Keine Lust mehr auf soziale Kontakte: Woran liegt das?
“Ich habe keine Lust mehr auf soziale Kontakte. Früher zögerte ich nicht daran, Einladungen anzunehmen, aber jetzt habe ich daran kein Interesse mehr.” Du identifizierst dich mit dieser Aussage? Dann solltest du wissen, dass du nicht allein bist. In den letzten 18 Monaten scheinen sich die Gewohnheiten vieler Menschen verändert zu haben, was teilweise, aber nicht nur mit der Pandemie zu tun hat.
Ist das ein Problem? Natürlich entscheidet jeder Mensch selbst, wie er seine Zeit und sein Leben gestaltet. Es ist jedoch von sozialem und psychologischem Interesse, diese Tendenz zu analysieren. Und es lohnt sich auch, persönlich darüber nachzudenken.
In der Regel bevorzugen wir emotional bereichernde Erlebnisse. Doch gewisse Dinge haben sich verändert und außerdem müssen wir auch problematische Fälle wie soziale Anhedonie berücksichtigen, wenn wir über dieses Thema sprechen.
Die soziale Interaktion ist ein entscheidender Faktor für körperliches und geistiges Wohlbefinden, aber manchmal wird diese psychologische Realität durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt.
Keine Lust auf soziale Kontakte?
Die Tatsache, dass wir lange Zeit zu Hause waren, hat uns mehr verändert, als wir dachten. Unsere Interaktionsmuster und auch unsere Arbeitsweise haben sich verändert. Das Zuhause ist zu einem Zufluchtsort geworden, und einige Menschen zögern noch immer, mit der gleichen Energie, Begeisterung und Zuversicht in die Welt hinauszugehen wie früher.
Das hat dazu geführt, dass immer mehr Menschen kein Bedürfnis mehr haben, Kontakte zu knüpfen. Viele identifizieren sich mit der Aussage “ich bin nicht mehr der- oder dieselbe wie früher”.
Professor Jeff Hancock und sein Team sprechen in einer Studie über “Butler-Lügen”. Damit bezeichnen sie relativ harmlose Alltagslügen, die unter anderem zum Ausdruck kommen, wenn keine Lust für soziale Kontakte vorhanden ist: Ich habe das Klingeln nicht gehört oder die Nachricht nicht gesehen, ich war offline oder ich hatte viel zu tun… Viele haben keine Lust mehr, sich dem Zwang unmittelbar zu antworten zu unterwerfen.
Unsere Interaktionsgewohnheiten haben sich verändert. Das kann in manchen Fällen von Vorteil sein. Wir haben so mehr Zeit für uns selbst. Allerdings könnte sich daraus auch das Problem der sozialen Anhedonie ergeben.
Du hast keine Lust auf soziale Kontakte, da es dir nicht gut geht
Wenn du dich nicht wohlfühlst, hast du auch keine Lust auf gesellschaftliche Aktivitäten. Viele haben nicht einmal das Bedürfnis, die eigenen vier Wände zu verlassen. Leider wird noch immer zu wenig über Angst und Depression gesprochen – ein Problem, das in der Bevölkerung immer deutlicher wird.
Es führt zu Desinteresse, fehlender Energie und mangelnder Motivation. Betroffene haben nicht das Bedürfnis, mit anderen zu kommunizieren. Sie haben nicht das Gefühl mit Freunden oder der Familie verbunden zu sein. Doch dahinter versteckt sich häufig eine Stimmungsstörung.
Soziale Anhedonie
Zwar ist soziale Anhedonie durch den Rückzug aus dem sozialen Leben gekennzeichnet, doch sie steht nicht direkt mit Depression oder Angstzuständen in Verbindung. Vielmehr handelt es sich um eine Vorliebe für Einsamkeit, einen Mangel an sozialen Fähigkeiten, um den Wunsch nach Isolation und oft auch um eine problematische psychische Anfälligkeit.
Dieser Zustand kann chronisch werden. In manchen Fällen besteht ein Zusammenhang mit einer Autismus-Spektrum-Störung oder Schizophrenie.
Veränderungsprozess: Denke darüber nach, was dir in deinem Leben wichtig ist!
Wenn du weniger soziale Kontakte benötigst, durchläufst du eine Zeit der Veränderung. Manchmal laden uns schwierige Zeiten zum Nachdenken ein. Halte Innenschau und widme dich dir selbst, um herauszufinden, was wirklich wichtig für dich ist.
Krisenmomente laden uns ein, über unser Leben nachzudenken. Nimm dir Zeit!
Nimm dir Zeit, dein Bedürfnis für soziale Kontakte wird zurückkommen
Du solltest dir Zeit für dich selbst nehmen und dich nicht zu gesellschaftlichen Aktivitäten zwingen. Allmählich wirst du die Lust auf soziale Kontakte wieder zurückgewinnen. Bestimme selbst das Tempo und entscheide dich, wer tatsächlich wichtig in deinem Leben ist.
Qualität ist wichtiger als Quantität. Widme dich deinen engsten Freunden, sobald du wieder so weit bist, Begegnungen zu schätzen. Vergiss nicht, dass dich deine besten Freunde in jeder Situation unterstützen und verstehen. Habe keine Eile, bestimme selbst deinen Rhythmus und deinen Weg.
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