich
Wenn wir unsere Emotionen ignorieren, verwandeln sie sich in Schmerz und körperliches Leid. Welche Botschaft versucht unser Körper uns zu vermitteln? Kopfschmerzen, Atemnot, Erschöpfung oder ein flaues Gefühl im Magen – kommt dir eines dieser Gefühle vertraut vor? Obwohl wir versuchen, sie zu ignorieren, manifestieren sie sich in körperlichen Symptomen. Und je mehr wir sie ignorieren, desto stärker werden sie.
Wir versuchen manchmal, unsere Schmerzen oder Empfindungen mit Pillen zu kaschieren. Diese Methode bietet vorübergehende Erleichterung, aber sie löst das Problem nicht. Wir kleben nur ein Pflaster auf eine offene Wunde. Wenn wir sie nicht angemessen kanalisieren, bleiben unsere Emotionen an Ort und Stelle. Wäre es nicht besser, die emotionale Botschaft anzuhören, die unser Körper uns mitteilen möchte?
Stelle dir einen Mann vor, der 15 Stunden am Tag arbeitet. Er ist so gestresst, dass er jeden Morgen mit Schmerzen im Nacken aufwacht. Deshalb nimmt er regelmäßig ein Muskelrelaxans ein, und er arbeitet weiter. Sein Körper sagt ihm, er solle aufhören, seine Arbeitsbelastung verringern und sich ausruhen. Und er täte gut daran, auf seine Körperwahrnehmung zu achten. Begehen nicht denselben Fehler wie er. Schenke deinem physischen Schmerz Aufmerksamkeit und du wirst erkennen, was dein Körper benötigt. Wenn du lernst, mit deinen Emotionen umzugehen, wirst du dich auch körperlich viel besser fühlen.
“Wie steht’s mit Ihrer Gesundheit? Ich bitte Sie, sorgen Sie doch für diesen Leib mit anhaltender Treue. Die Seele muss nun einmal durch diese Augen sehen, und wenn sie trüb sind, so ist’s in der ganzen Welt Regenwetter.”
Johann Wolfgang von Goethe
Jede Emotion ist mit physischen Empfindungen verknüpft
Betrachten wir nun die vier Grundemotionen und diejenigen physischen Empfindungen genauer, welche sie erzeugen. Zudem werden wir erklären, wie du mit deinen Emotionen umgehen kannst, damit sie sich nicht in eine physische Belastung verwandeln.
Angst
Diese Emotion warnt uns vor möglichen Gefahren. Sie hilft uns auch dabei, Bedrohungen vorherzusehen und uns vor ihnen zu schützen. Auf körperlicher Ebene äußert sich Angst unter anderem in Form von Anspannung, Schwitzen, Herzrasen, Engegefühl in der Brust, Appetitverlust, Bauchschmerzen, Durchfall und Schlaflosigkeit. Diese Symptome sind nicht spezifisch für Angst, aber sie können diese begleiten.
Solltest du unter einem dieser Symptome leiden, tritt mit dir selbst in Kommunikation. Ist es Angst oder eine andere Emotion, die du empfindest? Mit Angst gehst du am besten um, indem du dich mit ihr auseinandersetzt, anstatt zu versuchen, ihr auszuweichen. Wenn du zum Beispiel vor Publikum sprechen musst, übe Atem- und Entspannungstechniken, um die die Angst zu vermindern und deine Körperwahrnehmung zu stärken.
Zorn
Wut und Zorn motivieren uns zum Handeln. Sie helfen uns, für Werte und Ideale einzustehen, wenn wir das Gefühl haben, dass Unrecht geschehen ist. Die häufigsten körperlichen Symptome des Zorns sind: Anspannung, Anstieg der Körpertemperatur , Kopfschmerzen, beschleunigte Atmung, Verspannung der Kiefermuskulatur, etc.
Diese körperlichen Empfindungen können auf Frustration hindeuten. Du solltest lernen, mit deinem Zorn proaktiv umzugehen. Wir unterdrücken häufig unseren Zorn, aber es ist wichtig zu lernen, angemessen mit ihm umzugehen. Du bist zum Beispiel verärgert, weil dein Partner dir gesagt hat, dass er entgegen seiner Zusage heute Abend nicht mit ihr ausgehen kann. Anstatt laut zu werden oder einfach nichts zu sagen, warte, bis du ruhig bist, und erkläre dann, wie du dich dich fühlst.
Freude
Freude hilft uns dabei, Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Sie erlaubt es uns, Kontakte zu pflegen und unser Vergnügen mit anderen zu teilen. Die körperlichen Symptome der Freude kennen wir gut: Lächeln, eine Weitegefühl in der Brust, ein Gefühl der Leichtigkeit usw.
Es gibt allerdings Menschen, denen es schwerfällt, diese Emotion zu fühlen, und sie wissen vielleicht auch nicht, wie sie diese erkennen können. Uns die Erlaubnis zu erteilen, die Freuden des Lebens zu genießen, ist gesund für unseren Körper und unseren Geist. Wenn du durch schwere Zeiten gehst, kannst du immer noch einen Spaziergang im Park oder deinen Lieblingsfilm genießen.
Traurigkeit
Diese Emotion hilft uns dabei, mit Verlusten umzugehen. Sie zieht uns in sich hinein und lässt uns über die Vergangenheit und darüber, wie die Dinge waren, nachdenken. Auf körperlicher Ebene äußert sie sich in Form von Tränen, Schluchzen, Beklemmungsgefühlen, stockendem Atem, Appetitverlust usw. Wir alle haben diese Gefühle irgendwann einmal erfahren.
Wenn du deine Traurigkeit nicht zum Ausdruck bringst, kann sie zu einem Gewicht werden, das zu schwer ist, um es zu tragen. Wenn du nach dem Tod eines geliebten Menschen nicht weinst, den Schmerz mit niemandem teilst, kann deine Traurigkeit sich in chronischen Schmerz verwandeln.
Wenn du mit deinen Emotionen auf gesunde Art und Weise umgehst, wirst du in der Lage sein, die Botschaften zu hören und zu deuten, die dir dein Körper übermittelt. Du wirst die Emotionen erkennen, die mit deinen körperlichen Symptomen in Verbindung stehen, und lernen, mit ihnen umzugehen, damit sie sich nicht in unerträgliches Leid verwandeln. Denke daran, dass dein Körper dir dabei helfen kann, dich selbst besser kennenzulernen, wenn du es verstehst, seine versteckten Botschaften zu interpretieren. Wenn du seine Botschaften ernst nimmst, kannst du deinem Körper geben, was er braucht.
Alles, was du tun musst, ist, deine Augen deiner körperlichen Seite zu öffnen. Wenn du dies tust, wird sie zu einem wichtigen Bestandteil deines Lebens werden. Dein Körper ist weise und weiß, was du brauchst. Kümmerst du dich um deinen Körper, dann kümmerst du dich auch um deine Gefühle. Denke daran, dass du mit deinem Körper dein ganzes Leben verbringen wirst. Es lohnt sich, ihm mehr Aufmerksamkeit zu widmen und verstärkt auf ihn zu achten. Wenn du dir die Zeit dafür nimmst, wirst du sowohl deine emotionale Intelligenz als auch deine Körperwahrnehmung steigern.