Katatonie, eine seltsame Störung der Willkürmotorik
Die Katatonie fasziniert Experten für psychische Gesundheit schon seit Jahrzehnten. Es handelt sich um eine seltsame Störung der Willkürmotorik, die sich durch eine stark verkrampfte Körperhaltung bemerkbar macht, jedoch auch eine Vielzahl anderer psychischer und motorischer Symptome umfasst. Wir laden dich heute ein, mehr über dieses komplexe Syndrom zu erfahren.
Was ist Katatonie?
Dieses neuropsychiatrische Syndrom führt zu kognitiven, motorischen und Verhaltensveränderungen führt. Die betroffenen Patienten weisen meisten Anosognosie auf, das bedeutet, dass sie sich so verhalten, als ob sie nichts von ihren Symptomen wüssten. Deshalb nehmen sie selten professionelle Hilfe in Anspruch.
Grundsätzlich unterscheiden Experten zwischen hypokinetischen (reduzierte Erregung) und hyperkinetischen (exzessive Erregung) Phänomenen. Zusätzlich gibt es Parakinesen, also anormale motorische Aktionen.
Wir betrachten anschließend die häufigsten Symptome dieser Störung.
- Stupor: In diesem Fall kommt es zur Starre des gesamten Körpers. Die betroffenen Personen sind bei vollem Bewusstsein, können jedoch keine körperlichen Aktivitäten ausführen. Es ist so, als ob sie versteinert wären.
- Mutismus: Das beharrliche Schweigen ist nicht auf physische Störungen des Sprachzentrums oder der Sprachorgane zurückzuführen.
- Negativismus: Bei dieser Parakinese handeln die Betroffenen gegen ihre eigenen Wünsche oder Erwartungen.
- Katalepsie: Betroffene verbleiben in einer starren Körperhaltung, die auch unbequem sein kann. Es handelt sich um eine hypokinetische Katatonie mit erhöhter Muskelspannung.
- Flexibilitas cerea: Dieses Symptom tritt meist im Rahmen einer Schizophrenie auf. Diese wächserne, passive Biegsamkeit der Extremitäten geht mit einem erhöhten Muskeltonus einher.
- Echolalie (“Papageisprechen”): Betroffene ahmen zwanghaft Sprachanteile anderer Menschen nach und wiederholen diese.
- Echopraxie: In diesem Fall geht es um die zwanghafte Nachahmung von Bewegungen.
- Manierismen: Betroffene entwickeln bizarre, unnatürliche Bewegungsabläufe, Gestik, Ausdrucksweisen oder Mimik, die unsinnig erscheinen.
- Bizarre Haltungsstereotypen: Patienten verharren lange in derselben Körperhaltung.
Die perniziöse Katatonie
Dies ist eine Sonderform der katatonen Schizophrenie. Zusätzlich zu den bereits genannten Symptomen kommt es in diesem Fall zu hohem Fieber, vegetativer Entgleisung, Exsikkose (Austrocknung), Harninkontinenz, Harnwegsinfektionen, Unterernährung, tiefer Venenthrombose oder pulmonaler Thromboembolie. Die perniziöse Katatonie ist deshalb lebensbedrohlich.
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Katatonie: die häufigsten Ursachen
Die Ursachen dieses Syndroms sind nicht ausreichend geklärt. In den meisten Fällen tritt es im Rahmen anderer neuropsychiatrischer Krankheiten auf. Zu den häufigsten Auslösern zählen folgende:
Neurologische Ursachen
Bei Menschen mit Katatonie ist häufig der hintere Teil der rechten partiellen Großhirnrinde verändert. Dieser Bereich ist für willkürliche motorische Bewegungen zuständig. Des Weiteren sind häufig auch der inferiore präfrontale und der mediale orbitofrontale Bereich betroffen. Dies erklärt die emotionale Dysregulation nach den Episoden sowie die Anosognosie.
Biologische Ursachen
Verschiedene organische Krankheiten sowie Drogenkonsum können das Syndrom verursachen. Auch Epilepsie, HIV oder ein Schlaganfall können katatonische Episoden auslösen. Weitere Verursacher können Krankheiten wie Diabetes oder eine Schilddrüsenunterfunktion in ihrer schwersten Form oder auch eine schwere Unterkühlung sein.
Andere Störungen
Dieses neuropsychiatrische Syndrom tritt, wie bereits erwähnt, häufig im Zusammenhang mit anderen Krankheiten auf. Dazu gehören unter anderem:
- Schizophrenie
- Affektive Störungen
- Virale oder autoimmune Enzephalitis
- Auswirkungen von Neuroleptika (wie Clozapin)
- Bipolare Störung
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Autismus-Spektrum-Störung
- Zwangsstörungen
- Alkohol- oder Benzodiazepinentzug
- Physiologische Probleme im Zusammenhang mit GABA, Glutamat, Serotonin und Dopamin
Katatonie: Diagnose
Die Bush-Francis Catatonia Scale (BFCRS) zählt zu den Diagnosewerkzeugen, die am häufigsten zum Einsatz kommen. Obwohl die Katatonie oft in Verbindung mit (oder als Folge von) Krankheiten oder Drogenkonsum auftritt, hat das DSM-V die Tür geöffnet, um das Syndrom als Störung zu betrachten. So wurde ein diagnostisches Kriterium festgelegt, bei dem mindestens drei der mit den Episoden verbundenen Symptome auftreten müssen.
Bei der Diagnose durch organische und psychiatrische Untersuchungen ist es wichtig, zwischen der lebensbedrohlichen perniziösen Katatonie und der benignen Katatonie zu unterscheiden.
Katatonie: Behandlung
In den neuesten Arbeiten werden bei der benignen Katatonie Benzodiazepine als Mittel der ersten Wahl genannt. Sie wirken als GABA-Agonisten in akuten Episoden und kehren die Symptome von Lähmung und Stupor um. Der am häufigsten verwendete Wirkstoff ist Lorazepam.
Zum Teil kommt auch die Elektrokrampftherapie (EKT) zur Anwendung. Wie in Neurology International beschrieben, ist diese Methode nützlich, wenn sie frühzeitig eingesetzt wird. Ihre Wirksamkeit liegt in der Verbesserung der Durchblutung des orbitofrontalen und parietalen Kortex. Dies wiederum erhöht die Aktivität und Expression der GABA-Neurorezeptoren.
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine Behandlung, die seit einigen Jahren zum Einsatz kommt, um bestimmte Hirnregionen zu stimulieren, da sie im Gegensatz zur EKT keine Anästhesie erfordert.
Wenn alles andere versagt, werden Antipsychotika eingesetzt. Dies muss unter ärztlicher Aufsicht, mit Vorsicht und zusätzlich zu anderen Medikamenten erfolgen, da es beim Absetzen zu einer Verschlimmerung der katatonischen Symptome oder einem Entzugssyndrom kommen kann. In einigen Fällen kommt auch Amantadin zur Anwendung.
Zusätzlich empfehlen sich eine Ergotherapie und die therapeutische Unterstützung der Betroffenen. Durch Psychoedukation erhalten Patienten hilfreiche Werkzeuge zur Hand, um die affektiven Symptome dieses Syndroms zu bewältigen.
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Die frühzeitige Erkennung verbessert die Prognose
Die Symptome und der Schweregrad sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Wird dieses Syndrom frühzeitig diagnostiziert, kann eine angemessene Behandlung effektiv helfen. Sind einige der beschriebenen Symptome zu beobachten, ist es deshalb wichtig, sich schnellstmöglich ärztlich untersuchen zu lassen.
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