Jiddu Krishnamurti: Die Wahrheit ist ein pfadloses Land
Jiddu Krishnamurti war einer der versiertesten und vielfältigsten spirituellen Lehrer des 20. Jahrhunderts. Noch vor seinem 18. Geburtstag wählte ihn die Theosophische Gesellschaft dazu aus, der Welt die Weisheit der Gesellschaft zu vermitteln. Dazu wurde er vom Orden des Sterns des Ostens (Order of the Eastern Star) ausgebildet.
Für mehr als 20 Jahre verblieb er in diesem Orden, lehnte jedoch das Angebot ab, dessen Oberhaupt zu werden. Danach begann er, um die Welt zu reisen und seine Lehren zu verbreiten. Dabei legte er besonderen Wert darauf, den Menschen die Notwendigkeit einer globalen Veränderung zu vermitteln.
Er hat nie an religiösen Gruppen und Ritualen teilgenommen. Er konzentrierte sich besonders auf die Frage, warum die Menschheit sich von Ängsten, Neid, Schmerz und Wut befreien sollte. Daher ist auch sein großartiges Vermächtnis bis heute allgegenwärtig. Es ist uns in Form zahlreicher Reden, Bücher, Interviews, Briefe und Artikel erhalten geblieben.
Die Jugend von Jiddu Krishnamurti
Jiddu wurde im Jahr 1895 in einer hinduistischen Familie in einer kleinen südindischen Stadt geboren. Er war ein kränkliches Kind und wurde für geistig behindert gehalten. Einige Quellen berichten davon, dass er von seinem Vater und einigen Lehrern misshandelt wurde.
Als er 10 Jahre alt war, starben seine Mutter und seine Schwester. Dieser Verlust traf ihn schwer. Dennoch schaffte er es, in der Natur Frieden für sich zu finden. Im Jahr 1909 traf er dann den Wahrsager Charles Webster Leadbeater. Dieser zeigte sich von der Aura des jungen Jiddu zutiefst beeindruckt. Daraufhin wurde er zum künftigen Weltenlehrer erklärt.
Webster war ein Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und so wurde Jiddu Krishnamurti unter dem wachsamen Auge der Gesellschaft zunächst in Adyar und später im Ausland unterrichtet. Außerdem wurde er von Dr. Annie Besant, die ebenfalls Mitglied dieser Gesellschaft war, adoptiert. Sie wurde für Jiddu zu einer Mutterfigur.
Die Theosophische Gesellschaft und Jiddu Krishnamurti
Im Jahr 1911 gründete die Theosophische Gesellschaft den Orden des Sterns des Ostens (Order of the Eastern Star) für ihren neuen Lehrer: Jiddu Krishnamurti. In diesem Jahr zog Jiddu dann nach London. Hier hielt er seine ersten Reden und veröffentlichte erste Schriften. Während der folgenden drei Jahre reiste er, stets dicht gefolgt von seinen theosophischen Unterstützern, durch Europa. Nach Ende des zweiten Weltkrieges begab er sich dann auf eine Weltreise.
Als er im Jahr 1922 nach Kalifornien reiste, begegnete er dort einem der einflussreichsten Menschen seines Lebens, Rosalind Williams. Daraufhin gründeten sie gemeinsam die Happy Valley Schule. Allerdings war ihre romantische Beziehung nicht von Dauer.
Außerdem erlebte er in diesem Jahr etwas, das er später als “intensives spirituelles Erwachen” beschrieb. Dabei erlebte er eine mystische Vereinigung. Kurz darauf verstarb dann allerdings sein Bruder an Tuberkulose. Dieser hatte ihn während all der Jahre stets begleitet.
Nach dem Tod seines Bruders verlor Jiddu Krishnamurti den Glauben an die Theosophie. Es gelang ihm sogar, die Gesellschaft aufzulösen. Allerdings waren die restlichen Mitglieder der Gesellschaft davon überhaupt nicht begeistert.
Solo-Reisen und andere Sorgen
In den folgenden 14 Jahren reiste Jiddu Krishnamurti um die Welt, hielt viele Reden und schrieb zahlreiche Artikel. Danach kehrte er im Jahr 1947 nach Indien zurück. Dort reiste er durch das Land, um vor vor tausenden junger Intellektueller Vorträge zu halten.
Krisnamurti verbannte Religion und politische Ideologien aus seinem Leben, da er davon überzeugt war, dass diese beiden Faktoren die Menschheit teilten.
Seine Lehren gingen weit über die von Menschen geschaffenen Glaubenssysteme und Überzeugungen hinaus. Da er sich von seinem Image als Guru entfernte, diskutierte er während seiner Konferenzen auch nicht über Traditionen oder Denkschulen. Stattdessen sprach er über sein Wissen bezüglich des menschlichen Geistes und über das, was er für heilig hielt. Außerdem hat er sich den Herausforderungen von Wissenschaftlern und Psychologen gestellt, als wären es seine eigenen.
Das Vermächtnis von Jiddu Krishnamurti
Jiddu Krishnamurti verstarb im Alter von 90 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Nachdem sein Körper verbrannt war, wurde seine Asche in Indien, England und den Vereinigten Staaten von Amerika verteilt. In diesen drei Ländern hatte er einen besonders nachhaltigen Einfluss gehabt.
Er gründete verschiedene Schulen in der ganzen Welt. Außerdem begründete er die Krishnamurti Stiftung, die bis heute einige Schulen unterhält. Nach wie vor betreiben seine Anhänger die von ihm gegründeten gemeinnützigen Organisationen und verbreiten seine Lehren.
Die Wahrheit ist ein pfadloses Land
Das Kernstück der Lehren von Jiddu Krishnamurti ist die Erklärung, die er im Jahr 1929 machte: “Die Wahrheit ist ein pfadloses Land”. Damit lehrt er uns, dass der Mensch die Wahrheit nicht durch Organisationen, Überzeugungen, Dogmen, Priester, Rituale oder Philosophie erlangen kann.
Für ihn kann die Wahrheit nur dadurch gefunden werden, dass wir verstehen und beobachten, was in unserem Geist geschieht. Die Menschen haben sich mit Symbolen, Ideen und Glaubenssätzen umgeben. Diese beherrschen ihre Gedanken und das wiederum beherrscht dann auch ihr Leben und ihre Beziehungen. Weder der Name noch die Form unserer Kulturen sollte uns definieren, da sie traditionell sehr oberflächlich sind. Stattdessen müssen wir unseren Geist befreien.
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- Krishnamurti, Jiddu (2009) Freedom from the Known. Edited by Mary Lutyens. HarperSanFrancisco. 978-0060648084.
- Lutyens, Mary (2016) J. Krishnamurti. The Open Door (A Biography of J Krishnamurti). Krishnamurti Foundation Trust Ltd. B01HPZ9KZ8.
- De Sousa A. (2012). Mind and consciousness as per j. Krishnamurti. Mens sana monographs, 10(1), 198–207. doi:10.4103/0973-1229.86145.