Die Vorteile von Workshops für Eltern autistischer Kinder

Die Vorteile von Workshops für Eltern autistischer Kinder
Fátima Servián Franco

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Fátima Servián Franco.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Der erste Fall von Autismus, der offiziell beschrieben wurde, liegt schon mehr als 200 Jahre zurück. Im Jahr 1770 berichtete Prefect über den Fall eines elfjährigen Jungen, der sich oft verwirrt und im Delirium zeigte. Diese Perioden wechselten sich mit Zuständen von Lethargie und Stress ab. Schon damals wollten Forscher herausfinden, was den Zustand des Jungens ausgelöst hatte, aber das sollte keine einfache Aufgabe sein. Bis dato gibt es mehrere wissenschaftliche Untersuchungen, die die These belegen, dass Autismus durch die Veränderung mehrerer Gene verursacht wird.

Es gibt viele verschiedene Theorien über Autismus. Eine der einflussreichsten ist die Theory of Mind  (zu Deutsch: Theorie des Geistes), die 1985 von Simon Baron-Cohen, Alan Leslie und Uta Frith formuliert wurde. Die Forscher gingen in ihrer Studien zur Entwicklung des sozialen Verständnisses bei kleinen Kindern davon aus, dass Menschen mit Autismus keine Theorie des Geistes besäßen. Das hieße, Autisten wären nicht in der Lage, sich selbst oder ihren Mitmenschen mentale Zustände zuzuschreiben. Daher können sie nur schwer Verhalten vorhersagen oder erklären.

Eltern autistischer Kinder

Es ist eine schwierige Situation für eine Familie, wenn bei einem ihrer Kinder Autismus diagnostiziert wird. Viele Eltern sind zunächst verunsichert, denn das Filtern und Verdauen aller Informationen und Optionen kann erschöpfen. Es müssen nun eine Reihe von Spezialisten aufgesucht werden und die Eltern müssen sie sich mit einer komplexen Terminologie und unterschiedlichsten Empfehlungen zum weiteren Vorgehen auseinandersetzen. Aber darüber hinaus müssen Eltern autistischer Kindern auch mit Gefühlen wie Angst, Trauer, Verleugnung, Schuld und Wut umgehen.

Ein Kind spielt allein in seinem Kinderzimmer.

Eltern autistischer Kinder müssen sich also zwei Realitäten stellen: Auf der einen Seite ist da die Tatsache, dass ihr Kind Autismus hat und sie davon zuvor nichts gewusst haben. Zweitens müssen sie anfangen, mehr über diese Entwicklungsstörung zu lernen, die nicht leicht zu verstehen ist.

Für die Eltern ist das körperlich und psychisch anstrengend. Autistische Kinder haben oft irritierende Einstellungen und auffällige Verhaltensweisen, darunter der Unwille zur Interaktion, die Ablehnung von körperlichem Kontakt und repetitive Handlungen. An diese Dinge müssen sich Eltern autistischer Kinder erst gewöhnen.

Deshalb können Workshops für Eltern autistischer Kinder von Nutzen sein, das Verständnis für die Patienten fördern. Sie stellen Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sie ihre autistischen Kinder besser verstehen und erziehen können.

Autistische Kinder in einer unwissenden Welt großziehen

Autismus beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familie, denn er erschwert sowohl den Aufbau zwischenmenschlicher Beziehungen als auch Lernprozesse im Allgemeinen und macht die Zukunft des autistischen Kindes hinsichtlich Unabhängigkeit und Produktivität unsicher.

Eltern von autistischen Kindern sind gezwungen, verschiedene Aspekte ihres Lebens zu ändern, da die Kondition ihres Kindes weitgreifende Folgen für das Familiengefüge hat. Dies kann die persönliche Entwicklung der Eltern einschränken oder auch die körperliche und psychische Gesundheit weiterer Familienmitglieder beeinträchtigen.

Elternteil eines Kindes mit Autismus zu sein, kann deshalb eine wahre Herausforderung sein. Die Betreuung eines autistischen Kindes erfordert persönlichen Einsatz, Geduld und viel Zeit. Damit geht einher, dass viele Eltern aufhören, sich um sich selbst zu kümmern, um jederzeit für ihr Kind da sein zu können. Plötzlich dreht sich das Leben der Eltern nur noch um das autistische Kind – die eigene Entwicklung wird zur Nebensache.

Eine Mutter versucht, mit ihrer Tochter zu sprechen.

Emotionale Erziehung für Eltern autistischer Kinder

In unserer heutigen Welt sind Emotionen viel relevanter als gemeinhin angenommen. Das heißt, es ist mehr als je zuvor notwendig, Kindern (und Erwachsenen) in Sachen emotionale Regulierung zu erziehen. Obwohl jede Person mit Autismus-Spektrum-Störung einzigartig und unterschiedlich ist, haben die meisten Betroffenen gemeinsame Merkmale wie Schwierigkeiten im Ausdruck, eingeschränkte Interessen, Angst vor Veränderungen und Probleme, sich in andere einzufühlen.

Workshops für Eltern autistischer Kinder helfen, mehr über diese Merkmale zu erfahren. Wenn das Kind zum ersten Mal diagnostiziert wird, sind viele Eltern zunächst geschockt. Dies kann soweit gehen, dass sie sich wie gelähmt fühlen. Sie nehmen dann eine ablehnende Haltung ein. Da die Realität zu schwierig erscheint, um mit ihr umzugehen, entscheiden sich manche Eltern, die Tatsachen zu verdrängen.

Sie versuchen, sich eine zweite Meinung einholen und halten sich vorzüglich an die, die günstiger für ihr Kind ausfällt – auch wenn sie vielleicht ahnen, dass dies nicht die richtige Diagnose sein kann. Wenn Eltern die Phase der Akzeptanz nur verzögert erreichen, können sie aber in große Verzweiflung und Angst verfallen.

Wenn Eltern autistischer Kinder aber bereit sind, sich der Realität zu stellen, lichtet sich das Feld für alle Beteiligten. Nach Akzeptanz der Umstände suchen sie normalerweise die individuell vorteilhafteste Behandlung für ihr autistisches Kind. Die Zeit, die bis dahin vergeht, ist von Familie zu Familie aber sehr unterschiedlich.

Deshalb sind Workshops für Eltern autistischer Kinder so wichtig. Sie sind nicht nur vorteilhaft für die Eltern, sondern auch für die Kinder. Alle können in diesen Workshops lernen. Mehrere Studien bestätigen, dass derartige Workshops die Lebensqualität einer betroffenen Familie signifikant verbessern können.


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