Induzierte wahnhafte Störung: Symptome, Ursachen und Behandlung

Können psychotische Störungen ansteckend sein? In diesem Artikel gehen wir auf diese Frage ein. Lies weiter!
Induzierte wahnhafte Störung: Symptome, Ursachen und Behandlung
Ebiezer López

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Ebiezer López.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Die induzierte wahnhafte Störung oder “Folie à deux” (Geistesstörung zu zweit) beschreibt die “Übertragung” einer Wahnvorstellung von einer erkrankten Person auf einen nahestehenden gesunden Menschen. Kann Wahn tatsächlich “ansteckend” wirken? Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren.

Induzierte wahnhafte Störung: Was ist das?

Menschen mit Wahnvorstellungen erfahren eine veränderte Wahrnehmung der Realität. Psychosen können visuelle, auditive oder auch taktile Halluzinationen auslösen. Weitere Folgen sind desorganisiertes Denken und Sprechen, erratisches motorisches Verhalten und negative Emotionen.

Beispiele für Psychosen sind Schizophrenie, wahnhafte Störungen oder schizoaffektive Störungen. Sie sind alle in Diagnosehandbüchern klassifiziert und verfügen über klinische Kriterien, die die Diagnose erleichtern.

Anders verhält es sich jedoch mit der induzierten wahnhaften Störung. In diesem Fall handelt es sich um einen Zustand, bei dem ein psychotisches Symptom von einem Patienten auf einen anderen übertragen wird. Es handelt sich meist um Wahnvorstellungen, doch auch Halluzinationen oder Denkstörungen können auftreten.

Der induzierte Wahn war früher eine DSM-IV-Diagnosekategorie. Im DSM-V wurde diese Störung jedoch als Unterform der wahnhaften Störung klassifiziert. Es ist wichtig, die spezifischen Anzeichen zu kennen, um die entsprechende Diagnose stellen zu können.

Diese Störung beginnt meist schleichend und verfestigt sich allmählich. Eine Person entwickelt eine Psychose und mit der Zeit verfestigt sie sich. Danach kommt es zur Übernahme der Wahnvorstellungen durch eine andere Person.

Mann hat Induzierte wahnhafte Störung

Die Ursachen

Dieses Krankheitsbild gilt als unterdiagnostiziert, da es mehrere Schwierigkeiten gibt. Ein geteiltes Delirium ist nur schwer zu erkennen, außerdem isolieren sich Betroffene meist. Sie gehen nur selten zum Arzt.

Giménez und Moreno (2016) stellten eine Fallstudie über zwei Schwestern vor, die gemeinsam eine psychotische Störung hatten. In ihrer Arbeit erwähnen sie, dass dies ein häufiger Zustand bei Menschen ist, die eine enge emotionale Bindung haben, wie Familienmitglieder oder Partner. Sie weisen außerdem auf einen möglichen genetischen Faktor hin.

Interessant ist ebenfalls die Beziehungsdynamik zwischen den beiden Personen, an dieser Störung leiden. Meist leidet eine Person an der eigentlichen Erkrankung (Schizophrenie, Wahnvorstellungen usw.), die andere übernimmt eine passive Rolle und ist besonders anfällig.

Varela et al. (2019) haben einen weiteren Fallbericht veröffentlicht. Es handelt sich um eine Mutter und ihr Kind. Auch diese Autoren verweisen auf das Verhältnis von Dominanz und Unterwürfigkeit, Bindung und mögliche genetische Faktoren hin.

Weitere Risikofaktoren, die zu diesem Zustand beitragen könnten, sind soziale Isolation, geringe Intelligenz und Drogenmissbrauch. Wie bei anderen psychotischen Störungen können auch akute Stress- und Angstzustände eine Rolle spielen.

Induzierte wahnhafte Störung: Behandlung

Die beiden Personen werden zunächst getrennt untersucht und diagnostiziert. Wenn die beiden Personen voneinander getrennt werden, beginnt der passive Patient in der Regel, seinen eigenen Symptome zu hinterfragen. Sie werden in Abwesenheit des Hauptakteurs schwächer oder verschwinden ganz. Dies weist darauf hin, dass die Suggestion dabei eine Schlüsselrolle spielen könnte. Gleichzeitig würde es erklären, warum die “Folie à deux” so oft in Familien vorkommt.

Bei dem Patienten mit der Grunderkrankung wird nach der Diagnose eine spezifische Behandlung eingeleitet. Bei Schizophrenie verschreibt der Arzt Antipsychotika, um Halluzinationen, Wahnvorstellungen und andere Symptome zu reduzieren. Es ist außerdem ratsam, beide Personen psychotherapeutisch zu betreuen. Sie können so ihre Selbstregulierungsmechanismen verbessern. Außerdem verringert sich dadurch der gegenseitige Einfluss.

Induzierte wahnhafte Störung: Behandlung

Weitere Studien sind erforderlich

Die induzierte wahnhafte Störung muss noch genauer erforscht werden, um die Ursachen und die klinische Relevanz eindeutig zu erklären. Dies ermöglicht auch die entsprechende Prävention und eine spezifischere Intervention.

Es handelt sich um eine schwer zu diagnostizierende Störung, da sie gleichzeitig zwei Personen betrifft. Ein Delirium kann unbemerkt bleiben, wenn zwei Personen davon überzeugt sind. Aus diesem Grund muss der soziale und kulturelle Kontext der Patienten untersucht werden, um ihre Einschätzung der Realität zu analysieren.

Der gemeinsame Wahn wirft die Frage auf, was “normal” bedeutet. Wenn eine Gruppe von Menschen ein anderes Glaubenssystem entwickelt und dieses teilt, kann man nicht von Wahn sprechen. Bei der Diagnose einer induzierten psychotischen Störung ist dies ein wichtiger Aspekt. Andernfalls könnte es zur Diskriminierung kommen, indem kulturbedingtes Verhalten als “abnormal” abgestempelt wird.

Lesetipp:


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Gálvez Flórez, J. F. (2003). Trastorno Psicótico Compartido en una pareja de pacientes geriátricos. Revista Colombiana de Psiquiatría, 32(2), 169-174.
  • Giménez, M. H., & Moreno, C. L. (2016). Delirio compartido o folie a deux. Norte de Salud mental, 14(54), 1.
  • Varela, E., Goti, J., Campillo, M. T., Galcerán, C., & Baeza, I. (2019). Folie à deux en un niño prepúber y su madre. Revista de Psiquiatría Infanto-Juvenil, 36(3), 36-39.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.