Die Welt hinter einer Maske betrachten: psychologische Auswirkungen
Hygienemasken, chirurgische Masken, FFP1, FFp2, FFP3… unsere Sprache hat sich in den letzten Wochen bereichert, und zwar mit Ausdrücken, die wir lieber nicht gekannt hätten. Doch die derzeitige Realität prägt nicht nur unsere Sprache, sie hat besonders tiefgehende psychologische Auswirkungen, die wir noch lange mit uns mitschleppen werden. Wir beginnen, die Welt hinter einer Maske zu betrachten und es scheint ganz so, dass uns dieses “Accessoire” noch länger begleiten wird.
Wir bekommen immer wieder zu hören, dass wir dem asiatischen Modell folgen müssen, das uns in Ländern wie China, Japan oder Korea gezeigt wird, wo Schutzmasken ganz normal sind, um eine Ansteckung mit Infektionskrankheiten zu vermeiden. Für viele Asiaten handelt es sich um eine ganz normale Gewohnheit, die schon lange Teil ihrer Kultur ist.
Sie betrachten es als Respektlosigkeit, keine Maske zu tragen, wenn jemand an einer viralen Erkrankung wie Grippe leidet, und den Raum mit anderen teilt. Außerdem gibt es einen weiteren Faktor: Die großen Städte in Asien sind meist stark verschmutzt und auch Staubpartikel aus der Wüste Gobi belasten die Atmung in vielen Städten.
Deshalb ist es für viele Asiaten ganz normal, im Alltag eine Maske zu tragen. Doch in westlichen Ländern sorgt das Tragen einer Schutzmaske noch immer für ein unangenehmes Gefühl, zwischen Panik, Unruhe und der Einschränkung der persönlichen Freiheit. Doch wir wissen, dass Schutzmasken auch in vielen westlichen Ländern zum Alltag gehören und zum Teil auch obligatorisch sind.
Die Welt hinter einer Maske betrachten: Welche Auswirkungen können dadurch entstehen?
Hinter einer Maske kann man die Welt nicht auf dieselbe Weise betrachten: Es ist ein unbequemes, seltsames “Accessoire”, das uns im Alltag herausfordert. Außerdem ist die Maske nicht das einzige störende Element: Auch Handschuhe, Desinfektionsgel und zum Teil spezielle Kappen mit Gesichtsschutzschirm gehören zur Corona-Normalität.
Für unser Gesundheitspersonal ist dies nichts Neues, doch jetzt wird diese Schutzausrüstung auch unseren Alltag prägen, denn damit soll die weitere Ausbreitung des SARS-CoV-2 gebremst werden.
Schutzmasken sind eine Metapher der aktuellen Pandemie, sie begleiten uns in diesen Tagen und verändern unsere Welt von Grund auf. Dies hat verschiedene psychologische Auswirkungen, die wir uns anschließend genauer ansehen.
Ungewissheit und Angst: Was passiert, wenn ich keine Maske verwende? Und wenn ich keine kaufen kann? Oder wenn sie mich nicht schützt?
Zweifel, Ungewissheit und Sorgen. Dies sind die Samen, die im Alltag die Angst und die Nervosität vieler Menschen nähren. Die Angst vor einer Ansteckung bringt uns dazu, strikte Schutzmaßnahmen umzusetzen, die weit über das Händewaschen oder die soziale Distanz hinausgehen.
Anfangs waren wir vielleicht etwas widerspenstig gegen die Verwendung der Masken, doch der soziale Druck und der tägliche Anblick von Mitmenschen, die Schutzmasken tragen, überzeugt uns auch selbst von dieser Notwendigkeit. Dabei ist es gar nicht so einfach, Mund-Nase-Masken zu kaufen, da sie vielerorts fehlen. Doch genau dies macht viele noch nervöser und geradezu obsessiv.
Andererseits treibt uns das Fehlen von Schutzmasken in Geschäften dazu, diese selbst herzustellen. Doch die Verwendung von selbst genähten Stoffmasken schürt eine weitere Angst: Wir wissen, dass diese Masken lange nicht so effektiv wie professionelle Schutzmasken mit Filter sind. Und genau dies bewirkt, dass viele sich große Sorgen machen.
Unsere Realität hat sich verändert
Die Welt hinter einer Maske zu sehen, hinterlässt tiefe Spuren in unserem Geist: Wir erinnern uns ständig daran, dass sich alles geändert hat. Jedes Mal, wenn wir das Haus verlassen, haben wir nicht nur das Handy, die Schlüssel und eine Geldbörse dabei, auch die Schutzmaske darf nicht fehlen. Ganz egal, ob es sich um eine Stoffmaske, eine Chirurgenmaske oder eine FFP3-Maske handelt, wir betrachten die Welt hinter dieser Maske mit anderen Augen: dieses Fremdelement verzerrt das Bild!
Wir wissen, dass auch diese Situation wieder vorübergehen wird. Wir gehen davon aus, dass das neue Coronavirus mit der Zeit schwächer sein wird, dass wir Arzneimittel oder eine Impfung haben werden, welche es uns ermöglichen, wieder zu einem normalen Alltag zurückzukehren.
Doch die Tatsache, dass wir immer eine Schutzmaske dabei haben müssen, erinnert uns auch ständig an die Gegenwart des Virus und daran, dass wir uns vor diesem Feind schützen müssen.
Dies kann verschiedene psychologische Folgen nach sich ziehen. Manche Menschen sind fähig, diese neue Realität als normal zu akzeptieren. Doch andere tragen die Schutzmaske mit Angst und Nervosität und können sich nicht an diese Veränderung gewöhnen.
Die Welt hinter einer Maske betrachten: Masken halten die Pandemie nicht auf, doch sie filtern die Angst!
Der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom, erklärte, dass er sich Sorgen über das massive Tragen von Masken machte. Denn der verzweifelte Versuch, eine Schutzmaske zu erwerben, kann dazu führen, dass jene, die dringend eine benötigen, keine erhalten.
Doch die Industrie hat begonnen, massiv Schutzmasken zu produzieren. In sehr kurzer Zeit wird es überall ausreichend Masken geben. Dabei dürfen wir allerdings nicht vergessen, dass die Masken die Pandemie nicht aufhalten werden. Sie können nicht zu 100 Prozent vor SARS-CoV-2 schützen. Aber sie filtern die Angst.
Die Welt hinter einer Maske zu betrachten ist seltsam, doch wir werden uns daran gewöhnen und viele fühlen sich dadurch auch beruhigter, da es sich um eine zusätzliche präventive Maßnahme handelt.
Noch können wir nicht abschätzen, wie lange die Corona-Pandemie anhalten wird. Wir wissen auch nicht, wie lange wir Schutzmasken tragen werden müssen. Doch wir werden uns daran gewöhnen müssen, sie in bestimmten Situationen immer zur Hand zu haben.
Eines ist auf jeden Fall sicher: Das Leben kann sich ganz unerwartet verändern und wir müssen darauf vorbereitet sein, uns an neue Situationen anzupassen.