Ergophobie: Die Angst vor der Arbeit
Es gibt Hunderte von Phobien, von denen einige bekannter sind als andere. Eine dieser vielen Phobien ist die Ergophobie, eine sehr spezifische Angststörung. Charakteristisch für diese Phobie ist eine irrationale und übermäßige Angst vor der Arbeit.
Menschen mit Ergophobie erleiden regelmäßig Angstzustände, wenn sie zur Arbeit gehen müssen. Ihre Angst ist so groß, dass sie manchmal schon früh ihre Wohnung verlassen, um überhaupt pünktlich zur Arbeit zu kommen. In schweren Fällen verhindert ihre Angst sogar, dass diese Menschen überhaupt einer Arbeit nachgehen können.
Was sind Merkmale von Phobien?
Die Definition der Phobie umfasst die intensive Angst vor einem Objekt oder einer Situation, die eigentlich nicht gefährlich ist. Das Wort kommt vom griechischen “Phobos”, was “Panik” bedeutet. In der griechischen Mythologie war Phobos auch der Sohn von Aries, dem Gott des Krieges, und Aphrodite, der Göttin der Liebe. Er personifizierte die Angst. Alexander der Große zum Beispiel betete vor jeder Schlacht zu Phobos, um sich von seiner Angst zu befreien.
Die Ergophobie ist eine spezifische Phobie. Menschen mit spezifischen Phobien leiden unter einer gut definierbaren Angst vor einzelnen Objekten oder Situationen. Diese sind also die Angstauslöser. Bei der Ergophobie ist der Angstauslöser die Arbeit oder das, was mit selbiger verbunden wird.
Wie andere Phobien hat die Ergophobie ihre eigenen, spezifischen Merkmale. Im Allgemeinen teilen jedoch alle spezifischen Phobien die folgenden Charakteristika:
- Angst in Bezug auf ein bestimmtes Objekt oder eine Situation (z. B. Fliegen, Höhen, Tiere, Nadeln, Blut usw.).
- Das Objekt oder die Situation, die die Phobie verursacht, erzeugt unmittelbar Angst.
- Menschen mit einer Phobie vermeiden deshalb aktiv, was Angst in ihnen hervorruft.
- Die Angst steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefahr, die der Auslöser darstellt, und auch nicht zum soziokulturellen Kontext.
- Die Angst bzw. die Vermeidung der Angst verursacht klinisch signifikante Probleme. Diese Probleme können im Kontext von Arbeit, sozialem Leben oder anderen funktional wichtigen Bereichen liegen.
- Menschen haben oft mehrere spezifische Phobien.
Etwa 75 % der Menschen mit einer bestimmten Phobie fürchten mehr als nur eine Situation oder ein Objekt.
Spezifische Eigenschaften der Ergophobie
Jeder von uns kann unterschiedliche Angstzustände bei der Arbeit erfahren. Arbeitsbedingte Angst ist nicht pathologisch und kann sogar normal sein. Das hängt von der Art der Arbeit ab, der wir nachgehen. Mit anderen Worten, diese Gefühle haben eine Beziehung zu der Art der Arbeit, die wir ausüben.
Menschen mit Ergophobie verspüren jedoch eine irrationale und übermäßige Angst vor ihrem Arbeitsplatz. Diese Art von Angst ist viel größer als das, was eine “normale” arbeitende Person erlebt. Menschen, die an Ergophobie leiden, erkennen, dass ihre Angst nicht rational ist. Sie wissen, dass diese in keinem Verhältnis zur eigentlichen Situation steht. Sie brauchen niemanden, der ihnen das sagt. Trotzdem können Betroffene ihre Gefühle nicht abstellen und empfinden die meiste Zeit eine lähmende Angst. Sie sind unfähig, ihre Angst zu kontrollieren und ihr hilflos ausgeliefert.
Um Ergophobie zu diagnostizieren, muss der Betroffene eine anhaltende Angst vor der Arbeit empfinden. Das bedeutet, dass die Person immer wieder Angst vor der Arbeit entwickelt, selbst wenn sie den Arbeitsplatz oder die Art der Arbeit wechselt.
Ein weiteres Merkmal der Ergophobie ist die Verfolgung von Vermeidungsstrategien. Personen mit Ergophobie versuchen, mit der Arbeit verbundene Angstauslöser um jeden Preis zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass Betroffene in die Arbeitslosigkeit abrutschen.
Ursachen von Ergophobie
Ergophobie entwickelt sich durch dieselben Mechanismen wie andere spezifische Phobien. Eine Ursache könnte eine negative oder traumatische Erfahrung bei der Arbeit sein, aber Phobien können auch im Rahmen anderer Erlebnisse “erlernt” werden.
Menschen können Phobien aufgrund direkt und indirekt wirksamer Faktoren ausbilden. Wir sprechen von direkt, wenn das Individuum selbst eine negative Erfahrung macht. Ein indirekter Faktor wäre zum Beispiel, wenn der Betroffene Zeuge eines traumatischen Ereignisses geworden ist. Alternativ könnte jemand dem Betroffenen auch von einer solchen Gegebenheit erzählt haben. Bei Personen, die an Ergophobie leiden, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie eine direkte negative Erfahrung gemacht haben.
Konditionierung schafft eine Assoziation zwischen Reiz und Reaktion. Wenn ein Reiz, der sogenannte Stimulus, auftritt, löst dieser eine Reaktion aus. Im Falle von Ergophobie ist der Stimulus eine unangenehme Erfahrung bei der Arbeit und als Ergebnis assoziieren Betroffene ihren Arbeitsplatz mit diesem Erlebnis. Dabei umfasst das Erlebnis in der Regel mehrere Komponenten (z. B. toxischer Chef, Projektarbeit, eigene Stimmung), aber eine einzige dieser Komponenten genügt fortan als Auslöser: Jedes Mal, wenn diese Person sich nun mit dieser konfrontiert sieht, reagiert sie mit Angst. Für viele Betroffene heißt das Unruhe, Angst, Panik, Schwitzen etc. – auch wenn der toxische Chef längst nicht mehr über sie befiehlt.
Da Betroffene verständlicherweise diese Angstreaktionen vermeiden und ihnen entgehen möchten, beginnen sie, alles zu vermeiden, was mit dem Arbeitsplatz zu tun hat. Jedes Mal, wenn Betroffene mit ihrer Vermeidungsstrategie Erfolg haben und ihrem Arbeitsplatz entkommen können, fühlen sie sich besser. Folglich lernen diese Menschen, dass genau dieses Verhalten ihnen Frieden und Wohlbefinden schenkt.
Gibt es ein Heilmittel gegen Ergophobie?
Die Behandlung von Ergophobie, genau wie die anderer spezifischer Phobien, ist auf diese Erkrankung zugeschnitten. Eine Möglichkeit zur Behandlung ist die sogenannte Verhaltenstherapie. Betroffene werden hierbei mit dem angstauslösendem Reiz in steigender Intensität konfrontiert und können so lernen, ihre Ängste abzubauen. Dies hilft, die oben beschriebene Konditionierung zu durchbrechen.
Glaubst du, dass du unter Ergophobie leidest? Wenn ja, empfehlen wir dir, einen Psychologen zu konsultieren. Am besten suchst du nach jemandem, der sich auf Phobien spezialisiert hat. Dein Therapeut kann dir helfen, aus dieser Negativspirale herauszukommen. Er wird dir dabei helfen, wieder Spaß an deiner Arbeit zu finden, so wie du ihn vorher hattest.