Imago-Therapie: Von der romantischen zur reifen Liebe

Die anfängliche Verliebtheit ist intensiv und überschwänglich, doch sie hält nicht ewig. Die Imago-Therapie hilft Paaren, durch Kommunikation, Akzeptanz und Nähe eine reifere Liebe zu erreichen und Konflikte auf konstruktive Art und Weise zu managen.
Imago-Therapie: Von der romantischen zur reifen Liebe
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 11. März 2023

Die Imago-Therapie geht davon aus, dass jeder Mensch ein unbewusstes Bild der Liebe in sich trägt, dessen Ursprung in der Familie liegt. Die Erziehung, traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder ein sicheres, stabiles Umfeld beeinflussen zukünftige Beziehungen im Erwachsenenalter. Dieses Therapie-Konzept zeigt Paaren einen Weg der Kommunikation auf, der auf Akzeptanz und Verständnis aufbaut. Es ist eine Methode zur Selbsthilfe, mit der Konflikte auf konstruktive Weise gelöst werden können.

“Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.”

Antoine de Saint-Exupery

Paar macht Imago-Therapie
Psychologische Modelle wie die Imago-Therapie helfen Paaren durch Empathie und Kommunikation eine reife Beziehung aufzubauen.

Imago-Therapie: Was ist das?

Die Imago-Therapie wurde in den 1970er-Jahren von Dr. Harville Hendrix und Dr. Helen LaKelly¹ entwickelt. Sie hatten beide eine Scheidung hinter sich und versuchten, viele der Probleme, die ihnen diese Erfahrung bescherte, in einer Therapie zu bewältigen. Damals wurde ihnen ein Aspekt klar: Zu dieser Zeit gab es keine wissenschaftlich fundierte Therapie, die nicht nur die Wiederherstellung von Beziehungen in Krisenzeiten erleichtert, sondern das Wachstum des Paares ermöglicht, um in der Beziehung verantwortungsvoll und engagiert zu handeln.

Da sie diesen Ansatz in den bestehenden Schulen der Paartherapie nicht fanden, entwickelten sie ihr eigenes Modell, das auf der oben erwähnten Idee basierte. Die Liebe unserer Familie prägt unsere Vorstellung einer Beziehung. Und dieses Bild konditioniert uns.

Die Imago-Therapie zielt darauf ab, die Beziehung zu verbessern, indem sie Werkzeuge zur Optimierung der Kommunikation, des Einfühlungsvermögens, der zwischenmenschlichen Fähigkeiten usw. bereitstellt. Sie arbeitet auch an den emotionalen Wunden aus der Kindheit, die oft auf emotionale Bindungen projiziert werden.

“Wir werden in eine Beziehung hineingeboren, wir werden in der Beziehung verwundet und wir können in der Beziehung geheilt werden.”

Harville Hendrix

Imago-Therapie: die Ausgangsbasis

Untersuchungen der Villanova University in Philadelphia zeigen die Wirksamkeit dieser Therapie. Derzeit ist bekannt, dass sie die Empathie in einer Beziehung stärkt. Die Imago-Therapie baut auf folgende Wurzeln auf:

  • Die Imago-Therapie hat ihre Wurzeln in der Jungschen Psychoanalyse. Sie betont die Prägung der Persönlichkeit in der Kindheit.
  • Wir müssen die Wunden der Vergangenheit heilen, denn sie behindern unsere psycho-affektive Entwicklung. Tun wir das nicht, verfallen wir immer wieder in schädliche Beziehungen.
  • Die Therapie fördert das Einfühlungsvermögen und eine gesunde Kommunikation, sie entschärft die klassischen Ideale der romantischen Liebe.
  • Es ist notwendig, fehlerhafte Schemata, die unser menschliches Potenzial einschränken, zu heilen, zu korrigieren und zu deaktivieren. Ein Beispiel dafür sind die Botschaften, die wir normalerweise in unserer Kindheit erhalten, wie: “Nur schwache Menschen weinen, du musst stark sein” oder “Wer dich wirklich liebt, bringt dich zum Weinen”…

Die Imago-Therapie kann nicht nur deine Beziehung verbessern, die hilft dir auch, traumatische Kindheitsereignisse zu verarbeiten.

Paar in der Imago-Therapie
Die Spiegeltechnik zählt zu den bekanntesten Werkzeugen der Imago-Therapie. 

Techniken der Imago-Therapie: Aufbau einer reifen Liebe

Die Imago-Therapie hilft Paaren, das mentale Bild, das sie von der romantischen Liebe haben, zu überarbeiten. Sie müssen verstehen, dass die Phase der Euphorie, der Leidenschaft und Faszination mit der Zeit nachlässt und zu einer reiferen Liebe führt. Das Paar muss daran arbeiten, dass auch diese Phase beide glücklich macht. In der Regel werden in dieser Therapie folgende drei Techniken eingesetzt:

1. Der Spiegel

In dieser Übung sieht sich jeder Partner im Spiegel des anderen. Diese Technik hat großes Potenzial, denn es geht um die offene, ehrliche Kommunikation der Gefühle und Bedürfnisse. Dafür sind Klarheit, Zuneigung und auch Mut erforderlich. Nachdem die eine Person in den Spiegel der anderen blickt, berichtet sie, was sie gesehen und verstanden hat, welche Gefühle und Gedanken sie wahrgenommen hat. Diese Technik fördert das Einfühlungsvermögen und das Verständnis.

2. Validierung

Die Validierung ist der tägliche Klebstoff in einer glücklichen, reifen und bewussten Partnerschaft. Es geht darum, die Realität des anderen zu akzeptieren und zu verstehen, ohne sie zu beurteilen, zu kritisieren oder sie verändern zu wollen. Wir müssen den Bedürfnissen, Gefühlen oder Gedanken des geliebten Menschen Raum geben und ihm zeigen, dass das, was er erlebt, für uns von Bedeutung ist. Aktives Zuhören, Respekt und Empathie sind wichtige Grundlagen in jeder erfolgreichen Beziehung.

3. Sicherheit

Die Bindung zwischen zwei Menschen wächst und reift, wenn sie einen sicheren Raum schaffen, in dem sie füreinander da sind und Probleme konstruktiv lösen. Ein sicherer Hafen bedeutet auch, Veränderungen zu akzeptieren und sich gemeinsam darum zu bemühen, durch Dialoge, Vertrauen, Respekt und Empathie zu wachsen.

Die Imago-Therapie ist ein interessantes und praktisches Hilfsmittel für Paare, das die persönliche Entwicklung jedes Partners fördert und ein harmonisches Miteinander ermöglicht.

Literaturempfehlung

  1. So viel Liebe wie du brauchst: Der Wegbegleiter für eine erfüllte Beziehung, Harville Hendrix, Helen LaKelly Hunt, RGV Renate Götz 2021

Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Gehlert, N. C., Schmidt, C. D., Giegerich, V., & Luquet, W. (2017). Randomized controlled trial of Imago relationship therapy: Exploring statistical and clinical significance. Journal of Couple & Relationship Therapy16(3), 188–209.
  • Hannah, M. T., Luquet, W., Hendrix, H., Hunt, H., & Mason, R. C. (2005). Imago relationship therapy: Perspectives on theory. Jossey-Bass/A Wiley Imprint.
  • Luquet, W. (2015). Short-term couples therapy: The Imago model in action. Routledge.
  • Schmidt, C. D., & Gehlert, N. C. (2016). Couples therapy and empathy: An evaluation of the impact of Imago relationship therapy on partner empathy levels. The Family Journal25(1), 23–30.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.