Im Leben gibt es keine Verlängerung

Im Leben gibt es keine Verlängerung
Alicia Escaño Hidalgo

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Alicia Escaño Hidalgo.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Der Tod ist immer noch ein ziemliches Tabuthema. Zumindest in den westlichen Gesellschaften versuchen wir, es mit allen Mitteln zu meiden: Die Friedhöfe werden außerhalb der Stadt gebaut, die Totenwache wird nicht mehr gehalten und wenn wir mal wirklich gezwungen sind, darüber zu reden, versuchen wir, den Tod nicht direkt zu erwähnen, sondern verstecken ihn in Sätzen wie: “Tut mir leid, das mit deinem Vater.”

Den Tod zu meiden, ist keine Lösung, im Gegenteil, er kann so zu einem echten Problem werden: weil die Tatsache, dass der Tod nicht präsent ist, dafür sorgt, dass wir uns nicht bewusst sind, dass wir nur einmal leben und dass dieses Leben irgendwann einmal ein Ende haben wird.

Wir glauben, wir seien unsterblich. Wir glauben, dass das Leben sehr lang ist, und konfrontieren uns nicht mit der Wahrheit, dass wir alle gehen müssen. Wir wissen weder wann, noch wie, aber das ist die Realität und das ist gut so.

Wenn wir denken, wir wären unsterblich, hören wir auf, intensiv zu leben und die Dinge zu tun, die wir lieben. Alles stagniert, wir lassen die Zeit verstreichen, und wenn wir uns bewusst werden, dass der Tod naht, ist es vielleicht schon zu spät.

Tod

Es gibt kein weiteres Leben, um neu anzufangen. Wenn wir deshalb den Tod als ein unvermeidliches und natürliches Ereignis ansehen, distanziert uns das emotional von unseren Problemen.

Die Dinge hören auf, solch eine große Wichtigkeit einzunehmen, die wir ihnen zuteilen, weil wir uns dessen bewusst sind, dass diese Probleme, die uns heute Sorgen bereiten, eines Tages nicht mehr da sein werden und niemand sich an sie erinnern wird. Niemand wird sich an die Schulden erinnern, ebenso wenig wie an den Freund, der dich für eine andere verlassen hat. In Wirklichkeit wird sich niemand – oder fast niemand – in hundert Jahren an dich erinnern. Wir müssen lernen, den Tod als etwas Natürliches anzusehen und nicht als etwas Makabres, Düsteres und Geheimnisvolles.

Wenn wir genau darüber nachdenken, werden wir uns bewusst, dass der Tod Teil des Kreislaufs unseres Lebens ist: Wir werden geboren, wir wachsen, wir pflanzen uns fort und wir sterben. Und dies geschieht genau so mit allen Lebewesen, also ist es ein natürlicher Vorgang, deshalb muss man sich damit abfinden und ihn akzeptieren, ohne irgendwelche Diskussionen.

Wir Menschen haben gedacht, dass wir etwas wie eine “Seele” haben, da wir anders sind als andere Lebewesen. Wir sind die am weitesten entwickelte Spezies, wir haben sehr komplexe Gefühle, wir können abstrakt denken, wir handeln auf gezielte Weise. Aber das ist nicht mehr als das Produkt der Evolution bzw. eines weit entwickelten, komplexen Gehirns.

Alles, was wir denken, alles, was wir fühlen, alles, was wir sind, wurzelt in unserem Gehirn und wenn wir sterben, schaltet es sich für immer aus. Wir hören dann auf, zu sein, wir hören auf, zu existieren. Diese wissenschaftliche und natürliche Sicht anzunehmen, kann ziemlich hoffnungslos wirken oder sogar Gefühle der Panik auslösen, aber sicherlich ist es die beste Art und Weise, um anzufangen, das Leben zu genießen und ihm den Sinn zu geben, den wir ihm geben wollen. Ohne Angst vor irgendetwas!

Wenn wir bald sterben, wovor müssen wir Angst haben? Wenn das Schlimmste, was dir in einer Situation passieren kann, der Tod ist, und du bereits weißt, dass dieser eines Tages kommen wird, wovor hast du Angst?

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Außerdem macht der Tod uns bewusst, dass wir alle gleich sind: sterbliche Personen aus Knochen und Fleisch, die eines Tages diese Welt verlassen werden. An einige wird man sich mehr erinnern als an andere, mehr aber auch nicht.

Wenn wir so denken, erkennen wir, dass niemand besser ist als der andere, dass wir alle einfach Menschen sind, die einen Anfang und ein Ende haben, die auf die Welt kommen und sterben. Es ist egal, ob wir weiß, schwarz, heterosexuell oder homosexuell, reich oder arm sind: Das Ende ist für uns alle gleich.

Die beste Schlussfolgerung, die wir aus diesen Betrachtungen ziehen können, ist folgende: Schluss mit Nichtigkeiten! Schluss mit Ängsten! Merkst du nicht, dass nichts so wirklich wichtig ist? Siehst du nicht, dass es neben dem Tod nichts Schreckliches geben kann?

Jetzt bist du lebendig, jetzt liegt dir die Welt zu Füßen. Von allen Personen, die hätten geboren werden können, warst du die Glückliche, die Person, die auf die Welt gekommen ist und kennenlernen durfte, was leben bedeutet.

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Versteh das Leben als ein Spiel oder wie ein Theaterstück. Geh raus zum Spielen und tu, was du tun möchtest, ohne Angst zu haben, das Falsche zu tun oder etwas Bestimmtes tun zu müssen. Ohne Angst vor dem, was andere dir sagen, ohne Angst vor irgendetwas, weil es nichts gibt, wovor man sich fürchten sollte.

Heute leben wir – was morgen ist, wissen wir nicht. Es gilt, keine Zeit zu verlieren! Die Wahrheit ist, dass wir bereits am Sterben sind. Das Leben verläuft blitzartig und geht schnell vorbei. Sorge dafür, dass es sich lohnt!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.