Emotionen und körperliche Schmerzen - der Zusammenhang

Emotionen können auch physische Auswirkungen haben. Gefühle wie Besorgnis, Enttäuschung oder Angst können tatsächlich körperliche Schmerzen verursachen. In unserem heutigen Artikel wirst du erfahren, warum das so ist!
Emotionen und körperliche Schmerzen - der Zusammenhang
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Emotionen und körperliche Schmerzen haben eine fast direkte Beziehung, die du vermutlich selber schon mehr als einmal erlebt hast. Wenn du Konflikte oder Probleme bei der Arbeit hast und daraufhin Magenschmerzen bekommst oder wenn du nach einem Streit mit deinem Lebensgefährten unter starken Kopfschmerzen leidest. Ein anderes Beispiel ist etwas, das du schon lange aufgeschoben hast. Infolgedessen hast du das Gefühl, dass deine Muskulatur im Rücken völlig verspannt ist.

Und was ist mit den Schmerzen, die ein “gebrochenes” Herz verursacht? Wenn du schon einmal eine Trennung durchlebt hast oder von jemandem betrogen und verlassen wurdest, weißt du, dass das damit verbundene emotionale Leiden sehr intensiv und in vielerlei Hinsicht niederschmetternd sein kann. Die Schmerzen können so groß sein, dass sich diese Erfahrung auch körperlich auf dich auswirkt.

Schwierige emotionale Situationen können Erschöpfung, Lethargie und sogar Taubheit in Muskeln und Gelenken hervorrufen. Aber was genau geht hier eigentlich vor? Wie kann es sein, dass große Sorgen oder ein “gebrochenes” Herz zu körperlichen Schmerzen führen? In unserem heutigen Artikel wollen wir uns mit dieser Frage eingehender beschäftigen.

Emotionen und körperliche Schmerzen - traurige Frau

Emotionen und körperliche Schmerzen

Seit Jahrzehnten erforschen die Psychologie und die Medizin die enge Beziehung, die Emotionen und körperliche Schmerzen haben. Dieses Phänomen, das von Wissenschaftlern als “Somatisierung” bezeichnet wird, beweist die Verbindung zwischen Körper und Geist. Obwohl diese Verbindung für uns heute etwas vollkommen Normales ist, war sie zur Zeit ihrer Entdeckung regelrecht revolutionär, denn sie stand im direkten Widerspruch zum cartesianischen Dualismus.

Diese Verbindung von Körper und Geist ist der Grund, warum Patienten, bei denen Depressionen diagnostiziert wurden, oftmals auch unter Kopf- und Muskelschmerzen, Verdauungsbeschwerden und chronischen Schmerzen leiden. Darüber hinaus belegt die neurobiologische Forschung, dass viele körperliche Schmerzen mit emotionalem Stress in Zusammenhang stehen.

Studien wie diese von der Duke University in North Carolina (USA) zeigen, dass Ärzte bei einer medizinischen Diagnose immer auch psychologische und emotionale Faktoren in Betracht ziehen sollten. Denn die Magenschmerzen eines Patienten sind möglicherweise nicht durch ein Geschwür verursacht, sondern könnten die Begleiterscheinungen einer Angststörung sein.

Traurigkeit und Wut haben den größten Einfluss auf den Körper

Dr. Afton Hassett ist ein Forscher am Chronic Pain & Fatigue Research Center an der University of Michigan. Er weist darauf hin, dass menschliche Emotionen sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf den Körper haben.

  • Dieser Effekt kann dem Körper entweder helfen oder ihm schaden. Einige der für den Körper unangenehmsten Emotionen sind Traurigkeit und Wut. Wenn ein Mensch als Kind missbraucht, vernachlässigt oder verlassen wurde, der Verlust eines geliebten Menschen oder eine komplizierte Trennung. All dies kann erhebliche körperliche Auswirkungen haben.
  • Das Spektrum möglicher körperlicher Symptome ist breit, wobei Rückenschmerzen am häufigsten auftreten. Wie wir bereits erwähnt haben, ist Wut eine besonders starke Emotion. Dr. Hassett weist darauf hin, dass sehr reizbare Menschen oder diejenigen, die ihre Emotionen seit langer Zeit unterdrücken, tendenziell überempfindlich gegen Schmerzen sind. Darüber hinaus ist es auch wahrscheinlicher, dass sie unter Magenproblemen, Migräne und Gelenkschmerzen leiden.

