Die 5 Schlüsselfaktoren der japanischen Psychologie
Die japanische Psychologie ist in einer sehr spezifischen Lebensphilosophie tief verwurzelt. Die Japaner geben ihre Gefühle ungern preis und kanalisieren sie eher auf spirituelle Weise. Sie legen sehr viel Wert auf die Meinung von Familienmitgliedern und der Gesellschaft, und es ist ihnen sehr wichtig, dieses Bild von sich selbst pflegen, das zeigt, dass sie ihre Mitmenschen in allergrößtem Maße respektieren, dass Vertrauen innerhalb der Gruppe von großer Bedeutung ist und jeden Tag gestärkt werden soll.
Trotz der Tatsache, dass uns die japanische Kultur sowohl interessant als auch distant erscheint, möchten wir betonen, dass Mensch unserer beider Kulturen die gleichen Sorgen miteinander teilen. Finanzielle Nöte, Eheprobleme, Stress am Arbeitsplatz, Druck an den Universitäten und persönliche Krisen sind genau diese alltäglichen Herausforderungen, die die japanische Psychologie versucht, mithilfe eines analysierenden Ansatzes zu bewältigen, wobei Persönlichkeiten wie Hayao Kawai als wichtigste klinische Referenzen hervorstechen.
Die japanische Psychologie erscheint uns auf den ersten Blick vielleicht ganz anders als die westlich. Doch beide haben viele Gemeinsamkeiten, ähnliche Ansätze, die auf den Prinzipien der asiatischen oder buddhistischen Philosophie basieren, die sich auf die persönliche Überwindung und Resilienz konzentrieren.
Faktoren wie hoher Leistungsdruck haben die japanische Bevölkerung seit jeher geprägt. Nicht umsonst rückt Japan immer wieder in den Fokus, weil seine Selbstmordrate eine der höchsten weltweit ist. Das ist leider eine unbestreitbare Tatsache, aber hierbei sollten wir auch nicht unerwähnt lassen, dass die Selbstmordrate in der japanischen Bevölkerung seit dem Jahr 2006 beträchtlich gesunken ist. Die japanische Regierung hat dazu viel Geld in die psychologische Unterstützung von Suizidgefährdeten und in Präventionsmaßnahmen investiert. Die meisten Selbstmorde werden in den großen Wirtschaftsmetropolen, wie Tokio oder Kyoto, begangen, in denen die Menschen erheblich weniger ausgeglichen und mit ihrem Leben weniger zufrieden sind als das zum Beispiel in ländlichen Gegenden der Fall ist.
Die 5 Schlüsselfaktoren der japanischen Psychologie
Dank Büchern wie Social Psychology of Modern Japan von Munesuke Mita (zu Deutsch: Sozialpsychologie des modernen Japans, nicht auf Deutsch verfügbar) können wir einen Großteil dieser Ansätze, die die japanische Kultur ausmachen, die sowohl traditionell als auch hochmodern und hochentwickelt anmuten, entdecken.
Um die japanische Lebensphilosophie und jene Dynamiken, die die japanische Psychologie lenken, von Grund auf zu verstehen, ist es zudem hilfreich, ihre fünf Schlüsselfaktoren zu kennen und zu verstehen, wie Japaner ihre Emotionen handhaben, wie sie sich verhalten oder welche Strategien Psychologen zur Förderung des psychischen Wohlbefindens üblicherweise einsetzen.
1. Die Gefühlswelt: Honne und Tatemae
Wie wir uns vielleicht schon gedacht haben, geben sich die Japaner sehr viel Mühe, ihre Gefühlen zu verbergen, und sind im Hinblick auf ihren Gefühlsausdruck eher reserviert oder sogar hermetisch. Dabei ist es interessant, dass sie ihre Gefühlswelt in dem Kontext handhaben, in dem sie sich befinden.
Der Terminus “Honne” nimmt Bezug auf die Gefühle, die jeder einzelne ausdrücken, an denen er arbeiten und die er auf seine eigene Art und Weise in seinem Zuhause bewältigen kann. Das geschieht aus einer spirituellen Sichtweise heraus, denn die japanische Psychologie ist im Buddhismus und Taoismus verwurzelt. In diesen zwei Religionen soll jeder Mensch selbst ausfindig machen, wie er sich heilen und befreien kann. Der Begriff “Tatemae” dagegen bezieht sich auf das Verhalten in der Öffentlichkeit, wo sie sich zurückhaltend verhalten und wo Respekt, Gleichgewicht und Mäßigkeit an erster Stelle stehen.
