Die Philosophie über den Sinn des Lebens
Wir geben unserem Leben durch unser Tun Sinn; durch jene Personen, die uns am Herzen liegen und jene Dinge, die uns wichtig sind. Manchmal zweifeln wir und stellen uns existenzielle Fragen, die auch viele Philosophen im Laufe der Zeit beschäftigten. Wie definieren Denker wie Kierkegaard, Heidegger oder Sartre den Sinn des Lebens?
Der Sinn des Lebens im Existentialismus
Die philosophische Strömung des Existentialismus lädt zur Reflexion über den Zweck und Sinn des Lebens ein. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard gilt als einer der Wegbereiter der Existenzphilosophie, die Mitte des 20. Jahrhunderts in Frankreich ihren Höhepunkt erreichte. Zu den Hauptvertretern zählen Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus.
Diese Philosophen stellten die menschliche Existenz in den Mittelpunkt: den persönlichen Lebensentwurf und die persönliche Verantwortung, jedoch auch Erfahrungen wie Tod, Angst, Freiheit oder Fremdheit.
“Der Mensch ist nichts anderes als sein Entwurf; er existiert nur in dem Maße, als er sich entfaltet.”
Jean-Paul Sartre
Angst und Verzweiflung
Ein Leben ohne Sinn und Zweck ist eine Herausforderung. Wir streben in erster Linie nach materiellen und weltlichen Zielen, die es uns ermöglichen, unser Dasein mehr oder weniger erfolgreich zu ertragen. Kierkegaard weist jedoch auf die Notwendigkeit hin, eine philosophische Grundlage zu finden, die dem Leben einen Sinn gibt.
“Es gilt, eine Wahrheit zu finden, die Wahrheit für mich ist, die Idee zu entdecken, für die ich leben und sterben will.”
Søren Kierkegaard
In seinem Buch Der Begriff Angst¹ erforscht Søren Kierkegaard die Angst als Bedingung für Freiheit und potenzielle Sünde. Anhand des Beispiels von Adam und Eva erklärt er darin, dass die Angst die Voraussetzung für den Sündenfall ist. Das Unbehagen beginnt, wenn wir über unsere Grenzen nachdenken, über die Endlichkeit unserer Existenz.
Eine Möglichkeit, um diese Angst zu bewältigen, ist die Ästhetik. Sie lädt uns ein, in weltliche und überflüssige Vergnügen einzutauchen. Kann sie uns motivieren, Emotionen und Leidenschaft hervorrufen? Oder führt sie nur zur Verzweiflung?
Es gibt zwei Wege, die zur Wahl stehen: Wir können uns an alltäglichen Aktivitäten erfreuen, die uns von der Frage nach dem Sinn des Lebens wegführen, oder die Realität und die Art und Weise, wie wir die Welt sehen, verändern, einschließlich unserer unbestreitbaren biologischen Endlichkeit.
Wir müssen unsere Angst, die durch die Frage nach dem Sinn des Lebens entsteht, durch eine Entscheidung überwinden. Doch wofür entscheiden wir uns? Ein Leben im Einklang mit ethischen Regeln. In unserer Macht liegt die Freiheit, Gutes oder Böses zu tun. Je besser unsere Entscheidungen sind, desto eher sind wir in der Lage, die Qualen und die Verzweiflung einer endlichen und sterblichen Existenz zu überwinden.
Heidegger und das In-der-Welt-Sein
Martin Heidegger interessierte sich für Themen wie die menschliche Existenz, die Beziehung zwischen Mensch und Natur sowie die Ontologie. In seinem Werk Sein und Zeit² vertritt er die Ansicht, dass das menschliche Subjekt ein Wesen in der Welt ist. Mit anderen Worten: Das Individuum wird in die Welt geworfen. Wie Kierkegaard geht er davon aus, dass uns dies zur Verzweiflung führen kann, denn wir fühlen uns wie ein Sandkorn endlicher Existenz an einem grenzenlosen Strand. Der Mensch kennt sein Schicksal: den Tod. Doch was können wir dagegen tun?
Der Philosoph argumentiert, dass wir mit dem Rücken zu unserer Sterblichkeit leben und so ein künstliches Leben führen können. Die andere Option wäre, den Tod zu akzeptieren und mit dieser Realität zu leben. Auf diese Weise haben wir die Macht, mit unserer Angst umzugehen.
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Der Mensch als Projekt
Der französische Philosoph und Dramatiker Jean-Paul Sartre erforschte in seinen Werken das menschliche Dasein. Er stellte die Existenz zwischen das Sein und das Nichts. Die Nichtexistenz ist der Tod, die Existenz das Sein – das eine ist ohne das andere nicht möglich. Ohne das Sein wäre das Nichts sinnlos.
“Der Mensch ist ein Nichts, das sich sein Sein erst schaffen muss.”
Jean-Paul Sartre
Wir müssen unser Sein im Laufe des Lebens selbst erschaffen, indem wir unser Leben so entfalten, dass es Sinn ergibt. Das Tun und die Entscheidungen sind für die Sinnfindung im Leben grundlegend.
Der Sinn des Lebens im Alltag
Abgesehen von existenzialistischen Positionen gibt es andere Strömungen, die sich darauf konzentrieren, den Sinn des Lebens aus einer soziokulturellen Perspektive zu erforschen. Es geht darum, das individuelle Leben im Kontext des täglichen Handelns und anhand unserer Beziehungen zu gestalten. Jeder Mensch ist der Architekt seines Lebens, das er selbst gestaltet.
Diese Existenz ist sozial, denn der Einzelne bewegt sich nicht allein und isoliert, sondern lebt mit anderen Menschen zusammen, die ihren Lebenssinn ebenfalls gemeinsam mit anderen konstruieren. Das alltägliche Leben setzt sich aus den Aktivitäten und sozialen Beziehungen jedes Individuums zusammen, mit denen wir in unserem Leben einen Sinn konstruieren. Doch Vorsicht: Routine, Monotonie und Konformismus machen uns zu gedankenlosen Wesen, die den Sinn des Lebens leicht verlieren.
Der Sinn des Lebens
Die Philosophie bietet uns verschiedene Blickwinkel, um über unseren eigenen Sinn des Lebens nachzudenken. Grundlegende Fragen wie Existenz, Moral und Freiheit helfen uns, unser Leben zu verstehen und einen Sinn zu finden.
Die Philosophie lehrt uns auch, dass das Leben keinen universellen Sinn hat. Stattdessen sind der Sinn und der Wert des Lebens die Konstruktion des Einzelnen. Es gibt keine magischen Rezepte, um den Sinn des Lebens zu finden, aber die Philosophie dient uns dabei als Leitfaden.
Literaturempfehlung
- Der Begriff Angst, Søren Kierkegaard, Reclam 1992
- Sein und Zeit, Martin Heidegger, Max Niemeyer Verlag 2006
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- Carrillo, R. (2018). El sentido filosófico de la vida en el pensamiento existencialista : Una lectura desde Ellacuría. Teoría Y Praxis, (32), 29–44. https://doi.org/10.5377/typ.v0i32.6390
- D’ Angelo Hernandez, O. (2002). Sentido de vida, sociedad y proyectos de vida. En libro: Ética y Sociedad Vol. 2. http://biblioteca.clacso.edu.ar/ar/libros/cuba/cips/caudales05/Caudales/ARTICULOS/ArticulosPDF/07D054.pdf