Der Placeboeffekt in der Therapie

Um einen Placeboeffekt zu erzielen, sind spezifische Voraussetzungen nötig. Erfahre mehr über dieses faszinierende Thema.
Der Placeboeffekt in der Therapie
Laura Ruiz Mitjana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Laura Ruiz Mitjana.

Letzte Aktualisierung: 30. September 2022

Manche Menschen spüren bereits wenige Tage nach Beginn einer Therapie positive Veränderungen. Doch kann eine psychotherapeutische oder pharmakologische Intervention so schnell wirken? In manchen Fällen ist die Verbesserung auf den Placeboeffekt zurückzuführen. Denn unsere mentalen Fähigkeiten sind erstaunlich: Wir können damit unsere eigene Realität erschaffen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass unser Gehirn in der Lage ist, körperliche Verbesserungen zu bewirken. Erfahre heute mehr über dieses faszinierende Thema.

“Dein Geist ist deine größte Macht. Nutze ihn gut.”

Aneta Cruz

Der Placeboeffekt in der Psychotherapie

In einer Übersichtsarbeit von Stewart-Williams & Podd, die in einer Studie von Abarca et al. (2005) zitiert wird, definieren die Autoren Placebo als “eine Substanz oder ein Verfahren, dem keine Kraft innewohnt, um eine beabsichtigte oder erwartete Wirkung zu erzielen”. Wir sprechen also von einer psychologischen oder physiologischen Wirkung, die nach der Verabreichung eines wirkstofffreien Scheinmedikaments oder einer anderen Therapie auftritt. 

Im Rahmen einer Psychotherapie kann ebenfalls eine Verbesserung auftreten, die nicht auf die Intervention selbst, sondern auf die Überzeugungen und die positive Einstellung des Patienten zurückzuführen ist. Gedanken, Erwartungen und Suggestion können sich dahingehend auf Körper und Geist auswirken.

Der Placeboeffekt tritt auf, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen – unter anderem die positive Erwartungshaltung des Patienten und die klassische Konditionierung. 

Klassische Konditionierung bedeutet, dass der Patient oder die Patientin eine Veränderung erwartet, was sich tatsächlich positiv auf die Heilung auswirkt. In der Therapie ist also die Arbeit mit den Erwartungen und Erfahrungen der Patienten fundamental, um das Therapieziel zu erreichen.

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Faktoren, die das Ausmaß des Placeboeffekts beeinflussen

In der Studie von Abarca werden verschiedene Faktoren genannt, die das Ausmaß des Placeboeffekts beeinflussen:

1. Patientenvariablen

Zu den Patientenvariablen gehören unter anderem folgende Aspekte:

  • Geschlecht
  • Die Erwartungen der Patienten an die Behandlung
  • Patienten, die sich genau an die Anweisungen halten, profitieren eher vom Placeboeffekt.
  • Stress- und Angstzustände, die sich negativ auf verschiedene psychologische Prozesse auswirken (was zu einer Zunahme der gemeldeten Symptome führt).

Laut Evans (1985), zitiert in Abarca (2005), scheint das Placebo bei hochgradig ängstlichen Menschen am wirksamsten zu sein. Der Effekt wird auf die Linderung der Angst zurückgeführt und ein damit verbundener geringerer Leidensdruck.

2. Das Placebo

Bei pharmakologischen Behandlungen hat die Forschung gezeigt, dass Faktoren wie Größe, Dosierung, Farbe, Form und Anwendung der Pillen eine wichtige Rolle spielen. So ist beispielsweise ein größeres Placebo (Pille) wirksamer als ein kleineres. Auch eine höhere Dosierung erzielt bessere Wirkungen.

3. Therapeutenvariablen

In Anlehnung an Abarca et al, wurde festgestellt, dass Herzlichkeit, Freundlichkeit, Interesse, Sympathie, Einfühlungsvermögen, Wertschätzung und eine positive Einstellung gegenüber dem Patienten und der Behandlung sowie den Erwartungen des Forschers wichtige Variablen sind. Diese gelten sowohl in einer Placebo-Situation als auch bei einer aktiven Behandlung mit einem positiven Effekt als bedeutende Einflussfaktoren.

Placeboeffekt: viel mehr als bloße Suggestion

Um einen Placeboeffekt zu erreichen, müssen unterschiedliche Aspekte berücksichtigt werden. Placebos können genauso wirksam sein wie Medikamente mit Wirkstoffen. Dies gilt auch für die Psychotherapie, in der keine Medikamente verabreicht, dafür aber die Erfahrungen des Patienten berücksichtigt werden.

Es handelt sich um ein sehr interessantes Phänomen, das deutlich macht, wie sehr Gedanken und Überzeugungen unsere Gesundheit beeinflussen können. Der Placeboeffekt kann sogar die Ausschüttung von Neurotransmittern und Hormonen beeinflussen, wie der Wissenschaftler Tor Wager gezeigt hat. Er setzte Placebos zur Schmerzbehandlung ein, um nachzuweisen, dass der Körper selbst in der Lage ist, dadurch natürlich Schmerzen zu lindern. Die Ergebnisse waren deutlich besser als bei echten Schmerzmitteln.

Der Placeboeffekt erfordert jedoch nicht nur eine Suggestion, sondern bestimmte Voraussetzungen, die von den Eigenschaften des Patienten, dem Auftreten des Therapeuten, der Beziehung zwischen beiden bis hin zu den Eigenschaften des Placebos selbst reichen. Es handelt sich um ein sehr komplexes Phänomen, das die Tatsache beleuchtet, dass Gedanken grundlegend für den Gesundheitszustand eines Patienten sind und dass sie einen erheblichen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Abarca A., Octavio; Chacón S., Alexander; Espinosa S., Fabiola; Vera Villarroel, Pablo. (2005). Placebo y Psicología Clínica: Aspectos Conceptuales, Teóricos e Implicancias. Terapia Psicológica, 23(1), 73-82.

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