Die Pendulation zur Bewältigung von schwierigen Situationen

Traumata führen nicht nur zu psychischem Leid, sie verankern sich auch im Körper. Wir stellen dir heute eine Technik aus der somatischen Erfahrungstherapie vor, die hilft, Blockaden zu lösen und sich von Schmerz zu befreien.
Die Pendulation zur Bewältigung von schwierigen Situationen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 27. April 2023

In schwierigen Situationen sagen wir uns immer wieder “Du musst stark sein” oder “Du schaffst es”. Wir versuchen, Kraft zu schöpfen und uns zu ermutigen, unterdrücken jedoch Gefühle wie Traurigkeit und Ängste. Die Pendulation ist eine interessante Technik aus der somatischen Erfahrungstherapie, die traumatisierten Menschen hilft, sich von Blockaden zu lösen.

Wir sind auf das Überleben programmiert, nicht auf das Glück: Das Gehirn gibt dem Überwinden von Hindernissen und der Schmerzvermeidung Vorrang. Wenn wir jedoch unsere Emotionen nicht richtig verarbeiten, können sie sich durch körperliche Beschwerden bemerkbar machen. Ungelöste Traumata führen häufig zu Somatisierungsstörungen: Das Leid äußert sich nicht nur durch psychische Störungen, sondern auch in Form von Panikattacken, Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen, Muskel-Skelett-Schmerzen oder anderen Beschwerden.

Die Pendulation ist eine psychologische Ressource aus der somatischen Therapie. Sie hilft, Leid loszulassen und schwierige Situationen zu überwinden. Erfahre anschließend mehr darüber.

Peter Levine entwickelte die Technik der Pendulation im Rahmen der somatischen Erfahrungstherapie.

Die Pendulation zur Bewältigung von schwierigen Situationen
Die Pendulation hilft, emotionale Blockaden zu lösen.

Pendulation: Was ist das?

Dr. Peter E. Levine entwickelte die Technik der Pendulation als Hilfsmittel in der somatischen Erfahrungstherapie, die er seinen Büchern Trauma-Heilung: Das Erwachen des Tigers¹ oder Sprache ohne Worte² beschreibt. Levine war unter anderem Stressberater bei der NASA. Besonders bekannt ist jedoch seine Arbeit in verschiedenen klinischen Zentren zur Behandlung von emotionalem Schmerz. Sein therapeutisches Modell der somatischen Erfahrungstherapie ist laut einer Studie der Hebräischen Universität Jerusalem ein wirksames Mittel zur Behandlung von posttraumatischem Stress.

Sein Ansatz zur Traumabewältigung basiert auf das Körperbewusstsein. Es reicht nicht aus, sich über Leid und emotionale Belastung bewusst zu sein und darüber nachzudenken. Das Trauma bleibt im Körper verankert und verursacht Verspannungen, Panikattacken, Schlafprobleme usw. Das Ziel ist, diese Last loszulassen – die Pendulationierung ist ein Instrument, das dabei hilft.

“Das Trauma liegt in unserem Nervensystem, nicht in dem Ereignis, das es verursacht hat.”

Peter E. Levine

Loslassen durch Pendulation

Die Pendulation hilft traumatisierten Menschen, Stress, Spannungen und emotionale Lasten loszulassen. Diese Methode bezweckt, psychische Traumata zu heilen und einen Zustand des Gleichgewichts zwischen Körper und Geist zu erreichen. Sie konzentriert sich auf schwierige Emotionen, die tief verankert sind und das zentrale Nervensystem übermäßig aktivieren.

Es geht darum, Blockaden zu lösen, die Betroffene in ihrem Schmerz festhalten. Sie müssen negative Energien loslassen, um zur Ruhe zu kommen. Es geht darum, die Physiologie der Bedrohung zu regulieren, um sie in einen Zustand der Sicherheit zu bringen. Dieser Prozess ist nicht einfach, doch das Training von Gehirn und Körper lohnt sich.

