Die Entwicklung der Persönlichkeit nach Carl Rogers
Die Entwicklung der Persönlichkeit ist eine Reise, die oft ein ganzes Leben lang dauert. Carl Rogers, eine Schlüsselfigur auf dem Gebiet der modernen Psychotherapie, lehrte uns, dass der Mensch ein dynamisches Wesen mit der Tendenz zur Selbstverwirklichung ist. Veränderungen sind eine Konstante, ebenso wie Höhen und Tiefen. Auf diesem sehr komplexen Weg formen wir jedoch zunehmend unser authentisches Selbst.
Unser größtes Problem sind zweifellos unsere inneren Widerstände und die Masken, die wir manchmal aufsetzen, um in der Gesellschaft zu funktionieren. Wir alle verfügen über Abwehrmechanismen, die unser persönliches Wachstum behindern: Ängste, die Wunden von gestern, die Sorgen von morgen und die Unzufriedenheit der Gegenwart belasten uns.
Anstatt zu leben, “überleben” wir und werden zu Wesen, die ihr volles Potenzial nicht entfalten können. Wir funktionieren wie Automaten, die von der Trägheit angetrieben werden, stagnieren, sind traurig und unzufrieden. Nach Rogers bedeutet die Entwicklung der Persönlichkeit vor allem, mit dem Selbst in Kontakt zu kommen, das unter vielen Schichten von Unzufriedenheit und Oberflächlichkeit verborgen, ja fast begraben ist.
“Das seltsame Paradoxon ist, dass ich mich ändern kann, wenn ich mich so akzeptiere, wie ich bin.”
Carl R. Roger
Die Entwicklung der Persönlichkeit
Carl Rogers schrieb 1956 das Buch “Entwicklung der Persönlichkeit”. Neben Abraham Maslow ist dieser Psychotherapeut einer der Hauptvertreter der humanistischen Theorie und hat die personenzentrierte Therapie entwickelt. Seine innovative Sichtweise bedeutete einen Bruch mit dem Behaviorismus und der Psychoanalyse und zielte darauf ab, mit deren Determinismus zu brechen.
Rogers glaubte an die Selbstverwirklichung und an die Fähigkeit eines jeden Menschen, seine Ziele, seine tiefsten Sehnsüchte und Wünsche zu erreichen. Er glaubte, dass wir alle ein schlummerndes Potenzial haben; um es zu wecken, ist es notwendig, an einer Reihe von Variablen zu arbeiten und sie zu vertiefen.
Er bestand auch darauf, dass es gut ist, sich einen Aspekt vor Augen zu halten: Das Leben ist ein Prozess, kein Zustand. Die Entwicklung der Persönlichkeit bedeutet zu akzeptieren, dass wir keine statischen Wesen sind, sondern Flüsse, die sich ständig verändern. Wir alle haben verschiedenste Potenziale, die wir in unterschiedlichen Lebensphasen entwickeln können. Deshalb hört das Wachstum in uns nie auf, es ist Teil unserer Natur, unserer Daseinsberechtigung.
“Das gute Leben ist ein Prozess, kein Zustand des Seins. Es ist eine Richtung, kein Ziel. Die Richtung, die das gute Leben ausmacht, ist diejenige, die vom gesamten Organismus gewählt wird, wenn die psychologische Freiheit besteht, sich in jede Richtung zu bewegen.”
Carl Rogers
Das Umfeld ist wichtig: Was wir von anderen brauchen
Menschen sind keine isolierten Wesen, einsame Inseln, die sich getrennt vom Rest entwickeln. Ganz im Gegenteil. Wir sind soziale Wesen, die gesunde Beziehungen und Bindungen brauchen, um zu gedeihen. Wie Rogers selbst sagte, sind wir wie Bäume, die Sonne und Wasser brauchen, um ihre Wurzeln zu nähren und ihre Äste auszubreiten.
Was brauchen wir von unserer Umwelt?
- Authentische Persönlichkeiten, denen wir vertrauen können, die uns verstehen und mit denen wir uns öffnen und Bedürfnisse, Ideen, Gefühle, Ängste usw. teilen können.
