Körperdysmorphe Störung: Was ist das?
Eine körperdysmorphe Störung (KDS) äußert sich durch den inneren Leidensdruck, den kleine oder eingebildete Schönheitsmakel verursachen. Außenstehende bemerken diesen vermeintlichen “Fehler” kaum oder überhaupt nicht, denn er entsteht durch die verzerrte Körperwahrnehmung der betroffenen Person. Sie empfindet ihr Äußeres so störend, dass sich das auf ihr gesamtes Leben sehr negativ auswirkt. Im MSD Manual wird diese Krankheit unter “Zwangsstörungen und ähnliche Krankheiten” eingeordnet. Erfahre heute mehr darüber.
Körperdysmorphe Störung: Was ist das?
Die körperdysmorphe Störung (Body Dysmorphic Disorder) ist eine relativ häufige Zwangsstörung, die dazu führt, dass eingebildete Schönheitsmakel so intensiv wahrgenommen werden, dass sie das gesamte Leben beeinträchtigen. Betroffene können ihren Körper, der ihrer Meinung nach nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, nicht akzeptieren. In diesem Zusammenhang sind häufig Symptome wie Beobachtungswahn und selbstabwertende Gedanken zu beobachten. Diese Störung wirkt sich in allen Lebensbereichen (akademisch, sozial, beruflich, persönlich) sehr negativ aus.
Zu den häufigsten Problemzonen zählen Nase, Haut (Akne), Zähne, Kopfform und Haare. Doch auch Bauch, Brust, Hände oder Genitalien können Anlass für körperdysmorphisches Verhalten sein.
“Menschen mit KDS verbringen viel Zeit damit, ihre Schwächen wahrzunehmen und sie zu verstecken.”
Amanda Perkins
Körperdysmorphe Verhaltensweisen
Für diese Störung charakteristische Verhaltensweisen wiederholen sich häufig, sind exzessiv, unkontrollierbar und entwickeln sich zu einem Ritual. Betroffene konzentrieren sich auf die wahrgenommenen “Fehler” und investieren viel Zeit und Bemühungen, um sie zu beheben.
1. Sozialer Vergleich
Neun von zehn Patienten mit körperdysmorpher Störung vergleichen sich mit anderen, um ihre vermeintlichen Schönheitsmakel zu bewerten.
2. Intensive sportliche Betätigung
Männer, die eher klein und schmächtig sind, widmen sich oft intensivem sportlichem Training, um ihren Körper zu perfektionieren.
3. Der ständige Blick in den Spiegel
Betroffene schauen ständig in den Spiegel oder suchen spiegelnde Oberflächen: Sie nutzen Schaufenster, Autoscheiben, Rückspiegel oder Handykameras, um sich zu betrachten und ihre Schönheitsmakel zu beobachten. Neun von zehn Betroffene zeigen dieses Verhalten. Andere hingegen weigern sich, in den Spiegel zu blicken.
“Manchmal schauen sie auch auf sich selbst, weil sie hoffen, dass ihr Aussehen anders ist als das gefürchtete.”
Amparo Belloch
4. Arztbesuche
Viele Betroffene gehen immer wieder zum Arzt, wobei Dermatologen besonders gefragt sind. Im Durchschnitt werden sieben von zehn Betroffenen von Hautärzten oder Fachärzten für kosmetische Chirurgie behandelt. Wenn eine Schönheitsoperation aus medizinischen oder ethischen Gründen abgelehnt wird, sind zum Teil Selbstverletzungen zu beobachten, die eine dringende medizinische Behandlung erfordern (Belloch, 2022).
“Die Durchführung dieser Verfahren lindert die Symptome nicht, sondern erhöht die Unzufriedenheit.”
Amparo Belloch
5. Camouflaging
Auch das Verstecken des vermeintlichen Defekts ist typisch. Kosmetische Maßnahmen wir stark deckendes Make-up sollen beispielsweise bei Akne die störenden Pickel verdecken. Auch lange Hosen, Kappen oder andere Methoden, um die eingebildeten Schönheitsfehler zu verstecken, kommen häufig zum Einsatz.
6. Kratzen und Kneifen
Typisch ist außerdem die Hautmanipulation durch Kratzen oder das Herumdrücken an Pickeln. Dieses Verhalten kann zu Verletzungen führen und ist nicht kontrollierbar. Es könnte eine Exkorptionsstörung vorliegen.
7. Vermeidungsverhalten
Die körperdysmorphe Störung führt häufig zur Isolation: Betroffene ziehen sich zurück, da sie Angst davor haben, durch ihre vermeintlichen Defekte die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Sie können Panik entwickeln und deshalb soziale Situationen meiden.
Es handelt sich um eine sehr einschränkende Krankheit, die großes Leid verursacht. Häufig tritt die körperdysmorphe Störung in Kombination mit sozialer Phobie oder Depressionen auf. Außerdem nehmen viele Betroffene Drogen ein, um ihre Not zu lindern.
“Schön sein bedeutet nicht perfekt auszusehen. Es geht darum die eigene Individualität zu lieben.”
Bobbi Brown