Genertionenkluft: bereicherndes Miteinander statt verständnisloses Nebeneinander

Wir müssen die generationalen Unterschiede als Bereicherung verstehen: Der Austausch mit anderen Altersgruppen ist lehrreich und entscheidend für persönliches und gesellschaftliches Wachstum.
Genertionenkluft: bereicherndes Miteinander statt verständnisloses Nebeneinander
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 27. Juni 2023

Es besteht kein Zweifel daran, dass der soziokulturelle Kontext einen Einfluss auf unsere Persönlichkeit und Lebenseinstellung hat. Die Individualitäten unterschiedlicher Generationen können das tägliche Miteinander schwierig machen. Diese Generationenkluft wird unter anderem deutlich, wenn vier oder fünf Generationen in einem Unternehmen zusammenarbeiten müssen.

Dieses Phänomen kann jedoch auch positiv sein – wie immer kommt es auf die Einstellung an: Unterschiede bereichern uns und verleihen dem Leben Farbe. Die Generationenkluft gibt uns neue Möglichkeiten und Chancen, uns weiterzuentwickeln.

Die Generationenkluft: Was ist das?

Der Begriff Generationen beschreibt in der Soziologie aufeinanderfolgende Altersgruppen, die durchschnittlich 25 Jahre umfassen, das heißt von der Geburt eines Elternteils bis zur Geburt seines Kindes. Historische und kulturelle Ereignisse, Wirtschaftskrisen, technologische Entwicklungen und andere Geschehnisse prägen jede Generation. 

Kotler und Keller stellten 2012 eine der bekanntesten Klassifizierungen vor, in der sie von der stillen Generation, Babyboomern, Generation X, Millennials und Centennials sprechen. Die Generationenkluft bezeichnet die Differenzen dieser verschiedenen Altersgruppen: unterschiedliche Einstellungen, Werte und Verhaltensmuster.

Wie äußert sich die Generationenkluft?

Die Differenzen zwischen den verschiedenen Generationen sind in praktisch allen Lebensbereichen deutlich. Wir skizzieren anschließend die wichtigsten Unterschiede:

Wissen

In diesem Bereich wird eine digitale Spaltung besonders deutlich: Die neuen Generationen sind Digital Natives, sie kommen mit dem Internet und verschiedenen technologischen Geräten zur Welt, während sich ältere Generationen mit diesen Technologien teilweise noch schwertun. Digital Natives finden ihre Informationen online, sie benötigen keine traditionellen Bibliotheken mit Büchern. Im digitalen Bildungsbereich und auch bei Sprachkenntnissen haben wir in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte erzielt (Martin, 2020).

Kommunikation

Jede Generation hat ihren eigenen Kommunikationsstil. Die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrkräften oder Eltern und Kindern ist deshalb nicht immer einfach. Auch im beruflichen Umfeld sprechen verschiedene Generationen oft unterschiedliche Sprachen (Fernández & Ulloa, 2006).

Werte

Die Grundwerte der jüngeren Menschen unterscheiden sich deutlich von denen der früheren Generationen. So sind die Babyboomer zum Beispiel reflektierter und arbeitsorientierter, während die Mitglieder der Generation X mehr Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie legen. Die Generation Y hingegen zeigt sich geselliger und sehr global (Gibson et al., 2009).

Dies kann zu Reibungen führen, wenn verschiedene Kohorten zusammenleben oder für ein gemeinsames Ziel zusammenarbeiten, da die Prioritäten und Vorgehensweisen nicht für alle gleich sind.

Motivation

Jede Generation lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise motivieren. So beschreibt zum Beispiel ein in der Fachzeitschrift International Journal of Economy, Management and Social Sciences veröffentlichter Artikel, dass ältere Generationen auf eine respektvolle Kommunikation und persönliche Beziehungen im Berufsleben Wert legen. Jüngere Generationen bevorzugen eine direkte, klare und schnelle Kommunikation (z. B. per E-Mail) und legen mehr Wert auf Gleichbehandlung.

Wenn Eltern ihre Kinder oder Führungskräfte ihre Belegschaft motivieren möchten, wird ihnen das einfacher fallen, wenn sie diese generationalen Unterschiede kennen und berücksichtigen.

Vor- und Nachteile der Generationenkluft

All diese Diskrepanzen stellen aus verschiedenen Gründen ein Problem dar. Wie bereits erwähnt, können sie die Verständigung zwischen Familienmitgliedern oder in anderen Bereichen erschweren. Doch es gibt auch Vorteile: Unterschiede sind sehr bereicherndsie ermöglichen es uns zu lernen und zu wachsen. Jüngere Menschen können von älteren lernen, ältere Generationen von jüngeren.

Der Austausch zwischen den Generationen macht uns für neue Ansichten und Perspektiven offen. Außerdem ist er für die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen entscheidend. Folgende Empfehlungen helfen, generationale Unterschiede positiv zu nutzen:

  • Respekt. Wir müssen bereit sein, andere Meinungen, Erfahrungen und Fähigkeiten zu akzeptieren und zu schätzen, anstatt anderen unsere eigenen Überzeugungen aufzuzwingen.
  • Aufgeschlossenheit und aufrichtiges Interesse. Vielfalt ist unglaublich bereichernd, zeige dich aufgeschlossen, neugierig und lernbereit, um die Erfahrungen anderer Generationen zu verstehen.
  • Qualitäten und Tugenden. Erkenne die Werte und Stärken der verschiedenen Generationen, um deine Möglichkeiten zu erweitern und deine eigenen Erkenntnisse zu hinterfragen.
  • Die gemeinsame Grundlage. Trotz vieler Unterschiede haben wir zahlreiche gemeinsame Grundlagen, die uns zusammenhalten. Gemeinsame Interessen, Projekte und Hobbys ermöglichen den generationalen Austausch.

Der Austausch mit anderen Altersgruppen ist lehrreich und entscheidend für persönliches und gesellschaftliches Wachstum.

Abschließende Empfehlungen

Die Generationenkluft ist eine unbestreitbare Realität, die in allen Lebensbereichen zum Ausdruck kommt. Wir können jedoch auf positive Art und Weise damit umgehen, um zu lernen, zu wachsen und einen bereichernden Austausch zu genießen. Eine offene, respektvolle Einstellung und der Wunsch, von anderen zu lernen, ermöglichen ein gewinnbringendes Miteinander.


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