Elternmisshandlung: Wenn Kinder ihre Eltern schlagen
Manche Kinder sind ihren Eltern gegenüber gewalttätig. Wenn es zu Übergriffen und Aggressionen kommt, sprechen Experten von Elternmisshandlung oder Parent Battering. Diese Situation ist ein Tabuthema, denn die Familien schämen sich und haben gleichzeitig Angst vor weiterer Gewalt. Erfahre in diesem Artikel, welche Ursachen sich dahinter verbergen können.
Elternmisshandlung: Was ist das?
Wenn Kinder oder Jugendliche ihren Eltern körperlichen, psychischen oder wirtschaftlichen Schaden zufügen, um Kontrolle und Macht über sie zu erlangen, spricht man von Elternmisshandlung. Es gibt zu diesem Thema erst wenige Untersuchungen und auch Diskrepanzen bei der Definition. Folgende Aspekte weisen auf eine Elternmisshandlung hin:
- Diese Form der Aggression richtet sich gegen einen oder beide Elternteile.
- Es handelt sich um eine Form des Missbrauchs, bei der die Rollen und die Hierarchie der Macht gestört sind.
- Die Eltern sind die Opfer und leiden stark an der aggressiven Beziehung.
- Es kommt zu ständigem Streit zwischen Kind und Eltern. Häufig geht es um Geld, Privilegien oder Ausgangsregeln.
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Ein Artikel aus The Spanish Journal of Psychology weist darauf hin, dass sich Elternmisshandlung wie folgt äußert:
- Auf der psychologischen Ebene: Drohungen, Erpressung, Beleidigungen, Einschüchterung, Anschreien oder Demütigung
- Auf finanzieller Ebene: Diebstahl von Geld oder Habseligkeiten der Eltern oder Schulden im Namen der Eltern
- Auf Verhaltensebene: Stoßen, Treten, Schlagen oder andere Gewalttätigkeiten gegenüber den Eltern
Diese Verhaltensweisen lösen emotionale Probleme, Scham und Leid bei den Betreuungspersonen aus, die sich von ihren eigenen Kindern bedroht, kontrolliert und eingeschüchtert fühlen (Calvete et al., 2004).
Warum sind manche Kinder gewalttätig ihren Eltern gegenüber?
Experten verweisen auf verschiedene Variablen, die zur Elternmisshandlung führen können. Wir schauen uns die wichtigsten davon anschließend etwas genauer an:
Psychologische Variablen
Bei gewalttätigen Kindern und Jugendlichen sind häufig Verhaltensstörungen wie die intermittierende explosive Störung zu beobachten. In diesem Zusammenhang spielt die Impulsivität eine Schlüsselrolle, denn Betroffene sind nicht in der Lage, ihre Emotionen zu kontrollieren. In vielen Fällen kommt es zu unkontrollierten Wutausbrüchen den Eltern gegenüber (Cano-Lozano, et al. 2023), 2023).
Körperliche Gewalt kommt oft zum Einsatz, um sich vor dem Vater zu verteidigen, der seinerseits Gewalt an der Mutter ausübt. Gewalt kann in diesem Fall als Überlebensstrategie verstanden werden, um Spannungen abzubauen (García Aranda & Cerezo Domínguez, 2017).
Elterlicher Erziehungsstil
Das Journal of Family Violence weist in einer Veröffentlichung darauf hin, dass unzureichende elterliche Disziplin ein Risikofaktor für gewalttätiges Verhalten von Kindern ist. Ein permissiver und nachsichtiger Erziehungsstil kann diese Situation begünstigen.
Kinder können durch den Erziehungsstil der Eltern auch Defizite in der Entwicklung gesunder sozialer Beziehungen aufweisen und dazu neigen, Gebote und Regeln zu verletzen. Dieses Szenario führt häufig dazu, dass sie reizbar und feindselig sind.
“Erziehung ist der Impfstoff gegen Gewalt.”
Edward James Olmos
Drogenkonsum
Obwohl es immer noch an Daten zu diesem Thema mangelt, da Drogenkonsum mit Gewalt im Allgemeinen zusammenhängt, gibt es Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass drogenabhängige Jugendlichen häufiger Gewalt an ihren Eltern ausüben. Es handelt sich also um einen Risikofaktor, der Aggressionen im familiären Umfeld verstärken kann.
Geringes Selbstwertgefühl
Ein in der Zeitschrift Annals of Psychology veröffentlichter Artikel zeigt auf, dass jugendliche Aggressoren häufig ein geringes Selbstwertgefühl und Minderwertigkeitskomplexe haben. Es mangelt ihnen zudem oft auch an Empathie.
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Gewaltfreies Zuhause
Elternmisshandlung ist für Betroffene tragisch und leidvoll. Diese Situation erfordert Entschlossenheit im Handeln und klare Aussagen. Eine Erziehungsberatung oder psychologische Unterstützung sind wichtig, um Gewalt in der Familie zu verhindern und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Betroffene sollten nicht daran zweifeln, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Calvete, E., Orue, I., Bertino, L., González, Z., Montes, Y., Padilla, P. & Pereira, R. (2014). Child-to-parent violence in adolescents: the perspectives of the parents, children, and professionals in a sample of spanish focus group participants. Journal of Family Violence, 29(3), 343–352. https://www.researchgate.net/publication/261411613_Child-to-Parent_Violence_in_Adolescents_The_Perspectives_of_the_Parents_Children_and_Professionals_in_a_Sample_of_Spanish_Focus_Group_Participants
- Cano-Lozano, M. C., Contreras, L., Navas-Martínez, M. J., León, S. P. & Rodríguez-Díaz, F. J. (2023). Child-to-parent violence offenders (specialists vs. generalists): the role of direct victimization at home. European Journal of Psychology Applied to Legal Context, 15(1), 9-22. https://journals.copmadrid.org/ejpalc/art/ejpalc2023a2
- Contreras Sáez, M., Fresno Rodríguez, A. & Hernández González, O. (2022). Violencia filio–parental: una revisión sistemática de la literatura. Revista Argentina de Ciencias del Comportamiento (RACC), 14(2), 13-36. https://dialnet.unirioja.es/servlet/articulo?codigo=8555555
- García Aranda, R. & Cerezo Domínguez, A. I. (2017). La respuesta del sistema de justicia juvenil al fenómeno de la violencia filio-parental en la provincia de Málaga entre los años 2011 y 2014. Boletín Criminológico, 23(173), 1-11. https://revistas.uma.es/index.php/boletin-criminologico/article/view/3879
- García-Escribano, P. J. (2020). Análisis de la violencia filio-parental: prevalencia y claves en el estudio del fenómeno en Chile [tesis doctoral]. Universidad de Jaén. https://dialnet.unirioja.es/servlet/tesis?codigo=288824
- Ibabe, I. & Jaureguizar, J. (2011). ¿Hasta qué punto la violencia filio-parental es bidireccional? Anales de Psicología/Annals of psychology, 27(2), 265-277. https://revistas.um.es/analesps/article/view/122841
- Rico, E., Rosado, J., & Cantón-Cortés, D. (2017). Impulsiveness and child-to-parent violence: the role of aggressor’s sex. The Spanish Journal of Psychology, 20, E15. https://www.cambridge.org/core/journals/spanish-journal-of-psychology/article/abs/impulsiveness-and-childtoparent-violence-the-role-of-aggressors-sex/596D8AFE731F9925DA6A13B2FF485620