Das transtheoretische Modell der Veränderung von Prochaska und Diclemente

Dieses Modell hilft uns zu verstehen, dass Veränderungsprozesse nicht linear sind und auch Rückfälle zur Normalität gehören.
Das transtheoretische Modell der Veränderung von Prochaska und Diclemente
Francisco Pérez

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Francisco Pérez.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Das transtheoretische Modell der Veränderung (TTM) wurde mit dem Ziel entwickelt, die Veränderungen zu verstehen, die in den verschiedenen Phasen einer Sucht entstehen. Dieses Modell wurde 1982 von den Psychologen James Prochaska und Carlo DiClemente entwickelt.

Diese Forscher untersuchten, wie und warum sich Menschen verändern, entweder allein oder mithilfe eines Therapeuten. Sie beschreiben in ihrem Modell verschiedene Phasen, die eine Person durchläuft, um eine Gewohnheit abzulegen, zum Beispiel den Konsum von Drogen oder hochverarbeiteten Lebensmitteln. Wir können diese Veränderungen unter anderem auch bei Neujahrsvorsätzen beobachten.

Das transtheoretische Modell der Veränderung ist im Bereich des Coachings ein sehr nützliches Instrument, das häufig zum Einsatz kommt. Es versteht die Motivation als den Motor, die Bereitschaft zur Veränderung, die für jede persönliche Entwicklung wesentlich ist.

“Die Wege des Menschen tragen ihr Ziel in sich,” sagte Scrooge. “Aber wenn er einen andern Weg einschlägt, ändert sich das Ziel. Sage, ist es so mit dem, was du mir zeigen wirst?”

“Der Weihnachtsabend” von Charles Dickens

Das transtheoretische Modell der Veränderung

DiClemente und Prochaska (1982) führten eine Studie durch, um zu zeigen, wie ihr Modell den Prozess erklären kann, durch den Menschen mit dem Rauchen aufhören.

  • Das Rad der Veränderung, das aus dem transtheoretischen Modell von Prochaska-DiClemente hervorgeht, lässt die Existenz von vier, fünf oder sechs Stufen zu. So durchlaufen Menschen, die überlegen, ein Suchtverhalten wie das Rauchen aufzugeben, die verschiedenen Stufen des Rades, als würden sie durch sie hindurchgleiten.

Die Veränderung ist nicht linear

Die Tatsache, dass es sich um einen Kreis handelt, spiegelt eine Realität wider: In jedem Veränderungsprozess durchläuft die Person den Prozess mehrere Male, bevor sie eine stabile Veränderung erreicht.

  • In ihren frühen Untersuchungen mit Rauchern fanden Prochaska und DiClemente zum Beispiel heraus, dass Raucher das Rad drei- bis siebenmal durchlaufen mussten (der Durchschnitt war ungefähr viermal), bevor sie aufhören konnten.
  • Dieses Rad sieht auch Rückfälle als Normalereignis oder Prozess der Veränderung vor. Psychologen erklären ihren Patienten oft, dass sie durch einen Rückfall der Genesung einen Schritt näher kommen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Menschen zu einem Rückfall ermutigt werden sollen, ganz und gar nicht, aber es ist eine realistische Perspektive, um zu verhindern, dass sie demotiviert oder demoralisiert werden, wenn tatsächlich ein Rückfall auftritt.

Das transtheoretische Modell der Veränderung

1. Absichtslosigkeitsstadium (Präkontemplation)

Die betroffene Person weiß zwar, dass sie ein Problem hat, beabsichtigt jedoch nicht, ihr Verhalten zu verändern.

2. Absichtsbildungsstadium (Kontemplation)

Sobald sich die Person über das Problem bewusst ist, beginnt sie darüber nachzudenken und erwägt, irgendwann, das problematische Verhalten zu verändern. Sie zweifelt allerdings noch daran und ist sich unsicher.

Eine Person mit einem Alkoholproblem, kann in dieser Phase beispielsweise folgende gedanklichen Überlegungen anstellen: “Ich glaube nicht, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Ich trinke vielleicht zu viel und das ist nicht gesund. Aber ich glaube nicht, dass ich mehr trinke als der Rest meiner Freunde. Ich kann aufhören, wann immer ich will.” Die betroffene Person hat in diesem Stadium noch immer das Gefühl, die Situation zu kontrollieren.

