Doomscrolling: Was ist das und wie höre ich damit auf?

Wir nehmen Dinge auf, ohne es überhaupt zu merken. Soziale Medien sind voll von traurigen, negativen und stressigen Nachrichten. Daher ist es nur allzu leicht, sich in dem Bedürfnis zu verfangen, "informiert" zu bleiben. Aber sei vorsichtig, denn die psychologischen Auswirkungen des Doomscrollings sind erheblich.
Doomscrolling: Was ist das und wie höre ich damit auf?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Psychologen auf der ganzen Welt bemerken einen alarmierenden Trend bei der Nutzung der neuen Informationstechnologien. Dieser hat ernsthafte Folgen für unsere psychische Gesundheit. Doomscrolling bezieht sich auf die aktuelle Besessenheit, negative oder deprimierende Nachrichten zu lesen. Wir fühlen uns angezogen von Geschichten über Naturkatastrophen, Menschen, die ihre Liebsten durch eine Krankheit verloren haben, beunruhigende Eilmeldungen usw. Das ist Doomscrolling.

Vielleicht schüttelst du jetzt den Kopf: “Nein!”, du gehörst nicht zu diesen Menschen. Du gehörst nicht zu den vielen Menschen mit dieser schlechten Angewohnheit. Damit könntest du recht haben. Dennoch ist es auch möglich, dass du dich verleugnest. Viele Menschen betreiben Doomscrolling, ohne es zu merken. Möglicherweise tun wir es, weil es meist mehr negative als positive Nachrichten gibt. Dennoch ist die Folge: Du bist Informationen ausgesetzt, die einen negativen Effekt auf deine Psyche haben.

Sind wir so daran gewöhnt, diese Art von Nachrichten zu “konsumieren”, dass wir es normal finden? Hast du das Gefühl, dass du daran gewöhnt bist deine sozialen Medien zu überprüfen und nur schlechte Nachrichten zu sehen? Vielleicht überrascht dich das, was du siehst nicht mehr. Nichtsdestotrotz hat sich dein Gehirn definitiv nicht daran gewöhnt. Angststörungen und Depressionen sind auf dem Vormarsch. Dazu trägen schlechte Angewohnheiten bei der Nutzung der sozialen Medien wie das Doomscrolling bei.

Frau beim Doomscrolling

Was ist Doomscrolling?

In einer Welt voller Veränderungen und Unsicherheiten geschieht es oft von selbst, dass man mehr und mehr von seinem Smartphone abhängig ist, um auf dem Laufenden zu bleiben. Doomscrolling ist ein Begriff, der im vergangenen Jahr auf Twitter aufkam. Er bezieht sich auf die Tendenz deprimierende oder negative Nachrichten zu konsumieren.

In den letzten Monaten hat sich der Begriff aufgrund eines Artikels in der Los Angeles Times weiter verbreitet. In diesem Artikel wurde er in eine Liste von Wörtern aufgenommen, die im Zusammenhang mit dem Coronavirus aufgetaucht sind. Letztendlich spiegelt die Sprache die soziale Realität der Menschen wider. Deshalb ist sie so reichhaltig, dynamisch und einzigartig.

Was genau ist Doomscrolling?

Jeder, der Zugang zu den neuen Technologien hat, könnte Doomscrolling betreiben. Die Häufigkeit von schlechten Nachrichten in den Medien ist jedoch nichts Neues. Wir sind an negative, traurige oder beunruhigende Nachrichten gewöhnt. Nur des Anscheins wegen gibt es gelegentlich auch eine Geschichte über ein Tierbaby.

Wann fängt Doomscrolling an oder endet es?

  • Doomscrolling ist, wenn du entscheidest eine traurige Geschichte in den sozialen Medien zu lesen oder zu hören.
  • Die emotionale Wirkung der Geschichte hält in der Regel nicht sehr lange an.
  • Problematisch wird es, wenn du dem ständig ausgesetzt bist. Die negativen Emotionen stauen sich nämlich langsam auf.
  • Hier ist ein Beispiel: Du scrollst durch deinen Social-Media-Feed und beschließt schließlich die neueste traurige oder alarmierende Nachricht zu lesen. Dein Blick bleibt an dem Twitter-Thread hängen, der über das schwere Leben von jemandem berichtet.
  • Ohne es zu merken, sammelt dein Verstand eine Menge an Daten, Bildern und Geschichten. Daraus folgt, dass dies dein psychisches Wohlbefinden beeinträchtigen.

