Die feindselige Persönlichkeit zeigt ein erhöhtes Risiko für Demenz

Personen mit einem gewalttätigen und feindseligen Charakter sammeln ein hohes Maß an Wut und Frustration an. Diese Unfähigkeit, ihre Emotionen zu kontrollieren, wirkt sich schließlich auf ihre kognitiven Funktionen aus.
Die feindselige Persönlichkeit zeigt ein erhöhtes Risiko für Demenz
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. November 2022

Wie würdest du Feindseligkeit definieren? Wir kennen alle Menschen, die diesem Persönlichkeitsprofil entsprechen, das auf ein schlechtes Emotionsmanagement, unzureichende Reflexionsfähigkeiten und eine geringe Frustrationstoleranz zurückzuführen ist. Die feindselige Persönlichkeit entwickelt häufig psychische Probleme und fühlt sich in jeder Situation unbehaglich. Dieser ständige Konflikt mit ihrer Umwelt und dem Leben selbst hinterlässt in der Regel neurologische Folgen.

Experten weisen auf eine interessante und aufschlussreiche Tatsache hin: Männer und Frauen mit hoher Feindseligkeit, Zynismus und Negativität haben ein höheres Risiko, kognitive Probleme und Demenz zu entwickeln. Es ist keine Strafe des Schicksals, ganz und gar nicht. Der Auslöser liegt in der mangelnden Fähigkeit, mit Stress richtig umzugehen.

Es gibt viele Auslöser für feindseliges Verhalten, über die gesundheitlichen Auswirkungen dieses Verhaltens wird jedoch selten gesprochen.

Die feindselige Persönlichkeit zeigt ein erhöhtes Risiko für kognitiven Abbau
Die kognitiven Funktionen des Gehirns werden durch ständigen Stress und Anspannung stark beeinträchtigt.

Die feindselige Persönlichkeit schädigt das Gehirn

Wir wissen, dass Demenz eine Krankheit ist, die bei jedem auftreten kann, und zwar unabhängig von Geschlecht, sozialem Status oder anderen Aspekten. Die harte Realität der Alzheimer-Krankheit kennt keine Unterschiede. Es ist jedoch auch bekannt, dass bestimmte Faktoren die Wahrscheinlichkeit für Demenzerkrankungen erhöhen.

Die feindselige Persönlichkeit zählt zu diesen Faktoren: Dies geht aus einer Studie unter der Leitung von Dr. Lenore J. Launer, Mitglied der American Academy of Neurology hervor.

Bis vor nicht allzu langer Zeit waren solche Schlussfolgerungen etwas umstritten. Es geht um die Annahme, dass unsere Lebensweise und unser Temperament mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten verbunden sind. Diese Arbeit hat genau diesen Zusammenhang aufgezeigt. Das geht so weit, dass bei einer Stichprobe von 3126 Menschen im Alter von 25 Jahren festgestellt wurde, dass diejenigen mit einer feindseligen Persönlichkeit im Alter von 50 Jahren Gedächtnisprobleme hatten … Wie lässt sich dieses Phänomen erklären?

Personen mit einem gewalttätigen und feindseligen Charakter sammeln ein hohes Maß an Wut und Frustration an. Diese Unfähigkeit, ihre Emotionen zu kontrollieren, wirkt sich schließlich auf ihre kognitiven Funktionen aus.

Stress und unterdrückte Wut, Feinde der Gehirngesundheit

Was steckt hinter der feindseligen Persönlichkeit? Im Allgemeinen gibt es mehrere Variablen, die diese Verhaltens- und Charaktereigenschaft auslösen. Wir könnten über Genetik, soziales Lernen und sogar über psychische Störungen sprechen. Was bei diesen Menschen jedoch immer auftritt, ist ein unzureichendes Stressmanagement und das ständige Gefühl der Wut.

Diese schlechte Emotionsregulierung kann von paranoiden Zuständen bis zu depressiven Störungen führen. Wenn ein Jugendlicher in einer dysfunktionalen Familie und in einem eindeutig feindseligen sozialen Umfeld aufwächst, ist es sehr wahrscheinlich, dass er eine konfliktträchtige, trotzige, zynische und sogar gewalttätige Persönlichkeit entwickelt.

Solche chaotischen Dimensionen führen zu einem permanenten Stresszustand, der das Gehirnnetzwerk verändert. Der Cortisolspiegel ist immer hoch und das hat gravierende Auswirkungen auf Bereiche wie den präfrontalen Kortex oder den Hippocampus. Diese Gehirnareale hängen mit dem Gedächtnis und den exekutiven Funktionen zusammen.

feindselige Persönlichkeit in der Beziehung
Feindselige Menschen stoßen diejenigen weg, die ihnen nahe kommen, und scheitern bei vielen ihrer Projekte. Das verstärkt ihre psychische Belastung.

Kann sich die feindselige Persönlichkeit ändern?

Wenn wir an die feindselige Persönlichkeit denken, kommt uns als Erstes das Bedürfnis in den Sinn, uns zurückzuziehen. Diese Personen reagieren mit Wut und Ärger, richten Schaden an und sorgen für Unbehagen. Es ist schwierig, mit ihnen zu leben, mit ihnen zu arbeiten oder sie als Nachbarn zu haben.

Es ist jedoch gut, sich zu fragen, was wir unternehmen können, um ihnen zu helfen. Stell dir zum Beispiel einen Jugendlichen vor, der aus einem ungünstigen und problematischen psychosozialen Umfeld kommt. Welche Mechanismen könnten wir entwickeln, um ihm eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen? Wir können nicht übersehen, dass der feindselige Mensch zu Einsamkeit und sozialer Ächtung verurteilt ist. All dies verstärkt das Risiko von Krankheiten und psychischen Störungen.

Selbsterkenntnis – der erste Schritt zur Deaktivierung problematischer Verhaltensweisen

Wenn es ein Gefühl gibt, das dieses Persönlichkeitsprofil nach unten zieht und auffrisst, dann ist es die Wut. Diejenigen, die sich von dieser Emotion mitreißen lassen, tun das, um einen tiefen Schmerz zu kanalisieren und zu verbergen. Manchmal haben sie in der Vergangenheit Missbrauch erlebt, wurden verlassen, scheitern immer wieder oder sind unangepasst. All das führt zu Unbehagen, zu ständigem Ärger, doch darunter verbirgt sich eine tiefe Wunde.

Die feindselige Persönlichkeit braucht eine Psychotherapie, um diesen inneren Bruch zu überwinden. Der wichtigste Schritt für diese Personen ist also, ein angemessenes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Das heißt, sie müssen in der Lage sein, mit ihren inneren Bedürfnissen und dem chaotischen Wirrwarr ihrer Gefühle in Kontakt zu kommen.

Andererseits ist es auch wichtig, ihnen Strategien zur Impulsregulierung und Stressbewältigung anzubieten. Ein gesundes Gehirn beherrscht die Selbstkontrolle und schafft es, seine Emotionen zu verstehen, um sie zu seinen Gunsten einzusetzen und sich nicht von ihnen mitreißen zu lassen. Durch diese Fähigkeiten und eine tiefgreifende therapeutische Arbeit wird diese verletzende Feindseligkeit allmählich abgebaut.

Es stimmt, dass wir alle an kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz erkranken können. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko erhöhen, und einer davon ist zweifelsohne die Persönlichkeit. Du solltest dich deshalb um deine Emotionen und um dein Selbstwertgefühl kümmern, um Stress – den stillen Feind – zu regulieren.


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