Emotionale und verhaltensbezogene Veränderungen nach einem Schlaganfall

Wusstest du, dass nach einem Schlaganfall auch emotionale und verhaltensbedingte Veränderungen auftreten können? Es ist wichtig, sich dieser möglichen Auswirkungen bewusst zu sein, damit sie nicht unbehandelt bleiben. Wenn du erfahren möchtest, welche Veränderungen auftreten können, solltest du diesen Artikel lesen.
Emotionale und verhaltensbezogene Veränderungen nach einem Schlaganfall

Letzte Aktualisierung: 04. Oktober 2020

Die Auswirkungen eines Schlaganfalls können sehr schwerwiegend sein und der Grad der Behinderung reicht von mäßig bis sehr schwer. Allerdings können nach einem Schlaganfall noch weitere Veränderungen auftreten. Obwohl sie häufig nicht die gleiche Beachtung finden, sind sie nicht minder wichtig.

Wenn sie nicht behandelt werden, können sie sich zu einem schwächenden Faktor entwickeln. In unserem heutigen Artikel sprechen wir über die emotionalen und verhaltensbedingten Veränderungen, die manche Menschen nach einem Schlaganfall erfahren.

Die neurologische Rehabilitation nach einem Schlaganfall konzentriert sich mehr auf die Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten eines Patienten. Ein Schlaganfall kann zu einer Hemiplegie, Problemen beim Laufen, Aphasie, kognitiven Einschränkungen usw. führen. Dies sind die häufigsten Beschwerden auf der langen Liste möglicher Probleme und sie erfordern große Aufmerksamkeit.

Allerdings wird die physische Rehabilitation möglicherweise nicht den gewünschten Verlauf nehmen, wenn der Patient keine Unterstützung in Bezug auf die Veränderungen seiner Emotionen und seines Verhaltens erhält.

nach einem Schlaganfall - Gehirnscan

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist die plötzliche Unterbrechung oder stark verminderte Blutversorgung des Gehirns. Er verursacht eine Kombination physischer Symptome und kognitiver Veränderungen, die vorübergehender oder dauerhafter Natur sein können.

Weltweit erleiden jährlich rund 13 Millionen Menschen einen Schlaganfall und Hunderttausende leiden danach unter funktionellen Einschränkungen. Darüber hinaus nimmt die Inzidenz von Schlaganfällen zu. Dennoch solltest du wissen, dass 90 % dieser Fälle vermeidbar sind.

In Spanien beispielsweise sind Schlaganfälle die zweithäufigste Todesursache. Und bei Frauen stehen sie sogar auf dem ersten Platz. Außerdem ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für Behinderungen bei Erwachsenen und 35 % der Betroffenen befinden sich im erwerbsfähigen Alter. Das mag für die meisten Menschen überraschend sein, denn er wird häufig als eine Erkrankung angesehen, von der nur ältere Menschen betroffen sind.

Wie wir bereits erwähnt haben, gibt es eine große Vielfalt potentieller Nebenwirkungen, von denen einige sehr schwerwiegend sein können. Die meisten Menschen werden nach einem Schlaganfall an Psychopathologien leiden. Sie entstehen aufgrund der Erkenntnis des Patienten, dass er bestimmte funktionelle Fähigkeiten verloren hat. Diese Veränderungen können tatsächlich schwächender sein als die physischen Nebenwirkungen des Schlaganfalls.

Die häufigsten Arten emotionaler Veränderungen

  • Pathologische Emotionalität oder pathologisches Lachen oder Weinen. Hierbei lacht oder weint ein Patient in überproportionaler Weise in Bezug auf den auslösenden Reiz für diese Reaktion.
  • Emotionale Inkontinenz. Sie hängt mit dem vorherigen Punkt zusammen. Emotionale Inkontinenz beschreibt die Schwierigkeit, Emotionen zu regulieren und auszudrücken. Die emotionale Antwort kann in Bezug auf Häufigkeit, Intensität und Dauer entweder überproportional oder unangemessen sein. Darüber hinaus kann sie auch völlig außerhalb des jeweiligen Kontextes auftreten.
  • Extreme Müdigkeit nach einem Schlaganfall. Intensive Erschöpfung nach kleinster mentaler oder physischer Anstrengung. Darüber hinaus kann sie auch durch ein subjektives Erschöpfungsgefühl begleitet werden. Einige Menschen haben sogar Schwierigkeiten damit, eine Aufgabe zu beginnen, die irgendeine Anstrengung erfordert, ganz egal wie gering sie auch sein mag.
  • Katastrophale Reaktionen. Betroffene können zudem unter anderen Symptomen von Depressionen leiden.
  • Apathie. Desinteresse an Dingen, Menschen und Aktivitäten.
  • Anosognosie. Mangelndes Bewusstsein für die Erkrankung. Das auffälligste Merkmal dieses speziellen Symptoms ist die emotionale Gleichgültigkeit des Patienten gegenüber der Behinderung.
  • Reizbarkeit und Aggressivität. Dies kommt sehr häufig vor. Dabei kann sie sich verbal oder physisch äußern und gegen Objekte und Menschen gerichtet sein.
  • Angststörungen oder Depressionen. Diese Störungen treten nach jeder Art von Gehirnverletzung sehr häufig auf. Allerdings bedingt ein Schlaganfall fast immer einen funktionellen Verlust oder den Verlust einer Fähigkeit. Das bedeutet, dass die Patienten einen Trauerprozess durchlaufen, welcher unabhängig von der Verletzung selbst Depressionen und Ängste hervorrufen kann.

