Hypnomanie: Das unkontrollierbare Verlangen nach Schlaf

Kennst du Hypnomanie? Wusstest du, dass dies der Ursprung anderer psychischer Gesundheits- oder Schlafstörungen sein kann? Wie unterscheidet sie sich von anderen Schlafstörungen? Lies weiter und erfahre mehr darüber!
Hypnomanie: Das unkontrollierbare Verlangen nach Schlaf

Letzte Aktualisierung: 24. September 2020

Schlafstörungen sind weltweit ein sehr großes Problem, wobei die Schlaflosigkeit am häufigsten auftritt. Tatsächlich wird angenommen, dass heute ungefähr ein Drittel der Weltbevölkerung unter Schlaflosigkeit leidet. Hypnomanie, das unkontrollierbare Verlangen nach Schlaf, ist nur eine der möglichen Ursachen von Schlafstörungen. Außerdem kann sie auch ein Symptom von Schlaflosigkeit selber sein. In unserem heutigen Artikel werden wir uns genauer mit den verschiedenen Ursachen dieses Teufelskreislaufes befassen.

Laut der American Academy of Sleep Medicine (AASM) haben in den Vereinigten Staaten zwischen 33 und 50% der Erwachsenen Einschlaf- oder Durchschlafprobleme. In Deutschland fallen diese Zahlen sehr ähnlich aus. Diese Statistik ist von enormer Bedeutung. Ironischerweise kann eine Schlafobsession gleichzeitig auch Schlafstörungen verursachen, wie beispielsweise extreme Tagesmüdigkeit oder Hypersomnie. In einigen Fällen kann sie auch zu psychischen Problemen wie Depressionen führen.

In unserem heutigen Artikel werden wir uns genauer mit den Symptomen, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für Hypnomanie befassen. Außerdem werden wir uns den möglichen Zusammenhang ansehen, der zwischen dieser Erkrankung und anderen psychischen und physischen Beschwerden besteht.

Hypnomanie - Frau im Bett

Was ist Hypnomanie und wie unterscheidet sie sich von anderen Schlafstörungen?

Das Wort Hypnomanie setzt sich aus den griechischen Wörtern “Hypnos” – “Traum” und Manie – “Besessenheit” zusammen. Dieser Begriff bezieht sich auf das intensive und unkontrollierbare Verlangen nach Schlaf bis zu dem Punkt, an dem es tatsächlich zu einer Besessenheit wird.

Diese Obsession kann unabhängig davon auftreten, wie viele Stunden ein Mensch in der Nacht geschlafen hat. Dennoch steht sie oft in Verbindung mit Problemen wie Insomnie. Darüber hinaus ist es wichtig, zwischen Hypnomanie und anderen ähnlichen Begriffen zu unterscheiden, wie beispielsweise Klinomanie, Narkolepsie und Hypersomnie.

Klinomanie bezieht sich auf das Verlangen oder die Obsession, so lange wie möglich im Bett zu bleiben (nicht zu verwechseln mit der klassischen “nur noch fünf Minuten”-Routine, die wir fast alle praktizieren, wenn morgens der Wecker klingelt). Klinomanie impliziert, dass der Betroffene überhaupt nicht die Absicht hat, aufzustehen und alle anderen Aktivitäten vernachlässigt, nur um weiter im Bett zu bleiben (obwohl er dabei nicht unbedingt schläft).

Als Hypersomnie wird eine extreme Schläfrigkeit bezeichnet, die selbst nach einer erholsamen Nachtruhe (von mindestens sieben Stunden Schlaf) auftritt. Außerdem haben die Betroffenen häufig Probleme, sich vollkommen wach zu halten.

Darüber hinaus gibt es die Narkolepsie. Hierbei handelt es sich um eine organische Störung, bei der der Betroffene extrem zum Einschlafen neigt. Dies geht mit Kataplexieperioden einher, in denen dieser Mensch unter plötzlicher Muskelschwäche, Hypocretinmangel (auch als Orexin bekannt) und verkürzter REM-Schlaflatenz (weniger als oder bis zu 15 Minuten) leidet.

Hypnomanie: Ursachen und Konsequenzen

Hypnomanie kann sowohl die Ursache als auch die Folge verschiedener Schlafstörungen sein. In einigen Fällen können sich dahinter sogar andere zugrunde liegende Probleme verbergen. Darüber hinaus ist Schlaflosigkeit (Insomnie) in vielen Fällen die Ursache für Hypnomanie. Das liegt daran, dass die mangelnde Schlafquantität und -qualität zu einer Besessenheit führen kann, die Augen zu schließen.

Aber was genau ist nun das eigentliche Problem? Es besteht darin, dass diese übermächtige Obsession zu schlafen tatsächlich zu immer ernsteren Episoden von Schlaflosigkeit führen kann. Daraus entsteht ein Teufelskreis, in dem jeder Zustand den jeweils anderen weiter verstärkt.

Wenn du permanent darüber nachdenkst, dass du schlafen musst (weil du glaubst, du hättest nicht genügend geschlafen), kann dies dazu führen, dass du dich schläfrig fühlst, selbst wenn du tatsächlich gar nicht so müde bist. Diese Schläfrigkeit führt dazu, dass du während des Tages nicht mehr richtig wachsam sein kannst. Und dies beeinträchtigt deine Arbeitsleistungen oder deine schulische Leistungsfähigkeit.