Warum tun wir das?

Einige sagen, dass die Suche nach unangenehmen Informationen in Nachrichten oder in sozialen Medien nur eine Modeerscheinung ist. Das ist nicht ganz richtig. In den letzten Monaten haben diese Art von Veröffentlichungen stark zugenommen. Dadurch sind wir mehr mit dieser Art von Geschichten konfrontiert. Richtigerweise gilt, das Gehirn merkt sich “das Schlechte” natürlich besser als “das Gute”.

  • In der Welt, in der wir gerade leben, ist der Wunsch, informiert zu bleiben, ganz natürlich.
  • Folglich setzen wir uns in höherem Maße den sozialen Medien aus.
  • Wir haben mehr Zeit.
  • Wir sind besorgt über Unsicherheit und Instabilität. Demzufolge wollen wir jederzeit wissen, was in der Welt vor sich geht.
  • Dieses Verlangen lässt uns mehr nach negativen Emotionen Ausschau halten. Der Geist ist ständig wachsam und übererregt.

Welche Auswirkungen hat das auf die psychische Gesundheit?

Doomscrolling ist nicht harmlos. Im Gegenteil, es hat einen ernsthaften Einfluss auf das psychische Wohlbefinden. Es ist wichtig, das im Hinterkopf zu behalten. Studien wie diese von der University of Sussex zeigen, dass negative Nachrichten nicht nur dazu führen, dass man sich mehr Sorgen macht, sondern dass sie auch die Stimmung verändern.

Der Effekt ist sogar sehr gravierend. Die Kombination mit einigen anderen Faktoren kann zu Depressionen oder Angstzuständen führen. Das Komplizierte daran ist, dass das ein Teufelskreis ist. Mit anderen Worten: Du kannst nicht aufhören diese Art von Geschichten zu lesen, selbst wenn du weißt, dass sie schlecht für dich sind. Man kann nicht aufhören, weil man süchtig nach dem geworden ist, was passiert.

Ein weiterer Faktor ist etwas, das wir bereits angesprochen haben. Demzufolge hält dein Gehirn negative Erinnerungen eher fest als positive. Als ob das nicht schon genug wäre, werden die Algorithmen der sozialen Medien dich weiterhin mit dieser Art von Inhalten konfrontieren. Ungeachtet dessen, ob du das willst oder nicht. Jedoch können die Auswirkungen auf deine Gesundheit schwerwiegend sein.

Mann am Handy

Wie du Doomscrolling reduzieren kannst

Der beste Weg, um Doomscrolling zu reduzieren, ist ziemlich offensichtlich. Begrenze einfach die Zeit, die du mit sozialen Medien verbringst. Diese offensichtliche Lösung ist auch eine der kompliziertesten und schwierigsten. Denn die Tatsache, dass wir im Alltag an die Nutzung unsere Telefone gebunden sind, macht die Behandlung schwierig. Es ist wichtig, ein wenig zu reflektieren. Folglich kann ein Ansatz sein die Zeit zu reduzieren, die du in sozialen Medien verbringst.

Lass nicht zu, dass soziale Medien deine Zeit sowie deine psychische Gesundheit stehlen. Nimm dir nur einige Male am Tag bewusst Zeit, um Nachrichten zu überprüfen. Beantworte nur wichtige Nachrichten. Des Weiteren versuche dein Telefon nicht sofort zu überprüfen, sobald du morgens aufwachst.

Nicht zuletzt lenkt das Doomscrolling unsere Aufmerksamkeit von den positiven und erfreulichen Aspekten deines Lebens ab. Ein Gespräch oder ein Spaziergang sind beruhigende Übungen, die deine geistige Gesundheit stärken. Investiere mehr Zeit in die “reale Welt”. Dadurch wirst du in der Lage sein, ein Gleichgewicht jenseits des Bildschirms zu finden.


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  • Johnston, Wendy & Davey, Graham. (1997). The psychological impact of negative TV news bulletins: The catastrophizing of personal worries. British journal of psychology (London, England : 1953). 88 ( Pt 1). 85-91. 10.1111/j.2044-8295.1997.tb02622.x.

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