1. Wenn du Kummer spürst, gib ihm Raum und akzeptiere ihn

Wenn sich schmerzhafte Erinnerungen bemerkbar machen, musst du mit ihnen in Kontakt treten und sie akzeptieren:

  • Wo spürst du den Schmerz? In der Brust, im Magen, in der Atmung? Beschreibe deine Empfindungen.
  • Wenn du fühlst, dass die Angst überhandnimmt, konzentriere dich auf einen kleinen Teil dieses Schmerzes. Das Unbehagen wird so überschaubar, du kannst deshalb besser damit umgehen.
  • Die Pendulation zielt darauf ab, die Propriozeption, die kinästhetischen Erfahrungen und alle subjektiven Wahrnehmungen zu verbessern. Vergiss nicht: Ein Trauma ist mit vielen körperlichen Erinnerungen verbunden (Geruch, Geschmack, Geräusche…).

2. Suche nach schmerzfreien Bereichen in deinem Körper

Du hast bereits Kontakt mit den Bereichen deines Körpers aufgenommen, die durch Unbehagen, Verspannungen oder Schmerzen blockiert sind. Konzentriere dich jetzt auf jene Bereiche, die ruhig und entspannt sind. Deine Hände, Nacken, Stirn oder Beine? Scanne deinen Körper und suche nach Harmonie und Ausgleich, konzentriere dich auf angenehme Gefühle. Findest du keine, konzentriere dich auf deinen kleinen Finger und spüre den entspannten Zustand.

3. Pendulation: vom Schmerz zur Ruhe

Die letzte Stufe der Pendulation ist die interessanteste. Von den angespannten und schmerzhaften Bereichen pendelst du jetzt zu den entspannten Körperregionen. Du musst vom Schmerz zur Ruhe kommen, dich von Angst und Kummer lösen und Harmonie finden. Fast unbemerkt wirst du schwierigen Emotionen gegenüber toleranter. Das Trauma kommt an die Oberfläche und du kannst emotionale Energie freisetzen, die dich festhält und blockiert.

Emotionen wie Scham, Angst oder Demütigung sind Zustände, die mit dem ursprünglichen Trauma verbunden sind und die in Form von Energie jahrelang im zentralen Nervensystem haften bleiben.

Frau findet durch Pendulierung Harmonie
Die Pendulierung hilft dir, Blockaden aufzulösen und dich von emotionalem Schmerz zu befreien.

Fazit

Dr. Peter E. Levine erinnert uns daran, dass wir alle Heilkräfte haben, die wir aktivieren können. Zwar ist unser Gehirn nicht auf Glück programmiert, sondern auf das Überleben, doch Resilienz ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Mechanismus. Die somatische Erfahrungstherapie bezweckt, emotionales Leid, das sich im Körper verankert, zu lösen und Ausgleich zu finden.

Die Pendulation hilft dir, von einem Zustand in einen anderen überzugehen. In diesem Fall vom emotionalen Schmerz zu einem angenehmen Zustand der Akzeptanz. Um seelischen Schmerz zu heilen, musst du auch den Körper in den Prozess integrieren. Indem du dein Gehirn davon überzeugst, dass du in Sicherheit bist, kannst du von der ständigen Alarmbereitschaft in einen ausgeglichenen Zustand pendeln.

▶ Lese-Tipp

  1. Trauma-Heilung: Das Erwachen des Tigers, Peter E. Levine, Synthesis 1998
  2. Sprache ohne Worte: Wie unser Körper Trauma verarbeitet und uns in die innere Balance zurückführt, Peter E. Levine, Kösel 2011
  3. Vom Trauma befreien – Wie Sie seelische und körperliche Blockaden lösen, Peter E. Levine, Kösel 2011

Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Barratt, B. B. (2013, January 10). The emergence of somatic psychology and bodymind therapy. London: Palgrave McMillan
  • Payne, P., Levine, P. A., & Crane-Godreau, M. A. (2015, April 14). Corrigendum: Somatic experiencing: Using interoception and proprioception as core elements of trauma therapy. Frontiers in Psychology
  • Levine, P.A. (2013). En una voz hablada. Cómo el cuerpo libera el trauma y restaura el bienestar, Buenos Aires: Alma Lepik.
  • Levine, P.A. (2013). Sanar el Trauma. Un programa pionero para restaurar la sabiduría del cuerpo, Madrid: Neo Person.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.