Menschen, die mit Hypnomanie kämpfen, könnten sich noch mit einem weiteren Problem konfrontiert sehen: Obwohl sie gar nicht müde sind, versuchen sie zu schlafen. Dies kann dazu führen, dass sie stundenlang im Bett liegen – in der Annahme, sie seien müde – und dann feststellen, dass sie nicht einschlafen können. Daher haben diese Menschen häufig das Gefühl, sie würden unter Schlaflosigkeit leiden.

“Keine geringe Kunst ist schlafen: es tut schon not, den ganzen Tag daraufhin zu wachen.”

-Friedrich Wilhelm Nietzsche-

Hypnomanie kann auch dahinterliegende Probleme verbergen

Andererseits kann Hypnomanie auch ein größeres Problem verbergen, das sich hinter dieser Störung verbirgt. Menschen mit Depressionen können den ganzen Tag darüber nachdenken, ins Bett zu gehen. Für sie ist es der Moment, an dem der Tag endlich zu Ende geht und sie aufhören können, nachzudenken, sich Sorgen zu machen und zu leiden.

Melancholische Depression gehen häufig mit Einschlafstörungen und Problemen beim morgendlichen Aufstehen einher. Dennoch ist bei atypischen Depressionen häufig eine Hypersomnie das vorherrschende Problem.

Wenn ein Arzt die Vermutung hat, dass ein Patient an Hypnomanie leidet, muss er auch überprüfen, ob der Patient die anderen diagnostischen Kriterien für depressive Störungen erfüllt oder nicht. Daraufhin kann er eine fundierte Diagnose stellen und den effektivsten Behandlungsplan aufstellen.

Mögliche Behandlungsoptionen

Um die beste Behandlungsoption zu wählen, muss der behandelnde Arzt zunächst eine Evaluation durchführen, um herauszufinden, ob die Hypnomanie das Resultat einer dahinter liegenden Störung ist. Außerdem wird er eine funktionale Analyse vornehmen, um die möglichen Ursachen und Konsequenzen des Problems genauer zu bestimmen.

Wenn der Arzt nach der Bewertung zu dem Schluss kommt, dass die Hypnomanie durch eine Insomnie hervorgerufen wurde, kann er aus verschiedenen Behandlungsoptionen wählen. Da die Schlaflosigkeit möglicherweise die Ursache der Hypnomanie ist, ist die Behandlung der Schlaflosigkeit von entscheidender Bedeutung. Wenn es gelingt, die Schlafqualität und -quantität des Patienten zu verbessern, wird es diesem leichter fallen, mit seiner Obsession umzugehen.

Behandlungstechniken

Einige der zur Verfügung stehenden Techniken sind folgende:

  • Progressive Muskelentspannungstechniken oder autogenes Training, um den Körper zu entspannen.
  • Techniken zur Stimuluskontrolle. Verschiedene Methoden, um Verhaltensweisen zu vermeiden, die mit einem guten Schlaf unvereinbar sind und dabei helfen, eine tägliche Routine zu etablieren.
  • Richtlinien zur Schlafhygiene. Gute Gewohnheiten, die das Einschlafen erleichtern.
  • Schlafbeschränkungen, um die Anzahl der Stunden zu reduzieren, die der Patient wach im Bett verbringt.
  • Paradoxe Intention. Dies ist eine häufig verwendete Technik, um Patienten davon abzuhalten, sich Sorgen über ihre Schlaflosigkeit zu machen.

Diese letztgenannte Technik ist besonders hilfreich in Fällen, in denen Hypnomanie sowohl die Ursache als auch das Resultat von Schlaflosigkeit ist. Denn in diesen Fällen führt die Tatsache, dass der Patient schlecht schläft, häufig dazu, dass er von der Idee besessen ist, er bräuchte mehr Schlaf. Und dies wiederum führt dann dazu, dass diese Besessenheit den Patienten davon abhält, gut zu schlafen. Daher kann paradoxe Intention dazu dienen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Paradoxe Intention besteht darin, den Patienten darum zu bitten, so viel Zeit wie möglich wach im Bett zu verbringen. Durch die Veränderung der Anweisung von “du musst schlafen” hin zu “du musst wach bleiben” verschwindet die Obsession, unbedingt schlafen zu müssen schlagartig. Denn diese Veränderung des Fokus führt häufig dazu, dass es den Betroffenen wesentlich leichter fällt, einzuschlafen.

Hypnomanie - schlaflose Frau im Bett

Unser Gehirn spielt uns einen Streich

Die Verbindung zwischen Hypnomanie und Schlaflosigkeit ist ein klares Beispiel dafür, wie unser Gehirn uns sabotieren kann. Jeder macht sich hin und wieder Sorgen. In vielen Fällen hilft uns dies sogar dabei, eine Lösung für unsere Probleme zu finden. Allerdings können zu viele Sorgen die Dinge auch noch verschlimmern. Es ist fast so, als hätte unser Gehirn eine “tolerierbare Sorgenschwelle”. Wenn wir diese überschreiten, verlieren wir unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen, selbst dann, wenn die Lösung in greifbarer Nähe liegt.

Einige Menschen verbringen so viel Zeit damit, sich darüber Gedanken zu machen, wie viel sie in der vergangenen Nacht geschlafen haben, dass sich daraus eine chronische Störung entwickeln kann. Obwohl dies natürlich nicht bedeutet, dass du nicht auf deine Schlafgewohnheiten achten solltest, ist es dennoch wichtig, dass du dies auf nützliche und konstruktive Weise tust. Und dir nicht von deinen Sorgen deine gute Nachtruhe rauben lässt.

“Nichts im Leben ist so wichtig, wie du glaubst, während du darüber nachdenkst.

-Daniel Kahneman-


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.