Der Mythos von Chiron, dem Heiler
Im Gegensatz zu vielen anderen Mythen erzählt der Mythos von Chiron über einen weisen, edlen und vielseitig begabten Zentauren. Vielleicht weißt du, dass Zentauren in der griechischen Mythologie Mischwesen mit einem menschlichen Kopf und Torso und dem Körper eines Pferdes waren. Außerdem waren sie normalerweise impulsiv und letztendlich wilde Kreaturen.
Viele Menschen sagen, dass der Mythos von Chiron eng mit den Berufen des Arztes und des Psychologen verbunden ist. Tatsächlich bedeutet das Wort “Chiron” etymologisch “geschickt mit den Händen” oder “derjenige, der mit den Händen heilt”. Auch der Begriff Chirurgie geht auf diesen Charakter zurück.
Allerdings ist Chiron auch als “der verwundete Zentaur” bekannt, ein Symbol für jemanden, der weiß, wie er Hilfe leisten, aber auch zur rechten Zeit um sie bitten kann. Im Mythos von Chiron finden wir auch sehr viel Menschlichkeit. Er zeigt uns, dass die gegenseitige Anerkennung unserer Verletzlichkeit eine wichtige Quelle für unser Mitgefühl ist.
“Gesundheit ist der größte Besitz. Zufriedenheit ist der größte Schatz. Vertrauen ist der beste Freund. Nichtsein ist die größte Freude.”
-Laotse-
Der Mythos von Chiron
Die Geschichte von Chiron beginnt, als der Titan Cronus, der Sohn des Uranus, auf die Erde kam, um Zeus zu suchen. Auf seiner Reise begegnete er einer Okeanide (Meernymphe) namens Filiria. Cronus verliebte sich unsterblich in sie und wich fortan nicht mehr von ihrer Seite.
Da Filiria sich von dieser intensiven Aufmerksamkeit belästigt fühlte, bat sie Zeus darum, sie in eine Stute zu verwandeln. Sie hoffte, dass der aufdringliche Titan sie dann in Ruhe lassen würde. Allerdings erfuhr Cronus von diesem Plan und verwandelte sich selbst in einen Hengst und versuchte weiterhin, sie zu erobern. Daraufhin floh Filiria in die Pelasgischen Berge, da diese Situation sie überforderte und sehr belastete.
An diesem abgeschiedenen Ort brachte sie einen Sohn zur Welt. Als sie nach der sehr schweren Geburt zum ersten Mal ihr Kind erblickte, schrie sie vor Entsetzen auf. Ihr Sohn war halb Mensch und halb Pferd. Daraufhin verließ sie ihn unverzüglich und wandte sich erneut an Zeus. Sie bat ihn darum, sie in einen Baum zu verwandeln, damit sie ihr Kind nicht stillen musste. Zeus erfüllte ihr auch diesen Wunsch und verwandelte Filiria in eine Linde.
Ein edler Zentaur
Chiron blieb alleine und verlassen neben dem Baum zurück. Aber der Gott Apollon und die Göttin Athena hatten Mitleid und adoptierten ihn. Dank ihrer Erziehung wuchs Chiron zu einem freundlichen und weisen Wesen heran, das sich für verschiedene Künste und ganz besonders für die Medizin interessierte.
Es bereitete ihm große Freude, den Leidenden Erleichterung zu verschaffen und denjenigen mentale Stärke zu geben, die dem Tode nahe waren. Da er in den Heilkünsten sehr begabt und geschickt war, wurde er schon bald berühmt. Viele baten um seinen Rat und seine Hilfe.
Die Legende erzählt, dass Chiron einen Helden namens Peleus gerettet hat. Dieser hatte von Hephaistos, dem Gott des Feuers, ein wundervolles Schwert als Geschenk erhalten. Nachdem Peleus die Frau eines Mannes namens Akash verführt hatte, stellte dieser ihm eine Falle, um sich an ihm zu rächen.
Akash überredete Peleus, zur Jagd zu gehen. Als Peleus weg war, stahl Akash dessen Schwert und überließ ihn den Zentauren. Obwohl die Zentauren im Allgemeinen ziemlich gewalttätig waren, gelang es Chiron, Peleus zu retten und so wurden die beiden Freunde.
Peleus hatte einen Sohn namens Achilles. Dessen Mutter Thetis salbte Achilles gesamten Körper mit Ambrosia ein und wollte ihn anschließend in ein Feuer setzen, da sie glaubte, dass ihn dies unsterblich machen würde. Aber Peleus war von diesem Ritual völlig entsetzt. Es gelang ihm, Thetis seinen Sohn zu entreißen, bevor sie dieses Ritual vollenden konnte. Allerdings war dessen Ferse bereits verbrannt.
Anschließend gab er seinen Sohn an Chiron, welcher ihn bei sich aufnahm und erzog. Der Zentaur bemerkte, dass die Ferse des Jungen verbrannt war. Er nahm den Fersenknochen eines Giganten und setzte ihn in die Wunde. Daher stammt auch der berühmte Ausdruck “Achillesferse”.
Ein verwundeter Zentaur
Der Mythos von Chiron erzählt uns, dass Chiron einmal versehentlich von Herkules (oder auch Herakles genannt), einem seiner engen Freunde, verletzt wurde. Während dieser Held mit anderen Zentauren kämpfte, schoss er unabsichtlich einen Pfeil auf Chiron und verletzte ihn am Knie.
Daraufhin begann sich der Zentaur vor Schmerzen zu winden. Allerdings war er unsterblich. Er konnte zwar Schmerzen spüren, aber er konnte nicht sterben. Die Wunde verheilte nie und er litt fortan unter großen Schmerzen und Qualen. Daher bat er die Götter, ihm seine Unsterblichkeit zu nehmen, damit er sterben und diesem Leiden entkommen konnte.
Die Götter erhörten ihn und erfüllten ihm seinen Wunsch. So gab Chiron seine Unsterblichkeit zugunsten von Prometheus auf, einem Titanen, der durch dieses bedeutende Geschenk von seinem eigenen Leid befreit wurde. Aufgrund seiner großen Güte und seines vorbildlichen Lebens beschlossen die Götter, ihn in eine Sternenkonstellation zu verwandeln, damit er für immer am Himmel leuchten würde. Dieses Sternbild kennen wir heute als Centaurus (oder Zentaur).
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Gallardo, S. T. (2010). El Mito de Quirón, la Actitud Terapéutica y la Perspectiva Fenomenológica del Analista. Encuentros. Revista Latinoamericana de Psicología Analítica, (1), 18-26.