Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R)

Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R)
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 22. Februar 2023

Hast du oft negative Gedanken, die deine Hoffnungen einrosten lassen und deine Stimmung dämpfen? Das passiert uns allen. In uns lebt ein Horrorfilm-Drehbuchautor, der bisweilen die Kontrolle übernimmt und die schrecklichsten Gedankengänge entwirft. Doch fast immer gelingt es uns, sie umzuformulieren und einen realistischeren, gesünderen Fokus zu entwickeln. In den vergangenen Jahren sehen wir jedoch eine beunruhigende Realität: Immer mehr Menschen lassen sich von automatischen Gedanken gefangennehmen. Es handelt sich um sich wiederholende, anstrengende Denkmuster, die den Grundstein für ein psychisches Problem darstellen können.

Manche Menschen geben diesen automatischen Gedanken Raum: Sie sind nicht in der Lage sie zu stoppen und geben irrationalen, katastrophalen Ideen Geltung, bis sie die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Aus klinischer Sicht können wir das Risiko einer Depression einschätzen, wenn wir wissen, wie die Gedanken eines Patienten aussehen. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Instrumente entwickelt. Eines davon hebt sich von allen anderen ab: Wir analysieren anschließend den Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R).

Automatische Gedanken sind ein großes Risiko für unsere psychische Gesundheit. Sie können unter anderem Angststörungen oder Depressionen auslösen.

Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R)
Der Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) kann ein sehr nützliches Instrument bei der klinischen Beurteilung von Patienten sein.

Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R): Zweck und Merkmale

Unsere Gedanken können bei Problemen wie Leuchttürme Licht spenden oder eine demoralisierende Last sein. Sie irritieren uns oft, wecken den Schmerz der Vergangenheit und lassen uns mit großer Unsicherheit in die Zukunft blicken. Es stimmt, dass es unmöglich ist, immer positiv und hoffnungsvoll zu denken, aber das Entscheidende ist, Gedanken unter Kontrolle zu haben und zu wissen, wie man sie rationalisiert.

In dem Moment, in dem wir von ungenauen, fatalistischen und irrationalen Vorstellungen beherrscht werden, verändert sich der Geist. So erstaunlich es klingen mag, aber genau das erleben in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen als Folge der Gesundheitskrise, der sozialen Veränderungen und der wirtschaftlichen Probleme. Wir sollten uns auch einer bedeutsamen Tatsache bewusst sein: Die Universität von Regina hebt in einer Untersuchung hervor, dass depressive Symptome signifikant mit negativen automatischen Gedanken korrelieren. Eine Möglichkeit, um festzustellen, ob eine Person ein Risiko für eine Stimmungsstörung hat, ist der ATQ-R-Fragebogen.

Die Bedeutung, die wir unseren irrationalen Gedanken beimessen, ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression.

Ein nützliches Instrument in der psychologischen Therapie

Der ATQ-R-Fragebogen zu automatischen Gedanken ist ein von den Psychologen und Forschern Steven D. Hollon und Phillip C. Kendall entwickeltes Instrument, das darauf abzielt, mit Depressionen verbundene Kognitionen zu erkennen. Es geht also nicht nur darum, zu beurteilen, ob die Person irrationale Gedanken mit negativer Valenz hat oder nicht.

Ziel ist es, herauszufinden, ob der Patient den verzerrten Bildern und Gedankengängen, die er produziert, Wahrheit anerkennt. Dieser Test stützt sich auf die Theorie der Depressions-Trias des Psychotherapeuten Aaron Beck. Mit anderen Worten: Wir alle sind gefährdet, in diese psychische Störung zu geraten, wenn drei Faktoren vorhanden sind:

  • Eine negative Sicht auf uns selbst und eine negative Interpretation dessen, was uns widerfährt.
  • Das Festhalten an eingefahrenen und unflexiblen Denkmustern.
  • Anzeichen von Denkfehlern, wie Katastrophismus, dichotomes Schwarz-Weiß-Denken usw.

In diesen drei Fällen ist der von Hollon und Kendall entwickelte Fragebogen sehr nützlich. Eine Studie zeigt, wie wichtig es ist, auf die Gedanken und inneren Dialoge zu achten, die Menschen im klinischen Umfeld zeigen.

Woraus besteht dieser Fragebogen?

Der Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) besteht aus 30 Selbstbestätigungen, die die Person entsprechend ihrer Identifikation mit Zahlen von 0 bis 4 bewerten muss. Es handelt sich um Aussagen wie “Niemand versteht mich”, “Ich wünschte, ich wäre weit weg von hier” oder “Ich habe alle im Stich gelassen”.

Außerdem werden diese Gedanken, die die Person bewerten soll, in vier Kategorien eingeteilt, aus denen die endgültige Punktzahl abgeleitet wird. Daran lässt sich erkennen, ob die Person von einer depressiven Störung bedroht ist oder bereits daran leidet.

  • Negative Selbstwahrnehmung: das schwächende Selbstbild der Person.
  • Hilflosigkeit: die Überzeugung, dass jede Anstrengung oder Initiative, die eigene Realität zu verändern, nutzlos ist.
  • Schlechte Anpassung: Unfähigkeit, mit alltäglichen Veränderungen und Problemen fertig zu werden.
  • Selbstvorwürfe: starke Selbstkritik.

Der Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) wurde im Laufe der Jahre aktualisiert und gilt als valides Instrument zur Identifizierung depressogener Kognitionen.

Mann füllt Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) aus
Mit dem Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) lässt sich auch überprüfen, wie weit eine Person in der Therapie fortgeschritten ist.

Wie valide und zuverlässig ist dieses Instrument?

Der Fragebogen zu automatischen Gedanken (ATQ-R) wurde 2002 von Netemeyer et al. aktualisiert und ist laut der wissenschaftlichen Literatur ein valides und effektives Instrument. Er ist einfach zu handhaben und liefert nützliche Indikatoren für die Bewertung von Kognitionen, die mit Depressionen in Verbindung stehen.

Interessant ist auch, dass er sowohl in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) als auch in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) ein häufiges Hilfsmittel ist. Er wird nicht nur eingesetzt, um das Vorhandensein einer möglichen depressiven Störung festzustellen, sondern ermöglicht es auch, die Veränderungen während der psychologischen Behandlung selbst zu beurteilen.

Der Zweck dieses Tests ist nicht, zu beurteilen, wie viele verzerrte und negative Gedanken eine Person produziert. Der Test stellt fest, ob die Person alle negativen Gedanken, die sie produziert, wahrheitsgemäß wiedergibt. Das ist das eigentliche Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Nicht alles, was wir denken, ist gültig, nützlich und rational. Wenn wir den Wahrheitsgehalt unseres inneren Dialogs analysieren und verändern können, leisten wir einen wichtigen Beitrag zum psychologischen Wohlbefinden.


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