2. Das Vertrauen innerhalb der Gemeinschaft
Japan ist eine Gesellschaft mit einem sehr Gefühl der Gemeinschaft und des sozialen Zusammenhalts. Der Respekt für die Familie, ebenso wie der Respekt für die Gemeinschaft selbst, die nicht außer Acht gelassen werden darf, um immer den gemeinsamen Nutzen und nicht den des Einzelnen zu garantieren, hat oberste Priorität. Wenn ein Japaner beispielsweise erkältet ist, setzt er sich sofort eine Maske auf, um andere nicht anzustecken.
Sie identifizieren sich mit der Gruppe, haben ein solides, gut definiertes soziales Wesen, das im Grunde genommen sehr nützlich im Umgang mit Katastrophen ist, wie es 2011 beim Tsunami und auch beim Erdbeben der Fall war, das einen Großteil der Präfektur Fukushimas verwüstete.
3. Arugama: Alles so akzeptieren, wie es nun einmal ist
Akzeptanz ist ein grundlegendes Konzept der japanischen Psychologie. Akzeptanz ist allerdings nicht gleichbedeutend mit Kapitulation oder Resignation. Die Japaner wissen, dass jedes Material oder jede Substanz, die sich durch Widerstandsfähigkeit auszeichnet, irgendwann zerbricht: Wer nicht akzeptiert und sich widersetzt, fließt nicht, passt sich nicht an und überlebt folglich nicht.
Arugama ist die Essenz der Veränderung, von der angenommen wird, dass sie eintritt, nachdem man akzeptiert, dass die Dinge so sind, wie sie sind, und dass es keine andere Möglichkeit gibt, als weiterzumachen.
4. Achtsamkeit
In der japanischen Psychologie ist die sogenannte Moritatherapie weitverbreitet. Dabei handelt es sich um eine psychologische Strategie, die auf selbst-zentrierter Aufmerksamkeit basiert. Diese Therapie ist der rational-emotionalen Therapie von Albert Ellis sehr ähnlich. Diese mag vielen von uns ein Begriff sein, doch die fernöstliche Kultur praktiziert sie bereits seit sehr langer Zeit. Eine der Charakteristika dieser Therapie ist es, sich der inneren Erfahrungen, des Leidens, der Frustration, der Angst, der Furcht usw. bewusst zu werden.
Sobald der Mensch demnach Kontakt mit seiner persönlichen Realität aufnimmt, empfiehlt der Therapeut normalerweise vier Strategien zur Förderung der Genesung: absolute Ruhe, Meditation, eine ausgewogene Ernährung und eine schrittweise Vorbereitung auf das tägliche Leben.
5. Über die eigenen Erfahrungen nachdenken und sie mit der Natur in Verbindung setzen
Dieser Ansatz ist sehr interessant. Für gewöhnlich wird den Menschen in der japanischen Psychologie die Notwendigkeit, die Introspektion zu üben, vermittelt. Die Menschen sollen dazu in der Lage sein, ihre eigenen Lebensgeschichten, also alles, was passiert ist, was man erleiden musste, was entdeckt und was genossen wurde, aus einer breiten Perspektive zu betrachten. Sie werden dazu eingeladen, ihre persönlichen Geschichten als Ereignisse zu sehen, die auch in der Natur vorkommen.
Wir alle wachsen und reifen, wir alle durchlaufen Phasen, die tiefe Spuren hinterlassen, ähnlich denen in der Rinde von Bäumen. Ebenso kann jeder von uns in den widrigsten Situationen gedeihen, wenn wir unsere Wurzeln ausschlagen lassen, um zu stärkeren Wesen zu werden. Das Leben ist Bewegung, wie der Strom eines Flusses, der nicht aufhört, zu fließen; wie der Wind, der die Blätter und die Wasseroberfläche in Bewegung versetzt. Anstatt uns als Opfer des Schicksals zu sehen, können wir wie die Natur selbst sein, immer darauf aus, uns zu erneuern und weiterzuwachsen.
Zusammenfassend können wir sagen, dass die japanische Psychologie uns gar nicht so unbekannt ist, wie es zunächst den Anschein hat. Viele unserer psychologischen Ansätze werden ebenfalls von jenen Prinzipien der Selbstverbesserung genährt, die für unseren Alltag so inspirierend sind.