Emotionen und körperliche Schmerzen – was ist intensiver?

Was verursacht mehr Schmerzen? Der Verlust eines geliebten Menschen oder ein gebrochenes Bein? Wenn du dich von deinem Partner trennst oder dich an einem heißen Topf verbrennst? Obwohl diese Fragen widersprüchlich erscheinen mögen, gibt es eine eindeutige Antwort darauf: emotionale Schmerzen sind stärker als körperliche Schmerzen.

Zu dieser Schlussfolgerung gelangten Dr. Adrienne Carter-Sowell und Dr. Shangheng Chen in einer Studie, die im Journal of Psychological Science veröffentlicht wurde. Die Schlüssel zum Verständnis dieser Beziehung sind folgende:

  • Emotionales Leiden dauert häufig länger an. Während körperlicher Schmerz in der Regel vorübergehend ist, können die durch Emotionen und Gefühle verursachten Schmerzen für Jahre und manchmal sogar ein Leben lang andauern.
  • Menschen sind nicht gut im Umgang mit negativen Emotionen. Infolgedessen kann das Unvermögen, angemessen mit einem Verlust oder einer Trennung umzugehen, dazu führen, dass sich der damit verbundene emotionale Schmerz in einen chronischen Zustand verwandelt. Gleiches geschieht bei Wut, wie wir bereits vorab erwähnt haben. Wenn du deine Frustration und Wut über etwas für viele Jahre verborgen und unterdrückt hast, wird sich dies unweigerlich negativ auf deinen Körper auswirken.
  •  Darüber hinaus wiesen die Autoren der genannten Studie noch auf einen weiteren interessanten Aspekt hin. Körperliche Schmerzen kann man sich nicht wieder erneut ins Gedächtnis rufen. Aber der Mensch ist sehr gut darin, emotionale Schmerzen immer wieder erneut zu reaktivieren. Anders ausgedrückt: Es ist unmöglich, dass du den Schmerz eines gebrochenen Knochens später noch einmal nachfühlen kannst, aber es ist sehr einfach, die Gefühle erneut zu durchleben, die du hattest, als dich dein Partner verlassen hat. Unabhängig davon, ob dies gestern stattgefunden hat oder ob seitdem schon Jahre vergangen sind.

Arbeite an deinen Emotionen

Emotionen und körperliche Schmerzen sind zwei Seiten derselben Medaille. Das passiert permanent. Engegefühle in der Brust, Muskelkrämpfe, ein steifer Nacken, Kopfschmerzen usw. Aber was kannst du in diesen Situationen unternehmen? Obwohl die Antwort auf diese Frage sehr einfach ist, lässt sie sich nur schwer in der Praxis umsetzen. Du musst am Umgang mit deinen Emotionen arbeiten. Das bedeutet, dass du deine emotionalen Probleme nicht ignorieren darfst. Verschiebe diese emotionale Arbeit nicht auf morgen, sondern beginne noch heute damit, dich damit auseinanderzusetzen.

Ein Streit, der im Unguten endet, nicht bewältigter Stress, ungelöste Sorgen oder eine schmerzhafte Trennung, die du einfach nicht überwinden kannst. All diese Erfahrungen haben Auswirkungen, die über die emotionale Welt hinausgehen. Daher ist es auch so unglaublich wichtig, dass du mit ihnen auf angemessene Art und Weise umgehst. Wenn es dir nicht gelingt, mit deinen emotionalen Schmerzen umzugehen, solltest du dich unbedingt an einen ausgebildeten und qualifizierten Experten wenden, um dir Hilfe zu holen.


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