Das transtheoretische Modell der Veränderung erklärt Suchtverhalten

3. Das transtheoretische Modell der Veränderung: Vorbereitungsstadium

Das transtheoretische Modell der Veränderung betrachtet diese Entschlussphase wie eine Tür, die einen neuen Zustand ermöglicht. Die Person plant, sich tatsächlich zu verändern. Wenn sie schließlich die Aktionsphase erreicht, beginnt der Veränderungsprozess. Sie kann jedoch auch in die Kontemplationsphase zurückfallen.

4. Handlungsstadium (Aktionsphase)

In dieser Phase beginnt die aktive Verhaltensänderung durch eine entsprechende TherapieDas Ziel ist, das Problem zu lösen, allerdings gibt es keine Garantie für eine dauerhafte und beständige Veränderung.

5. Aufrechterhaltungsstadium

Es geht darum, einen Rückfall zu verhindern und die Veränderungen beizubehalten. Der Verzicht auf Drogen, die Reduzierung des Alkoholkonsums oder die Gewichtsabnahme sind Veränderungen, die dauerhaft sein sollten. Es gilt, das neue Verhalten zu verinnerlichen.

Das transtheoretische Modell der Veränderung bei Tabaksucht

Das transtheoretische Modell der Veränderung: Rückfall

Wenn es zu einem Rückfall kommt, besteht die Aufgabe der Person darin, den Prozess noch einmal zu durchlaufen. Stolpern oder Rückfälle sind normal und zu erwarten, wenn eine Person versucht, ein langfristiges Verhaltensmuster zu ändern.

Das transtheoretische Modell der Veränderung umfasst verschiedene Stufen, die kreisförmig angeordnet sind. Eine Person, die ein Suchtverhalten ändern will, durchläuft diese Phasen so lange, bis es ihr schließlich gelingt, die Veränderung aufrechtzuerhalten.

Das transtheoretische Modell der Veränderung und seine Elemente

Neben der Motivation gibt es in diesem Modell zwei weitere Schlüsselelemente, die eine Verhaltensänderung beeinflussen: die Entscheidungsbalance und die Selbstwirksamkeitserwartung.

Neben den Stadien und Prozessen enthält das Modell die Entscheidungsbalance („Decisional Balance“) und die Selbstwirksamkeitserwartung („Self-Efficacy“). Die Entscheidungsbalance thematisiert die wahrgenommenen Vorteile („Pros“) und Nachteile („Cons“) einer Verhaltensänderung. Die Selbstwirksamkeitserwartung beschreibt zum einen die Zuversicht (“Confidence”), ein erwünschtes Verhalten in schwierigen Situationen ausüben zu können, und zum anderen die Versuchung (“Temptation”), in schwierigen Situationen das unerwünschte Verhalten zu zeigen.

Entscheidungsbalance

Die Entscheidungsbalance untersucht die Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung. Menschen in der Präkontemplation sehen eher Nachteile, doch in den nächsten Phasen verschiebt sich diese Wahrnehmung und Betroffene können die Vorteile der Veränderungen besser erkennen.

Selbstwirksamkeitserwartung

Dieses Konzept bezieht sich über die Zuversicht und Überzeugung der betroffenen Person, die erwünschte Verhaltensveränderung zu erreichen. Die Selbstwirksamkeitserwartung hilft also, schwierige Situationen zu meistern, die innerhalb des Veränderungsprozesses auftreten können, und damit Rückfälle zu vermeiden.

Das transtheoretische Modell der Veränderung wurde in verschiedensten wissenschaftlichen Studien geprüft und konnte seine Vorteile und Durchführbarkeit umfassend beweisen.


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  • William R. Miller y Stephen Rollnick. La entrevista motivacional. Ed. Paidós. Barcelona, 1999.
  • Prochaska, JO, y DiClemente, CC (1983). Etapas y procesos de auto cambio de fumar: Hacia un modelo integrador de cambio. Revista de consultoría y psicología clínica , 51 (3), 390-395. https://doi.org/10.1037/0022-006X.51.3.390
  • Prochaska, JO, y Diclemente, CC (1986). Hacia un modelo integral de cambio. En el tratamiento de conductas adictivas (págs. 3–27). Boston, MA: Springer US. https://doi.org/10.1007/978-1-4613-2191-0_1

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