Jeder macht Fehler, aber nur wenige entschuldigen sich

Jeder macht Fehler, aber nur wenige entschuldigen sich

Letzte Aktualisierung: 07. Juli 2017

Fehler zu begehen ist menschlich. Es ist auch eine außergewöhnliche Möglichkeit, auf bescheidene Art und Weise zu wachsen und zu realisieren, dass das Leben ein unaufhörlicher Lernprozess ist. Es ist zudem weise, jedes Scheitern, jede Vernachlässigung und jede Beleidigung mit einer Entschuldigung zu begleiten. Das ist eine Stärke, die viele besser in die Praxis umsetzen sollten.

Dieser interne Mechanismus von Selbstbewertung, durch den wir realisieren, dass wir nicht das Richtige getan haben, wird von dem bekannten Untermieter Ego beherrscht. Es gibt tatsächlich keinen größeren Wurm als das Ego, das sich nur darauf konzentriert, diese Dimension zu beschützen, weit entfernt davon, mit der verletzten Person mitzufühlen.

Fehler zu begehen ist weit verbreitet, aber um Vergebung zu bitten ist eine Gewohnheit, die nur sehr wenige pflegen. Deshalb sehe ich einen Menschen als edel an, der die Reife besitzt zu sagen “Ich hatte Unrecht”  und den Mut hat, mich um Verzeihung zu bitten und mir dabei in die Augen schaut.

Wenn du gut darüber nachdenkst, dann realisierst du, dass wir den Ausdruck “Sorry”  beinahe täglich benutzen. Wenn wir jemanden anrempeln, wenn wir einen Freund in seinem Tun unterbrechen oder ihm in einer Unterhaltung ins Wort fallen. Allerdings gibt es nur sehr wenige Menschen, die die Schuld auf sich nehmen, wenn sie einen Fehler in einem heiklen oder tiefgreifenden Aspekt ihres Lebens begangen haben. Nur sehr wenige bringen ein “Es tut mir Leid, ich habe es vermasselt. Bitte entschuldige das.  hervor.

Warum fällt uns das aber so schwer? Wir laden dich dazu ein, darüber nachzudenken.

Fehler begehen, ein menschlicher Zug

Alle von uns sind wundervoll fehlerhaft. Weit davon entfernt, einen Fehler als etwas Negatives anzusehen, sollten wir den Fehler in all seiner Erhabenheit und seinen Details schätzen, um aus ihm eine Lektion zu ziehen. Denn ein Fehler ist nicht mehr als eine Einladung, sich zu verbessern.

Jetzt wissen wir auch, dass es diese und jene Fehler gibt. Es gibt Zeiten, in denen wir Fehler begehen, die nicht mehr als Türen zur Selbstentdeckung sind, wie James Joyce sagte. Vor allem die Wissenschaft kennt diese unglaublichen Zufallsfunde, jene Momente, in denen Forscher eine innovative Entdeckung gemacht haben, nur weil sie “einen Fehler” begangen haben.

Dieser menschliche Zug nimmt eine komplexere Gestalt an, wenn einen Fehler zu begehen zu einem Synonym von Beleidigung, von der Erniedrigung anderer Parteien wird. Diese Situationen werden noch intensiver, wenn die Person die Beleidigung wiederholt. Möglicherweise aufgrund von Stolz oder emotionaler Unreife.

Eine Gesellschaft, die Fehler bestraft

Wir leben in einer Gesellschaft, die sich tatsächlich recht selten entschuldigt. Und wenn wir es tun, dann zeigen wir manchmal die vorher erwähnte Unreife. Es gibt Menschen, die über WhatsApp um Verzeihung bitten. Oder gar jene, die ihre Entschuldigungen in sozialen Netzwerken veröffentlichen, sodass die betroffene Person keine andere Wahl hat, als unter den Augen aller Follower und Freunde einzulenken.

Wir leben auch in einem sozialen Szenario, in dem Kindern beigebracht wird, dass es schlecht sei, Fehler zu begehen. Innerhalb des gegenwärtigen Erziehungssystems ist das Scheitern eines Schülers etwas zu Bestrafendes. So lernt das Kind schon von klein auf Verteidigungsmechanismen, um seine Fehler zu verstecken. Niemand soll sehen, was nicht richtig gemacht wurde, um so das Selbstbewusstsein zu beschützen. Und dort beginnt der Teufelskreis: Wenn ich meinen Fehler weder sehen kann noch will, dann muss ich mich nicht entschuldigen. 

Wir haben nach und nach die Fähigkeit, uns zu entschuldigen, verloren. Sie wurde vom Akt des Verdeckens ersetzt, und das aufgrund eines aufgeblasenen Egos. Wir alle lassen wundervolle Möglichkeiten, zu lernen und zu wachsen, an uns vorüber ziehen. Das ist so, weil wir von Kindesbeinen an Fehler als etwas Negatives und Strafbares ansehen.

Die Stärke, zu wissen, wie man sich nach einem Fehler entschuldigt, und wie man ihn vergibt

Authentische Vergebung, die Art, die heilt und Nähe schafft, ist nicht auf einen simplen Akt von Altruismus begrenzt. Vergebung ist vor allem eine Frage der Einstellung und die klare Entscheidung, mutig zu sein. Sie ist die Anerkennung von Schaden, um der Person vor uns zu zeigen, dass wir uns dessen bewusst sind, was sie angerichtet hat.

Wir sollten uns auch bezüglich der Tatsache klar sein, dass nicht jedes “Es tut mir leid”  zählt. Nicht jedem, der um Verzeihung bittet, wird verziehen. Trotzdem ist es wichtig, dass wir in der Lage sind, zu vergeben.

Um zu lernen, wie man sich entschuldigt und wie man verzeiht, befolge diese Schritte:

  • Baue Vorurteile ab. Unsere Gesellschaft assoziiert den Akt des Sich-Entschuldigens mit Schwäche. Es ist daher an der Zeit, all diese Vorurteile abzubauen. Zeit, zu verstehen, dass es niemand Mutigeren gibt als jenen, der sich mit Bescheidenheit und Entschuldigung bedeckt.
  • Visueller Kontakt und Bestimmtheit helfen dir dabei, nicht in falsche Rechtfertigungen zu verfallen. Du musst dem Menschen, dem du Unrecht getan hast, in die Augen schauen, um klar und deutlich ausdrücken zu können, dass du falsch lagst.
  • Übernimm Verantwortung für das, was du getan hast.
  • Reue, um glaubwürdig zu sein, muss immer vom klaren Willen, die Schäden zu reparieren, begleitet werden.
  • Vergebung muss ohne Drama und mit der angemessenen Empathie angeboten werden.

Die Menschen sagen oft, dass der, der sich zuerst entschuldigt, der Mutigste, und der, der Vergebung anbietet, der Bescheidendste ist. Aber in Wahrheit liegt unsere Größe darin, von all diesen Entscheidungen zu lernen. Denn es gibt nichts, was dir mehr beibringt, als einen Fehler zu begehen. Und es gibt nichts, was wertvoller ist, als zu wissen, wie man um Vergebung bittet und verzeiht.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.