Emotionaler Hunger durch seelisches Leid
Emotionaler Hunger entspricht nicht einem echten Bedürfnis nach Nahrung. Er tritt plötzlich auf und äußert sich durch besondere Gelüste, die durch seelisches Leid ausgelöst werden. In Problemsituationen haben wir häufig Lust auf Süßes oder auf fette Speisen: Schokolade, Chips oder Fast Food sind besonders gefragt. Obwohl wir genau wissen, dass wir uns damit nichts Gutes tun, ist es schwierig, diesen Impuls zu kontrollieren.
Wie entsteht emotionaler Hunger und was kannst du dagegen tun?
Physiologischer oder emotionaler Hunger?
Ein in der Zeitschrift Appetit veröffentlichter Artikel macht deutlich, dass emotionales Essen eine Ersatzbefriedigung darstellt, die kurzfristiges Glück erzeugt. Stress, Angst, Traurigkeit, Frustration oder Langeweile können ein Essbedürfnis auslösen, dessen Befriedigung tröstlich ist und kurze Erleichterung bringt.
Wenn du die Unterschiede zwischen physiologischem und emotionalem Hunger kennst, kannst du Vermeidungsstrategien entwickeln, um schädliche Folgen zu verhindern.
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Emotionaler Hunger tritt plötzlich auf
Emotionale Essbedürfnisse entstehen normalerweise plötzlich: Du spürst kein allmähliches Gefühl der Leere im Magen. In Stresssituationen reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Cortisol, in der Folge kann ein gesteigertes Hungergefühl entstehen (Dressl et al. 2018).
Spezifische Essgelüste
Emotionaler Hunger erzeugt die Lust auf bestimmte Nahrungsmittel wie Schokolade oder Kartoffelchips. Eine in der Zeitschrift Caribbean Social Science Journal veröffentlichte Studie bestätigte, dass die meisten Betroffenen zu Fast Food oder Schokolade greifen. Physiologischer Hunger wird jedoch im Allgemeinen mit Lebensmitteln gestillt, die wichtige Nährstoffe liefern.
Kurze Befriedigung
Das angenehme Gefühl hält nach dem Essen nur sehr kurz an: Die Unzufriedenheit und Unruhe kehren schnell zurück, denn Lebensmittel können seelisches Leid nur sehr kurz lindern
Wann ist emotionaler Hunger problematisch?
Wir alle essen manchmal über unseren körperlichen Hunger hinaus, um schwierige Situationen besser zu ertragen. Wird dieser Mechanismus jedoch zur Gewohnheit und kommt es regelmäßig zu Essanfällen, solltest du etwas dagegen tun, um ernstere Konsequenzen zu verhindern.
Das Gewicht spielt bei emotionalen Essstörungen keine Rolle, auch normalgewichtige Personen können daran leiden.
Übermäßiges oder unkontrolliertes Essen zur emotionalen Regulierung kann Schuldgefühle, Scham, Frustration oder Reue auslösen und das Selbstwertgefühl negativ beeinflussen. Weitere häufige Folgen sind Übergewicht, Diabetes oder Depressionen. Deshalb ist es wichtig, einen gesunden Umgang mit dem Essen zu entwickeln und andere Strategien zu lernen, um emotionale Bedürfnisse zu befriedigen.
Was du tun kannst
Du musst andere Bewältigungsmechanismen entwickeln, um mit seelischem Leid effektiver umzugehen. Folgende Tipps können dir auf diesem Weg helfen (Morillo & García, 2017):
- Alternative Aktivitäten: Um emotionales Essen zu verhindern, kannst du andere Aktivitäten ausführen, um deine Gefühlswelt zu regulieren. Ein Spaziergang, ein spannendes Buch, ein Gespräch mit einem netten Menschen, Meditation oder Entspannungstechniken sind sehr hilfreich.
- Stressmanagement: Stress ist eine der Hauptursachen für emotionales Essen. Erkenne die Stressquellen in deinem Leben und finde effektive Wege, sie zu bewältigen. Versuche es mit Techniken wie Achtsamkeit oder mit einer Psychotherapie.
- Emotionaler Ausgleich: Nimm dir einen Moment Zeit zum Nachdenken, bevor du dich dem Essen zuwendest. Was fühlst du wirklich? Was brauchst du in diesem Augenblick? Manchmal hilft es schon, wenn du deine Gefühle benennen kannst und über gesündere Optionen nachdenkst, um sie zu beruhigen.
- Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung und Bewegung sind entscheidend. Wenn du die richtigen Nährstoffe aufnimmst, kannst du für ein körperliches und geistiges Gleichgewicht sorgen. Außerdem setzt der Körper bei sportlichen Aktivitäten Endorphine frei, die Wohlbefinden erzeugen.
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Wann ist eine Psychotherapie zu empfehlen?
Wenn du das Gefühl hast, dass emotionales Essen deine Lebensqualität und dein Wohlbefinden stark beeinträchtigt, ist es ratsam, eine Therapie in Betracht zu ziehen. Die psychologische Fachkraft hilft dir, die zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen und gibt dir Werkzeuge an die Hand, um effektive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Es ist keinesfalls ein Zeichen von Schwäche, Hilfe zu benötigen: Vielmehr beweist du damit deinen Mut und dein Bedürfnis nach Selbstfürsorge. In einer Psychotherapie kannst du seelisches Leid verarbeiten und eine gesunde Beziehung zum Essen fördern.
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