Diese Symptome variieren von Patient zu Patient. Außerdem sind sie teilweise schwer zu diagnostizieren. Daher sollte das medizinische System über angemessene Verfahren verfügen, um die frühzeitige Diagnose und Behandlung für Schlaganfallpatienten sicherzustellen.

Sekundäre Verhaltensänderungen nach einem Schlaganfall

  • Veränderungen im Sozialverhalten. Dies ist die häufigste Veränderung, die nach einem Schlaganfall auftreten kann. Außerdem kann sie alle weiteren umfassen. Die dem Patienten nahe stehenden Menschen beobachten häufig, dass der Betroffene nicht mehr der gleiche Mensch ist. Sie bemerken Veränderungen im Charakter, der Persönlichkeit, der Art und Weise, wie er andere Menschen behandelt usw.
  • Infantilismus. Hierbei handelt es sich um die Neigung zu unverantwortlichem und naivem Verhalten.
  • Inflexibilität. Auch dies ist eines der Hauptsymptome. Inflexibilität beschreibt die Unfähigkeit, bereits festgelegte Pläne zu verändern. Die Verminderung oder eine Schädigung des Arbeitsgedächtnisses kann dieses Symptom verursachen.
  • Selbstsucht. Schlaganfallpatienten handeln oft egozentrisch und sind nicht dazu in der Lage, sich in die Situation anderer Menschen hineinzuversetzen.

Adaptive soziale Verhaltensweisen erfordern das Verständnis anderer Sichtweisen. Diese Fähigkeit wird Theorie des Geistes genannt. Daher führt ein Fehlen oder eine Beeinträchtigung dieser Fähigkeit dazu, dass du deine Mitmenschen und ihre Bedürfnisse nicht verstehen kannst. Und dies wiederum führt ganz offensichtlich zu vielen Problemen in Beziehungen zu anderen Menschen.

nach einem Schlaganfall - Frau auf einem Sessel

Die Wichtigkeit, diese Veränderungen anzugehen

Wie du siehst, sind diese emotionalen und Verhaltensänderungen natürliche Reaktionen nach einem Schlaganfall. Dennoch können sie negative Konsequenzen für die Genesung des Patienten nach sich ziehen. Eine gute Haltung und Motivation sind zwei entscheidende Faktoren für den Erfolg des Rehabilitationsprozesses. Wenn der Patient kooperativ und bereit dazu ist, alles Erforderliche zu unternehmen, wird er wesentlich schneller und positiver verlaufen.

Daher sollte der Patient idealerweise sowohl eine neuropsychologische als auch eine neurologische Rehabilitation durchlaufen. Darüber hinaus sollten die Patienten und ihre engen Familienangehörigen psychologische Betreuung erhalten, um sicherzustellen, dass diese emotionalen und verhaltensbezogenen Veränderungen keine Hindernisse für den Genesungsprozess darstellen.

Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass es ebenfalls sehr wichtig ist, den emotionalen Zustand der Familie oder der mit der Pflege betrauten Personen zu beobachten. Denn die Pflege eines Schlaganfallpatienten kann eine extrem fordernde Aufgabe sein und kann sich häufig auch auf die psychische Gesundheit der Pflegenden auswirken.

Daher ist es sehr wichtig, sicherzustellen, dass sie gesund sind und die erforderlichen Ressourcen haben, um ihr eigenes Wohlbefinden und das des Patienten zu gewährleisten. Letztendlich gibt es keinen besseren Weg als Selbstfürsorge, um für andere zu sorgen. Wie es schon das bekannte Sprichwort sagt: Eine leere Kanne kann keine Blumen gießen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.