Der Nucleus lentiformis: Das Zentrum für Lernen und Motivation

Der Nucleus lentiformis arbeitet in Verbindung mit anderen Strukturen der Basalganglien. Seine Verbindungen hängen eng mit dem Erwerb und der Verbesserung von Fähigkeiten zusammen.
Der Nucleus lentiformis: Das Zentrum für Lernen und Motivation
María Alejandra Castro Arbeláez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Alejandra Castro Arbeláez.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Unser Nervensystem ist voller Kuriositäten und der Nucleus lentiformis (auf Deutsch: Linsenkern) ist eine von ihnen. Hierbei handelt es sich um eine subkortikale Gehirnstruktur, die unter anderem die Quelle der Motivation und des Lernens ist. Allerdings ist der Nucleus lentiformis kein bestimmter Bereich im Gehirn, sondern setzt sich vielmehr aus mehreren zusammen.

In unserem heutigen Artikel werden wir erklären, aus welchen Teilen er besteht und welche Merkmale und Funktionen dieser Kern hat. Darüber hinaus wirst du auch die häufigsten Probleme und ihre Konsequenzen erfahren. Und schließlich werden wir dir noch von einigen Kuriositäten berichten. Bist du bereit?

Nucleus lentiformis - Gehirn

Aus welchen Teilen besteht der Nucleus lentiformis?

Zuerst einmal verdankt der Nucleus lentiformis seinen Namen seiner Linsenform. Er befindet sich unterhalb der Insula und besteht aus drei Segmenten, die in zwei Strukturen unterteilt sind. In ihrem Buch Neurowissenschaften: Ein grundlegendes Lehrbuch für Biologie, Medizin und Psychologie beschreiben Bears, Connors und Paradiso die folgenden zwei Strukturen:

  • Putamen. Es ist kreisförmig und bildet den äußersten Teil des Kerns. Außerdem verbindet es sich mit der Substantia nigra und dem Globus pallidus, wodurch der Informationsaustausch zwischen den Basalganglien, der Großhirnrinde und dem Thalamus ermöglicht wird.
  • Der Globus pallidus, auch als Pallidum bekannt, unterteilt sich in zwei Bereiche: den äußeren (oder lateralen) und den inneren (oder medialen) Teil. Er erhält Informationen vom Striatum und leitet diese an den Thalamus und die Großhirnrinde weiter.

Daher können wir festhalten, dass der Nucleus lentiformis diese beiden Strukturen in sich vereint. Er besteht aus grauer Substanz, ist keilförmig und an den inneren und äußeren Kapseln befestigt. Darin finden sich vor allem der Neurotransmitter γ-Aminobuttersäure (GABA), Acetylcholin und das Enzephalinpeptid.

Neben dem Linsenkern bestehen die Basalganglien noch aus folgenden weiteren Teilen:

  • Striatum
  • Substantia nigra
  • Nucleus caudatus
  • Nucleus accumbens
  • Subthalamus

Diese Knoten sind miteinander verbundene Kerne, die um das limbische System und das dritte Ventrikel herum positioniert sind. Zu ihren Funktionen gehören die Planung, Integration, Bewegungskontrolle, Lernen und Motivation. Obwohl das Gehirn anatomisch in verschiedene Bereiche unterteilt ist, sind diese nicht nur an jeweils einer Funktion beteiligt.

Die Funktionen des Nucleus lentiformis (Linsenkern)

Der Linsenkern hat viele verschiedene Funktionen. Die wichtigsten sind folgende:

  • Motivation. Der Nucleus lentiformis integriert Informationen und verbindet so Wissen und Reize miteinander. Ist das nicht unglaublich?
  • Lernen. Er ist hauptsächlich für das prozedurale Lernen zuständig. Außerdem greift er in den Kategorisierungsprozess ein, was die Organisation von Informationen vereinfacht. Darüber hinaus ist er auch am Erwerb und der Verbesserung von Fähigkeiten beteiligt.
  • Bewegungen. Weiterhin ist er an der Automatisierung von Bewegungen beteiligt, da er in verschiedene Prozesse wie beispielsweise die Anpassung eingreift. Außerdem spielt der Linsenkern eine Rolle bei unserer Körperhaltung und der Kontrolle unserer Bewegungskoordination. Und zudem ist das Putamen an den Muskelbewegungen in unserem Gesicht und unseren Extremitäten beteiligt.

Um diese Funktionen ausführen zu können, stellt der Nucleus lentiformis Verbindungen mit der Großhirnrinde und den Thalamuskernen her. Diese Kommunikation kann in beide Richtungen erfolgen.

Nucleus lentiformis - motivierte Frau

Störungen

Der Linsenkern kann mit subkortikalen Demenzen in Verbindung gebracht werden. Beispielsweise jenen, die durch die Parkinson- und die Huntington-Krankheit verursacht werden. Bei diesen Formen treten Schwierigkeiten oder eine Unfähigkeit zur Koordination und Ausführung von Bewegungen auf, welche von einem Defizit der exekutiven Funktionen und des Gedächtnisses begleitet werden.

Darüber hinaus besteht auch eine Verbindung zu psychomotorischen Störungen. Ein Beispiel hierfür ist wiederum die Parkinson-Krankheit, denn auch die Basalganglien sind bei dieser Erkrankung betroffen. Außerdem besteht ein Zusammenhang zu weiteren Bewegungsstörungen wie der Ataxie, Gilles de la Tourette-Syndrom und nervösen Tics.

Dieser Kern spielt auch eine zentrale Rolle bei einigen psychischen Störungen, wie beispielsweise Zwangsstörungen. Diese treten auf, wenn sowohl der Nucleus caudatus als auch das Putamen überaktiviert sind. Darüber hinaus scheint die Fehlfunktion des Linsenkerns auch einen Einfluss auf die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) zu haben, da sie die Motivation und das Lernen beeinträchtigt und das Auftreten von Tics begünstigt.

Kurz gesagt, der Nucleus lentiformis ist von entscheidender Bedeutung. Wir haben gesehen, dass er für zahlreiche unterschiedliche Funktionen verantwortlich ist, wie beispielsweise motorische Fähigkeiten oder die Aufmerksamkeit.

Darüber hinaus hilft er uns auch dabei, unsere Informationen auf organisiertere und strukturiertere Weise zu speichern und abzurufen. Dadurch verbessert er unsere Lernfähigkeit. Wenn allerdings eine Störung im Linsenkern vorliegt, beeinträchtigt dies direkt unser Wohlbefinden und somit auch unsere Lebensqualität.


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  • Bear, M. F. Connors, B. W., PAradiso, M.A. Nuin, X.U., Guillén, X.V & Sol Jaquotor, M.J. (2008). Neurociencias la exploración del cerebro. Wolters Kluwer/Lippicott Williams & Wikins. Kandel, E. R., Schwartz, J. H., & Jessel, T.M. (2001). Principios de neurociencia. Madrid: McGrawHill Interamericana.


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