Haben wir eine Seele? Was die Wissenschaft darüber weiß

Die Wissenschaft kommt der Erklärung für die Existenz der Seele immer näher. Eine faszinierende Herausforderung, die die Menschheit im Laufe ihrer Geschichte immer wieder versucht hat zu entschlüsseln.
Haben wir eine Seele? Was die Wissenschaft darüber weiß
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2022

Die Frage, ob wir eine Seele haben, hat im Laufe der Geschichte viele Philosophen und Wissenschaftler beschäftigt. Wir betrachten in unserem heutigen Artikel das wissenschaftliche Paradigma, die Tradition und die Herausforderungen, vor denen wir heute stehen. Ferner nähern wir uns der faszinierenden Theorie des Biozentrismus, der sich der US-amerikanische Wissenschaftler Robert Lanzas widmet.

Es geht nachfolgend nicht um rein spirituelle Aspekte, sondern vielmehr um die Frage, was die Wissenschaft über dieses Thema in den letzten Jahren herausgefunden hat. Haben wir dein Interesse geweckt?

Haben wir eine Seele? Was die Wissenschaft darüber weiß

Haben wir eine Seele? Glaubenssätze und Überzeugungen

Die Vorstellung von der Existenz der Seele ist mit dem Glauben an das Leben nach dem Tod verbunden. Viele Religionen betrachten die Seele als einen Wegweiser, der unsere Gedanken und Gefühle prägt und sich von rein körperlichen Erfahrungen abhebt.

Diese Vorstellung der Seele variiert je nach Kontext, Religion und Disziplin, die sich damit befasst. Unabhängig davon stellt sich die Frage nach dem Beweis für die Existenz der Seele und den verschiedenen Bewusstseinszuständen. Auch die Erinnerung und die Vorstellungskraft spielen dabei eine Rolle. Im Allgemeinen wird die Seele als Lebenskraft oder Lebensimpuls betrachtet.

Das wissenschaftliche Paradigma

Der Philosoph und Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn versteht alle bekannten und allgemein anerkannten Erkenntnisse über ein Thema als wissenschaftliches Paradigma. Dabei geht es nicht nur um Lösungs- und Problemmodelle in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, sondern auch um Kritik.

Das aktuelle wissenschaftliche Paradigma erkennt die spirituelle Dimension in der Regel nicht an. Vielmehr weist die Wissenschaft darauf hin, dass es keine Seele braucht, und erklärt das Leben durch Gleichungen, die Aktivität von Kohlenstoff, Proteinen usw.

Die Religion gibt die Antwort auf die Existenz der Seele aus spiritueller Perspektive und bringt sie mit transzendenten, nicht körperlichen Aspekten in Verbindung. Die Wissenschaft geht bei der Vorstellung der Seele von einer materiellen Grundlage aus. Das bedeutet, dass die Seele häufig als Synonym für “Geist” oder “Bewusstsein” herangezogen wird.

Haben wir eine Seele? Was die Wissenschaft darüber weiß

Gibt es eine Seele? Herausfordernde Wissenschaftstheorien der Gegenwart

Zwar hat die Neurowissenschaft große Fortschritte bei der Erklärung der Funktionsweise unseres Nervensystems gemacht und versucht subjektive Erfahrungen zu erklären, doch viele Aspekte bleiben ein Rätsel. Die Frage, ob es eine Seele gibt oder nicht, hängt also mit dem Verständnis der Natur des Selbst zusammen.

Heute gibt es verschiedene Theorien, die das wissenschaftliche Paradigma infrage stellen. Vor allem  physikalisch-chemische Aspekte. Ein Beispiel dafür ist der Biozentrismus, der spezifische Fragen über die menschliche Natur in den Vordergrund stellt. Eine dieser Fragen ist, ob es eine Seele oder ein Jenseits der Zeit gibt.

Diese neue Sicht auf das Selbst, den Kosmos und die Wirklichkeit glaubt, dass das Leben über Atome und Teilchen hinausgeht. Das würde Fragen wie die Quantenverschränkung und die Unschärferelation erklären. Tatsächlich weisen einige Autoren darauf hin, dass Quantenverrücktheiten in der Welt auf menschlicher Ebene vorkommen, wie Gerlich et al. (2011) in ihrem Artikel “Quantum interference of large organic molecules” (Quanteninterferenz großer organischer Moleküle) andeuten.

Robert Lanza schlug die Theorie des Biozentrismus vor. Darin betrachtet er das Leben und die Biologie als wesentlich für das Sein, die Realität und den Kosmos und behauptet, dass das Bewusstsein das Universum erschafft und nicht andersherum. Diese Theorie vernachlässigt also nicht den physikalisch-chemischen Ansatz zur Erklärung der Dinge des Seins, sondern misst dem biologischen Ansatz größere Bedeutung bei.

Für andere Ebenen der wissenschaftlichen Erkenntnis sind Raum und Zeit Werkzeuge des Geistes und werden mit der Existenz verbunden. Diese Herausforderung entfernt uns von der klassischen Intuition und legt nahe, dass ein Teil des Geistes oder der Seele unsterblich ist und außerhalb dieser Kategorien existiert.

Forschung zum Beweis der Existenz der Seele

Immer mehr medizinische Forscher interessieren sich für die Unsterblichkeit der Seele. Deshalb gibt es zu diesem Thema auch immer mehr Literatur. Besonders wichtig war die Veröffentlichung des Buches “Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen” des Neurochirurgen Eben Alexander.

Darin erzählt der Autor von seiner eigenen Erfahrung mit dem Leben nach dem Tod, die er sammelte, während er im Koma lag. Um der Ungewissheit über die Existenz der Seele ein Ende zu setzen, finanziert die John Templeton Stiftung eine Reihe von Forschungen über Nahtoderfahrungen.

Dieses Projekt ist als Unsterblichkeitsprojekt bekannt. Unter den Forschern ist auch Sam Parnia, Leiter der Wiederbelebungsforschung an der Universität von New York, der herauszufinden möchte, ob Nahtoderfahrungen real sind. Es geht also darum zu analysieren, ob sich dahinter physische, metaphysische oder parapsychologische Phänomene verbergen.

Sam Parnia wird  die Gehirnaktivität von Herzstillstand-Patienten analysieren. Auf diese Weise wird er versuchen herauszufinden, ob die neuronalen Verbindungen in der Lage sind, eine subjektive Erfahrung hervorzurufen, sich selbst außerhalb des Körpers als außenstehende Person zu betrachten, während Ärzte versuchen, den Patienten wiederzubeleben.

Kurz resümiert erkennen manche Wissenschaftsbereiche die Seele an und assoziieren sie entweder mit poetischem Sehen oder reduzieren sie auf die Kognition. Andere halten an der traditionellen Sichtweise fest und leugnen die Existenz einer Seele. Manche Wissenschaftler versuchen jedoch, durch neue Erkenntnisse und Technologien, der Natur des Seins und der Seele in Verbindung mit Raum und Zeit auf die Spur zu kommen.


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