Die Nostalgie ist eine bittersüße Symphonie

Die Nostalgie ist eine bittersüße Symphonie

Letzte Aktualisierung: 17. August 2017

Das Gefühl von Nostalgie ist etwas so Normales, dass wir manchmal unterbewusst denken, dass es immer da sein muss als etwas, das einfach zu uns gehört. Aus diesem Grund kann sich jeder damit identifizieren: wir leben mit der Nostalgie Tag ein, Tag aus, verbringen Zeit mit ihr, tanzen mit ihr und umarmen sie noch stärker, wenn es regnet. So wie an verregneten Tagen, an denen wir zwar weniger sehen, doch sie lässt sich dann mehr sehen.

„Nostalgie bedeutet, eine Vergangenheit zu lieben, die uns in der Gegenwart erdrückt. Sie ist ein verspätetes Glück. Wir sind nostalgisch, wenn wir in einer Hängematte schlafen und uns noch immer an innige Versöhnungen nach grundlosen Streitigkeiten erinnern. Wir spüren das Fehlen von Details. Die Nostalgie allein bringt uns nicht um, weil sie die freudige Seite einer Tortur ist.“

Gabito Nunes

Wir empfinden wegen jemandem, etwas, einer nicht gegenwärtigen Vergangenheit, Nostalgie und wünschten uns die Vergangenheit wäre die Gegenwart. Auch können wir nostalgisch in Bezug auf die Gegenwart sein, die nicht ist und auch nicht war. Momente, Details, Zuneigungen, Worte etc. lösen bei uns ein Gefühl der Nostalgie aus. Sie ist in der Tat so real wie wir selbst auch sein können und deshalb berührt sie uns so sehr.

Meerjungfrau blickt aufs Meer

Manchmal ist die Nostalgie so groß, dass wir nostalgisch sind

Vor einigen Tagen las ich einen Artikel, in dem der Verfasser davon sprach, dass unsere Vergangenheit wie ein fernes Land sei, indem wir im Exil leben. Und wer dort schon einmal gelebt hat und dem kalt ist, der möchte manchmal gern zurückkommen und ist auf der Suche nach Wärme. In diesem Sinn kann das vorgestellte Exil sehr weit entfernt oder sogar beinahe deine Gegenwart sein.

Ich glaube, dass das vollkommen zutrifft: Während die Nostalgie nicht zu einer anhaltenden melancholischen Phase wird, zielt sie doch darauf ab, hin und wieder zurück in die Vergangenheit zu reisen, um in Bezug auf das, was wir einst waren, zu erfahren, wer wir jetzt sind. Das soll nicht heißen, dass wir die Gegenwart nicht ausleben möchten oder wir uns in dieser nicht wohlfühlen, sondern dass wir uns anerkennen und uns darüber bewusst sind, was wir erlebt haben.

„Manchmal ist Nostalgie so groß, dass sie mehr als nur ein Gefühl ist. Die Menschen sind nun einmal nostalgisch. Nostalgie heißt, zu leben, um sich im Blick einer Person in all den uneinsehbaren Eckchen zu verlieren, Haare, Lippen, Düfte durcheinander zu bringen und  schweren Herzens zu lächeln.“

Gabito Nunes

Es ist so, wie der portugiesische Schriftsteller sagt: Die Menschen sind nun einmal nostalgisch, denn das Vermissen einer klitzekleinen Kleinigkeit macht aus ihr etwas Bedeutsames. Diese kleine Sache ist das Fehlen von etwas und das brauchen wir mit jeder einzelnen Faser unseres Seins. Deswegen sind wir nostalgisch – denn wie in der Liebe können wir auch die Nostalgie nicht nur zu einem Teil spüren und sie ist in all unseren Gesten wiederzufinden.

Frau umarmt die Welt

Die Nostalgie hat zwei Gesichter

So wie die meisten Dinge im Leben hat auch die Nostalgie zwei Gesichter. Wenn wir dieses Wort hören, verbinden wir es sofort mit etwas Bittersüßem.

Wenn du deine Familie, deine Freunde oder deinen Partner beispielsweise vermisst, fühlst du dich für diesen Moment lang schutzlos. Doch zur selben Zeit gleicht dies auch einer Umarmung, wenn wir uns durch das Vermissen daran erinnern, wen wir alles in unserem Leben haben und wen wir uns wirklich an unserer Seite wünschen.

„Nostalgisch zu sein bedeutet, der Routine radikal zu entfliehen, mehr Salat und weniger Süßes zu essen. Die Nostalgie ist die ungemütliche Erwartung eines Wiedersehens. Ich stelle mir damit vor, wo ich jetzt sein sollte. Und wenn die Nostalgie nicht mehr in das Herz passt, verwirklicht sie sich und ist in den Augen wiederzufinden.“

Gabito Nunes

Weinendes Maedchen

Es stimmt, dass wir uns lieber mit der melancholischen Seite der Nostalgie auseinandersetzen, und das noch mehr, wenn wir uns zwischen Herbst und Winter befinden – Jahreszeiten, mit denen wir sie in Verbindung bringen. Jedoch gehört Mut dazu, um zu verstehen, dass sie die Abwesenheit dessen darstellt, das es es einst wert war oder etwas es wert ist, das schön war oder schön ist, das uns glücklich machte oder uns glücklich macht.

Und ich sage, dass es Mut abverlangt, weil es schwierig ist, nachzuvollziehen, dass es notwendig ist, die Nostalgie als Preis der schönsten Dinge anzuerkennen, wenn wir etwas permanent vermissen. Denn wir werden niemals wegen etwas nostalgisch werden, wenn dahinter kein tatsächlich, wahrscheinlich oder gleichzeitig vorhandenes glückliches Ende steckt.

Und entgegengesetzt dessen und vor allem deswegen sollten wir uns mit der anderen Seite der Nostalgie anfreunden, die uns erfüllt, uns zu Spielsteinen der Welt macht und uns verdeutlicht, dass wir trotz all der Konsequenzen, die dieses Leben mit sich bringt, in dieser Welt leben.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.