Können wir andere mit unserem Blick beeinflussen?

Können wir andere mit unserem Blick beeinflussen?

Letzte Aktualisierung: 09. Juni 2017

Man sprach das erste Mal vor ca. 200 Jahren darüber, dass unser Blick andere beeinflussen könnte. Franz Anton Mesmer, ein österreichischer Arzt und Philosoph, stellte eine Theorie auf, die sich „Animalischer Magnetismus“ nennt. Er propagierte, dass der menschliche Körper genauso Energie ausstrahlen würde, wie es auch andere Wesen tun. Diese Energie könne gleichzeitig andere beeinflussen.

Diese Theorie führte der schottische Arzt James Braid mit dem Begriff „Hypnose“ weiter aus und sagte, dass „ein durchdringender Blick das Nervensystem über die Augen paralysiert, wodurch sein Gleichgewicht ins Wanken gerät, was dieses Phänomen entstehen lässt.”

„Eine Seele, die durch die Augen reden kann, kann auch mit einem Blick küssen.“

Gustavo Adolfo Bécquer

Eine der Hypnosemethoden, die auf Grundlage des Einflusses eines Blicks entwickelt wurde, war die sogenannte „Technik des fokussierten Blicks“. Bei dieser Methode schauen wir unserem Gegenüber während der Konversation gleichzeitig direkt und fokussiert in die Augen. Es werden Sätze formuliert, die einen Menschen in diesen Trancezustand versetzen, den wir unter dem Begriff Hypnose verstehen.

Vor Kurzem wurde eine vom Forscher Giovanni B. Caputo der Universität von Urbino in Italien durchgeführte Studie veröffentlicht, in der offensichtlich belegt wurde, dass wir mit unserem Blick andere beeinflussen können. Diese Information wurde allerdings nicht von aktuellen Studien bestätigt, weshalb sie lediglich als Veranschaulichung des Themas dient.

Caputos Studie über die Macht des Blicks

Giovanni Caputo lud zu seinem Experiment über die Macht des Blicks 50 Freiwillige ein. Zu Beginn wurden 15 Paare gebildet. Jedes Paar sollte sich gegenüber setzen, mit einem Abstand von weniger als einem Meter, und seinem Partner zehn Minuten lang in die Augen sehen.

Die zweite Gruppe wurde in einen angrenzenden Raum gebracht und dort sollten sie das Gleiche tun, doch dieses Mal mussten sie ihren Gegenüber nicht anschauen, sondern sie sollten sich selbst in einem Spiegel ansehen. Am Schluss des Experiments beantwortete sowohl Gruppe 1 als auch Gruppe 2 einen Fragebogen, der für diese Forschung ausgearbeitet wurde.

Gemäß der Antworten, die Caputo auf seine Fragen erhielt, gaben 90% der Probanden in beiden Gruppen an, dass sie während des Experiments Halluzinationen gehabt hätten. Sie hätten deformierte Gestalten oder monsterähnliche Figuren gesehen. Darüber hinaus sagten sie, dass sie das Gefühl gehabt hätten, der Realität „fern“ zu sein. Auf Grundlage dieser Information schlussfolgerte Caputo, dass der Blick starken Einfluss auf das Bewusstsein nähme.

Ein weiteres Experiment mit dem Blick

Die Organisation Amnesty International führte ebenfalls eine Experiment zur Wirkungsweise des Blicks durch, doch mit einem vollkommen anderen Ziel. Die Untersuchung basierte auf der Theorie des Sozialpsychologen Arthur Aron, dass eine unerwartete Nähe entstehen würde, wenn wir eine Person vier Minuten lang anschauen würden.

Bei dem kleinen Experiment von Amnesty International wurden Paare aus einem europäischen Bürger und einem Flüchtling eines anderen Landes der Welt geformt. Man bat sie, sich dem anderen einfach nur gegenüber zu setzen und ihm vier Minuten lang in die Augen zu sehen. Dadurch wollten sie beweisen, dass viele Vorurteile verschwinden, wenn wir uns die Zeit nehmen, den anderen anzusehen und ihm in die Augen zu schauen, so unterschiedlich er unserer Meinung nach auch sein mag.

Ausnahmslos jeder, der an dem Experiment teilnahm, fühlte sich seinem Gegenüber näher. Und jeder Einzelne der Probanden begann, mit dem anderen ein nettes Gespräch zu führen und alle entwickelten gegenseitige Empathie. Wie erhofft, konnte bewiesen werden, dass es vollkommen egal ist, wo wir herkommen, welche Sprache wir sprechen oder welche Hautfarbe wir haben. Letztendlich gibt es im anderen ein menschliches Wesen, das wir anerkennen können.

Unser Blick – ein Mysterium

Unser Blick hat schon immer viele Fragen aufgeworfen und jeder Mensch ist davon fasziniert. Es gibt viele Mythen in Bezug auf die Macht des Blicks. Der wohl bekannteste Mythos ist der der „Medusa“, diese Figur der Mythologie, die alles zu Stein werden ließ, was sie ansah. Weniger bekannt ist der Mythos des „Teiresias“, der von einem erblindeten Priester erzählt, der dennoch in die Zukunft sehen konnte.

Ein Blick besitzt solch eine Macht, dass er an sich schon Mythen entstehen lässt. Hinter jedem Blick verbirgt sich eine Intention: Manchmal möchten wir damit etwas erblicken und andere Male möchten wir etwas verbergen. Sowohl wenn wir etwas anschauen, als auch wenn wir wegschauen, hat das eine Wirkung. Hinter einem liebevollen Blick steckt „Rücksichtnahme“ oder „Bewunderung“. Ein neidischer Blick ist ein „böser Blick“. Ein hasserfüllter Blick ließ einst den von uns gern verwendeten folgenden Satz entstehen: „Wenn Blicke töten könnten.“

Ganz gleich, was wir anschauen, ein Blick hat einen Einfluss auf andere. Hierbei sollten wir nicht unerwähnt lassen, dass wir damit in das Bewusstsein eines Menschen eintauchen und es beeinflussen können. Mit unserem Blick konfrontieren wir jemanden und das führt dazu, dass er sich entweder „wahrgenommen“ oder „ignoriert“ fühlt. Die Augen sind der Spiegel der Seele und sie sind das Fenster, durch das die Seele eines Menschen andere erreichen kann und durch das die Welt des Menschen wahrgenommen wird.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.