Die Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit

Die Folgen von sexuellem Missbrauch in der Kindheit
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Pädophilie bzw. sexueller Missbrauch an Kindern ist ein Begriff, dem man mehr und mehr in den Medien begegnet. Als Mitglieder der Gesellschaft sollten wir die Folgen von sexuellem Missbrauch nicht vergessen, wenn wir von solchen Verbrechen lesen, hören oder sprechen. Es kann jeden treffen und beschränkt sich nicht nur auf Mitglieder einer bestimmten sozialen Klasse. Auch das Bildungsniveau, der ethnische Hintergrund oder die Religionszugehörigkeit spielen keine Rolle.

Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist kein neues Phänomen. Allerdings ist es schwer zu sagen, wann die ersten Fälle auftraten. Wahrscheinlich ist, dass das Problem des sexuellen Missbrauchs leider so alt ist wie die Menschheit selbst. Alle Kulturen kennen Mythen und Legenden, die versuchen, Inzest, das heißt, sexuelle Beziehungen zwischen Blutsverwandten, zu ächten. Was Beziehungen zwischen Eltern und Kindern – besonders zwischen Vätern und Töchtern – angeht, scheinen verschiedene Gesellschaften jedoch etwas toleranter gewesen zu sein.

“Die menschliche Rasse erinnert sich eher an den Missbrauch, dem sie ausgesetzt war, als an die Zärtlichkeiten. Was bleibt von Küssen übrig? Wunden hinterlassen jedoch Narben.”

Bertold Brecht

Um klarzustellen, was in Deutschland als sexueller Missbrauch von Kindern verstanden wird, sei hier auf das deutsche Strafgesetzbuch verwiesen. Wer, so das deutsche Strafrecht, sexuelle Handlungen an einem Kind (Personen unter 14 Jahren) vornimmt bzw. an sie von einem Kind vornehmen lässt, begeht sexuellen Missbrauch an diesem Kind. Als Täter werden auch die Personen angesehen, die ein Kind dazu bestimmen, sexuelle Handlungen an einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an dem Kind vornehmen lassen. Um es klar zu sagen, willentliche sexuelle Handlungen an, mit oder vor Kindern sind ausnahmslos strafbar.

Eine Zeichnung einer Frau, die den Grabstein eines Kindes umarmt

Statistisch gesehen machen im Fall des sexuellen Missbrauches von Kindern Väter und Stiefväter den höchsten Prozentsatz an Tätern aus. Die Opfer sind dabei meistens die eigenen Töchter bzw. Stieftöchter. Es gibt jedoch auch viele Fälle, in denen der Vergewaltiger ein enger Verwandter ist; insgesamt zwischen 80 % und 95 % der Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern treten innerhalb der Familie auf. Jungen können ebenfalls Opfer von Missbrauch werden, auch wenn diese Fälle in einem geringeren Ausmaß gemeldet werden.

Entwicklung von Kindern

Eine der wichtigsten und zugleich umstrittendsten “Entdeckungen” von Sigmund Freud war, dass der Mensch von Geburt an sexuelle Impulse habe. Die Psychoanalyse hat gezeigt, dass schon ein Kind sexuelle Fantasien und Wünsche hat und zum Ausdruck bringt. Auf bestimmte Reize hin entdeckt das Kind seinen eigenen Körper und macht erste angenehme Empfindungen. Es gibt jedoch etwas Wichtigeres, das das Kind erst im Laufe der Zeit kennenlernt: Normen.

Die Sexualität eines Kindes unterscheidet sich deshalb sehr von der Sexualität eines Erwachsenen. Dies ist angesichts der physischen, emotionalen und intellektuellen Unreife eines Kindes offensichtlich.

Ein Mädchen versteckt sein Gesicht hinter ihren Händen.

Um sich zu entwickeln, muss das Kind verstehen, dass es nicht der Norm entspricht, eine sexuelle Beziehung zu seiner Mutter oder seinem Vater zu haben. Auch sexuelle Beziehungen zu anderen Familienmitgliedern sind nicht erlaubt. Dieser Regel folgend lernt das Kind so mehr über Recht und Kultur der jeweiligen Gesellschaft, in die es hineinwächst. Das Kind lernt, unmögliche Wünsche aufzugeben und erlangt die Fähigkeit, Grenzen zu erkennen und zu respektieren.

Wenn das Kind nicht lernt, dass es falsch ist, sexuelle Beziehungen zu Familienmitgliedern zu haben, dann wird es anfangen, die Welt als chaotisch wahrzunehmen. Es wird auch sehr schwierig sein für dieses Kind, einen Sinn im Leben zu finden. Außerdem kann es sich schuldig fühlen und schämen, auch wenn es nicht genau weiß warum.

Die Folgen von sexuellem Missbrauch

Die Folgen von sexuellem Missbrauch variieren von Fall zu Fall. Konsequenzen können von vielen Faktoren abhängen:

  • Das Alter des Kindes, als der Missbrauch stattfand
  • Psychologische Merkmale des Opfers
  • Wer der Aggressor bzw. Täter war
  • Die Merkmale der Situation (Ausmaß der Einschüchterung, Gewalt und Verführung)
  • Dauer des sexuellen Missbrauchs
  • Die Hilfestellung, die dem Opfer nach der Tat gegeben wurde

In fast allen Fällen gibt es sowohl unmittelbare als auch langfristige Konsequenzen.

Unmittelbare Konsequenzen

Unmittelbar sind die wahrscheinlichsten Folgen von sexuellem Missbrauch die Rückentwicklung des Opfers: Vielleicht fängt das Kind an, wieder an seinem Daumen zu saugen oder es nässt wieder ein, trotz zuvor erfolgreichen Toilettentrainings. Es ist auch üblich, dass das Kind ängstlich und depressiv wird. Sehr oft sinkt seine schulische Leistung und es beginnt, sich zu isolieren bzw. mürrisch werden. Ein Opfer von sexuellem Missbrauch kann sich auch sexuell frühreif verhalten oder Süchte und suizidales Verhalten entwickeln.

Ein Kind sitzt allein und vom Erwachsenen isoliert auf dem Boden.

Langfristige Konsequenzen

Langzeitfolgenn hängen von der Schwere des Missbrauchs, den psychologischen Merkmalen des Opfers und der therapeutischen Unterstützung ab, die das Kind bzw. das Opfer erhält. Wahrscheinlich wird ein Opfer Probleme haben, zu schlafen oder an Albträumen leiden, sowie eine Tendenz zu geringem Selbstwertgefühl und zur Depression zeigen.

Ein Opfer von sexuellem Missbrauch kann größere Schwierigkeiten in seinen Beziehungen und in seinem Sexualleben haben. Sexuelle Phobien oder eine unbegreifliche Neigung, in höchst unbefriedigende Beziehungen zu geraten, können auftreten.

In schwerwiegenden Fällen kann sexueller Missbrauch als Folge auch zur Schizophrenie führen, das Selbstmordrisiko kann steigen oder das Opfer kann selbst höchst gefährliche, promiske Verhaltensweisen entwickeln.

Jeder, der in der Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs geworden ist, sollte die Unterstützung eines erfahrenen Therapeuten, Psychologen oder Psychoanalytikers in Anspruch nehmen, um die Gewalt, die er erfahren hat, besser zu verarbeiten  Je früher, desto besser.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Beatriz Vidal und Kelly Vivanco


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