- Wir brauchen auch Akzeptanz, um nicht verurteilt, kritisiert oder bestraft zu werden. Damit Menschen sich in Freiheit entfalten und entwickeln können, brauchen sie eine positive Wertschätzung durch ihre Umwelt.
- Empathie ist der dritte unumstrittene Faktor. Sich verstanden zu fühlen, ist ein unbestreitbares Bedürfnis.
Ein Mensch zu werden bedeutet, motiviert zu sein, sich zu verändern
Viele therapeutische Ansätze folgen dem klassischen Modell: Problem identifizieren, Ursachen verstehen und Aktionsplan erstellen. Carl Rogers vertrat jedoch einen alternativen Ansatz. Als Erstes sollte ein therapeutischer Kontext geschaffen werden, der von Akzeptanz, Nähe und Fürsorge geprägt ist. Nur wenn der Mensch in einen psychosozialen Kontext der Akzeptanz und des Respekts eingebettet ist, ist er motiviert, sich zu verändern.
Danach beginnt der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Neuem, wobei folgende Aspekte grundlegend sind:
- Die Selbstwahrnehmung muss realistisch sein.
- Es ist wichtig, die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken zu verstehen.
- Eine positive Selbstbewertung ist grundlegend, ohne Teile der Erfahrungen zu verdrängen.
- Gesundes Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung sind nötig, um Veränderungen und Wohlbefinden zu erreichen.
- Weitere grundlegende Aspekte sind die Anpassung an die Lebensumstände und der richtige Umgang mit Stress und Ängsten.
Die Selbstverwirklichung ist in Wirklichkeit ein Ideal, denn wir erreichen diesen Gipfel nie ganz. Der Schlüssel ist, jeden Tag an unserem Wohlbefinden und unserem menschlichen Potenzial zu arbeiten.
Die Entwicklung der Persönlichkeit: Wie sieht ein voll funktionsfähiger und glücklicher Mensch aus?
Was bedeutet es, ein voll funktionsfähiger Mensch zu sein? Es ist wahr, dass wir alle nach bestem Wissen und Gewissen funktionieren. Aus der Sicht von Carl Rogers hat dieser Begriff jedoch mit Zufriedenheit, persönlicher Erfüllung und psychischem Gleichgewicht zu tun.
Rogers weist darauf hin, dass folgende Aspekte für die Entwicklung der Persönlichkeit grundlegend sind:
- Offen sein für Erfahrungen. Akzeptiere und verstehe sowohl positive als auch negative Emotionen.
- Konzentriere dich auf die Gegenwart, ohne ständig in die Vergangenheit zu blicken oder dir zu viele Gedanken darüber zu machen, was noch nicht geschehen ist.
- Anderen vertrauen zu können, um gesunde und bereichernde Beziehungen aufzubauen.
- Kreativ sein, Fähigkeiten entwickeln, um mit Veränderungen und Problemen umzugehen.
- Ein intensives, sinnvolles Leben ohne Angst, das Herausforderungen annimmt.
Eines der schönsten Vermächtnisse, das uns der Entwickler der personenzentrierten Therapie hinterlassen hat, ist, dass wir alle unser Wohlbefinden verbessern können. In uns selbst gibt es mächtige Werkzeuge und Fähigkeiten, die wir entwickeln können, um unser Wachstum und unser Glück zu steigern.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Rogers, C. R. (1961). On Becoming a person: A psychotherapists view of psychotherapy. Houghton Mifflin.
- Rogers, C. R., Stevens, B., Gendlin, E. T., Shlien, J. M., & Van Dusen, W. (1967). Person to person: The problem of being human: A new trend in psychology. Lafayette, CA: Real People Press.
- Rogers, C. (1959). A theory of therapy, personality and interpersonal relationships as developed in the client-centered framework. In (ed.) S. Koch, Psychology: A study of a science. Vol. 3: Formulations of the person and the social context. New York: McGraw Hill.