Das Spiel in der Kinderpsychotherapie

Die Kinderpsychotherapie unterscheidet sich grundlegend von der Psychotherapie für Erwachsene. Sie baut auf Spiele auf, während bei Erwachsenen Gespräche im Vordergrund stehen.
Das Spiel in der Kinderpsychotherapie
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 04. Dezember 2023

Die Kinderpsychotherapie beinhaltet viele Spiele, die Kinder dazu anregen, neue Verhaltensweisen zu lernen und dysfunktionales Verhalten zu ändern. Kindern fehlt die sprachliche Gewandtheit von Erwachsenen. Außerdem sind sie oft nicht in der Lage, einen Grund für ihr Unbehagen zu finden. Deswegen ist das Spiel oft das perfekte Mittel zur Intervention. Dies ist jedoch nicht der einzige Unterschied zur Erwachsenenpsychotherapie.

“Alle großen Leute waren einmal Kinder, aber nur wenige erinnern sich daran.”

Antoine de Saint-Exupéry

Besonderheiten der Kinderpsychotherapie

Ein erster Schritt in der Arbeit mit Kindern ist die Schaffung einer entspannten, gemütlichen und angenehmen Atmosphäre. Das Ziel ist, das Kind einzuladen und zu motivieren, spontan und natürlich zu spielen.

Wie wir wissen, ist das Spiel Teil der normativen Entwicklung des Menschen. In der Kindheit erreicht diese Aktivität ihren Höhepunkt. Es gibt noch weitere Elemente, die Kinder- und Erwachsenenpsychotherapie voneinander unterscheiden (Vallejo, 2023):

  • Die aktive Beteiligung der Eltern und anderer Fachkräfte (wie Ärzte und Lehrkräfte) an der Intervention ist wichtig.
  • Erwachsene sind diejenigen, die um Hilfe bitten. Kinder sind sich der Auswirkungen ihrer Verhaltensweisen nicht bewusst. Es fällt ihnen auch schwer, die Emotionen, die sie erleben, zu erkennen und zu benennen.
  • In diesem Alter zeigen Mädchen eher internalisierende Probleme (z. B. Kummer), während Jungen eher externalisierend reagieren (d. h. sie zeigen mehr Verhaltensprobleme) (Vallejo, 2023).
  • Ist “Problemverhalten” wirklich ein Problem? Es ist die Aufgabe des Psychologen, zwischen störenden und normativen Verhaltensweisen zu unterscheiden und die Eltern aufzuklären (z. B. sind Ungeduld und Unruhe im Alter von 3 Jahren normal).
  • Durch die Beurteilung des Entwicklungsstands des Kindes können Abweichungen erkannt werden. Wenn das Kind zum Beispiel im Alter von 6 Jahren Schwierigkeiten hat, fließend zu sprechen, liegt eine Sprachentwicklungsstörung vor. Im Alter von zwei Jahren ist das jedoch normal.

“Es gibt immer einen Moment in der Kindheit, in dem sich eine Tür öffnet und die Zukunft hereinlässt.”

Graham Greene

Die Bedeutung der Eltern-Kind-Interaktion

Kinderpsychotherapie
Die Rolle der Eltern ist in der Kinderpsychotherapie entscheidend.

Die Probleme von Kindern unterscheiden sich von denen der Erwachsenen. Die Intervention muss an ihre Entwicklung angepasst werden, ohne zu vergessen, dass die Aktivität par excellence das Spiel ist. Schauen wir uns ein Beispiel an.

Eines der Ziele, an denen oft gearbeitet wird, ist die Veränderung der Beziehung zwischen Eltern und Kind. Zu diesem Zweck gibt es eine gezielte Therapie: die Eltern-Kind-Interaktionstherapie (PCIT). Ihr Ziel ist es, dank des Verhaltens der Eltern ein prosoziales Verhalten des Kindes zu fördern.

Bei dieser Intervention ignorieren die Eltern die unerwünschten Verhaltensweisen des Kindes und verstärken die erwünschten Verhaltensmuster. Außerdem wird versucht, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu stärken (Vallejo, 2023). Zu diesem Zweck kommt das Akronym P.R.I.D.E. (Stolz) zum Einsatz:

  • Praise (Loben)
  • Reflect (Nachdenken)
  • Imitate (Nachahmen)
  • Describe (Beschreiben)
  • Enthusiasm (Begeisterung)

Um die oben genannten Ziele zu erreichen, muss das Spiel intensiv genutzt werden. Es hat das Potenzial, neue Formen der Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern zu fördern, die positive Auswirkungen haben.

“Wenn das Kind sein Spielzeug zerstört, scheint es, als ob es nach seiner Seele sucht.”

Victor Hugo

Spiel in der Kinderpsychotherapie
Durch das Spiel konstruieren Kinder ihre Realität, lernen und genießen.

Das Spiel in der Kinderpsychotherapie

Ziel der Therapie ist es, Veränderungen im Verhalten, in der Wahrnehmung der Welt und/oder im Erleben von Emotionen des Kindes zu bewirken. Das Spiel ist in diesem Alter das Werkzeug, mit dem Kinder die Realität konstruieren. Daher ist es angebracht, sich an die von Fantasie geprägte Welt des Kindes anzupassen, um ihm zu helfen.

Spielen ist eine außerordentlich soziale Aktivität. Es bietet dem Kind die Möglichkeit, neue Verhaltensmuster zu üben, die es im realen Leben übernimmt. Der Therapeut oder die Therapeutin baut dadurch eine vertrauensvolle Beziehung zu dem Kind auf – eine Voraussetzung für Veränderungen. Außerdem stärkt das Spielen nicht nur Beziehungen, sondern auch das Selbstvertrauen des Kindes (Vallejo, 2023).

Das Spiel ist ein hervorragendes Vehikel für neue Erfahrungen, Experimente, Möglichkeiten und Verhaltensweisen. Unter professioneller Anleitung ist es sehr wirksam. Therapeutische Brettspiele funktionieren zum Beispiel, da das Kind gewinnen möchte und motiviert wird. Sie können auch zusammen mit den Eltern gespielt werden, um die Bindung zu stärken. Es gibt viele unterhaltsame Möglichkeiten für die Kinderpsychotherapie.

“Die Zeremonie des Spiels wird in der Therapie als Gelegenheit zur Heilung angeboten, als eine Situation, die von sich aus gesunde Wirkungen entfalten kann.”

Miguel Angel Vallejo Pareja


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