Haben Tiere Sinn für Humor?
Der Sinn für Humor hängt wesentlich vom kognitiven Entwicklungsstand ab. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich insbesondere Skeptiker fragen, ob auch Tiere Humor verstehen. Die Antwort auf diese Frage lautet Ja: Lachen und die Fähigkeit, andere zum Lachen zu bringen oder auf Kosten anderer zu lachen, konnte bei mehreren Tierarten nachgewiesen werden.
Die Ergebnisse mehrerer Studien belegen, dass auch Tiere verschiedene Fähigkeiten besitzen, die wir lange Zeit als ausschließlich menschlich betrachteten. Wenn wir bestimmte Verhaltensweisen von Tieren verstehen, können wir auch unsere eigenen ausführlicher erklären. Wir präsentieren dir heute einen Überblick über die bisherigen Erkenntnisse zur Beantwortung der Frage, ob Tiere Sinn für Humor haben.
Was ist Sinn für Humor?
Viele Tiere haben die Fähigkeit als Reaktion auf eine positive soziale Situation zu lachen. Emotionen sind beispielsweise durch das Schwanzwedeln von Hunden oder das Hecheln von Gorillas zu erkennen. Doch wie sieht es mit dem Sinn für Humor aus? Wann ist eine Szene lustig und nicht einfach nur angenehm oder erfreulich? Lies weiter, wir erklären dir anschließend dieses Phänomen.
Inkongruenz-Theorie
Dies ist die am häufigsten verwendete Theorie, um zu erklären, was Sinn für Humor ist. Die Hauptprämisse ist, dass Humor das Ergebnis einer Unstimmigkeit zwischen Erwartung und Realität ist. Denke an einen Witz: Es handelt sich um eine Geschichte, die auf eine Schlussfolgerung hinweist, aber überraschend endet und deshalb komisch ist.
Diese Theorie betrachtet also die Fähigkeit, Ungereimtheiten zu erkennen, als Voraussetzung für Humor. Obwohl es schwierig ist, dies bei bestimmten Arten nachzuweisen, konnte diese Kapazität bei großen Primaten dokumentiert werden, die in der Lage sind, Zeichensprache zu verstehen und mit diesen Unstimmigkeiten zu spielen.
Die Entladungstheorie
Diese auf Freud zurückgehende Theorie erklärt, dass Lachen dazu dient, Spannungen oder Hemmungen aufzulösen. Dieses Verhaltensmuster legt also gleichzeitig unterdrückte Wünsche offen. Es geht darum, bei einer Bedrohung Ausgleich zwischen Erwartung und Ergebnis herzustellen und das Wohlbefinden wiederherzustellen.
Mit dieser Theorie könnte auch die Kitzligkeit erklärt werden. Wenn die Distanz zum persönlichen Raum nicht respektiert wird, es sich jedoch nicht um Böswilligkeit handelt, entsteht eine überraschende und gleichzeitig lustige Situation, die Lachen hervorruft. Sich selbst zu kitzeln ist bekanntlich unmöglich.
Die Überlegenheits-Theorie
Diese Theorie geht auf Aristoteles zurück und weist darauf hin, dass wir gerne lachen, wenn wir uns anderen überlegen fühlen, beispielsweise bei einem Missgeschick. Diese Theorie erklärt jedoch nur einen Teil unseres Humors.
Sinn für Humor bei Tieren
Auf der Grundlage einiger dieser Theorien können wir behaupten, dass Tiere einen Sinn für Humor haben. Allerdings wurde er bisher nur bei wenigen Arten nachgewiesen.
Du denkst dabei vielleicht an Menschenaffen. Obwohl sie die Vorreiter waren, hat man in den letzten Jahren herausgefunden, dass manche Arten einen ganz anderen Sinn für Humor haben als wir Menschen. Neugierig? Hier sind die berühmtesten Fälle.
Die Gorilladame Koko und ihr Sinn für Humor
Koko (1971-2018), ein weiblicher Flachlandgorilla, wurde von einer Psychologin gepflegt und nahm an Verhaltensstudien teil. Die Intelligenz dieser Gorilladame öffnete die Tür zum Verständnis der Psyche von Nicht-Menschen, vorwiegend im Bereich des Spracherwerbs.
Koko konnte über 1.000 Begriffe in der amerikanischen Gebärdensprache artikulieren und über 2.000 Wörter in gesprochenem Englisch verstehen.
Gorillas lachen, obwohl ihr Lachen eher ein Keuchen ist. Daran ist zu erkennen, wann das Tier etwas lustig findet. Koko war in der Lage, die Worte spielerisch zu verwenden, um Forscher zu verwirren. Danach brach sie in Gelächter aus.
Die Hunde von Spokane
Dem Spokane Animal Welfare Service in den Vereinigten Staaten fiel auf, dass Hunde eine andere Art von Knurren ausstießen, wenn sie miteinander spielten. Sie beschlossen, das Knurren aufzunehmen und weiter zu untersuchen.
Um zu sehen, ob das Geräusch bei den Hunden eine deutliche Reaktion hervorruft, spielten sie das gleiche Knurren über die Lautsprecher des Tierheims ab. Das Ergebnis war überraschend: Die Hunde beruhigten sich, wedelten mit dem Schwanz und spielten mit.
Der Schimpanse Washoe und sein Sinn für Humor
Der Schimpanse Washoe (1965-2007) nahm ebenfalls an Verhaltensstudien teil. Wie Koko beherrschte er die Zeichensprache, allerdings waren seine Witze nicht so unschuldig wie die der Gorilladame. Der Betreuer dieses Schimpansen erzählt eine Anekdote: Nachdem er ihm auf den Rücken uriniert hatte, machte er die Geste für “lustig”, als er mit ihm schimpfen wollte.
Das Lachen der Ratten
Ratten leben schon lange an der Seite des Menschen, aber das Stigma, das ihnen anhaftet, hat dazu geführt, dass sich fast niemand für ihre Emotionalität und ihre sozialen Beziehungen interessiert hat. Ein Hindernis ist außerdem, dass die meisten Geräusche dieser Nagetiere für Menschen nicht hörbar sind.
Aber 2016 erschien eine Studie in der Zeitschrift Nature, in der Ratten beim Lachen gefilmt wurden, während sie miteinander und mit den Forschern spielten. Es scheint, dass diese Tiere einen Sinn für Humor haben, denn sie geben in sozialen Spielsituationen 50 kHz laute Geräusche von sich und sind außerdem kitzelig.
Es gibt noch unzählige Dinge über Tiere zu erforschen, die uns noch immer Rätsel aufgeben. Wir wissen jedoch inzwischen, dass wir Menschen nicht die Einzigen sind, die fühlen, denken und Sinn für Humor beweisen. Die Wissenschaft hat bewiesen, dass Insekten Schmerz empfinden, Ratten lachen und Affen sprechen. Doch dies ist erst der Anfang vieler weiterer faszinierender Entdeckungen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Ishiyama, S., & Brecht, M. (2016). Neural correlates of ticklishness in the rat somatosensory cortex. Science, 354(6313), 757-760.
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