Das postromantische Stresssyndrom: Was ist das?

Nach der ersten Verliebtheit glauben viele, dass die Liebe vorbei ist oder dass sie den falschen Partner gewählt haben. Meistens handelt es sich jedoch um das postromantische Stresssyndrom.
Das postromantische Stresssyndrom: Was ist das?
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Das postromantische Stresssyndrom ist die kritische Situation, die ein Paar durchlebt, wenn die romantische Phase der Beziehung endet. Es handelt sich nicht um einen Fachbegriff und auch nicht um eine Störung, die in einem psychologischen Handbuch zu finden ist. Dieses Syndrom ist allerdings die Ursache für viele Trennungen, die nicht unbedingt notwendig sind.

Der Psychologe John Bradshaw hat in seinem Buch “Post-Romantic Stress Disorder: What to Do When the Honeymoon Is Over” als Erster über das postromantische Stresssyndrom gesprochen. Darin zeigt er auf, wie die anfängliche Chemie nach der romantischen Liebe einen unnötigen Stürmen auslösen kann.

Eigentlich war es der Psychologe Robert Sternberg, der über die verschiedenen Phasen sprach, die ein verliebtes Paar durchläuft. In seiner Theorie wies er darauf hin, dass es einen Punkt gibt, an dem die Verliebtheit endet und die sogenannte kameradschaftliche Liebe beginnt, die ruhiger und stabiler ist. Später nannte Bradshaw diesen Übergang das postromantische Stresssyndrom, weil er normalerweise große Schwierigkeiten verursacht.

“Das Wichtigste ist, daran zu arbeiten, die verlorene Intimität wiederzuerlangen, und das fängt nicht mit Sex an, sondern mit Zärtlichkeiten, Umarmungen und ganz allgemein mit Zuneigung.”

Miguel Ayuso

Die erste Verliebtheit

Wenn sich zwei Menschen verlieben, findet eine echte Revolution statt, sowohl auf hormoneller Ebene als auch was die Gefühle und Gedanken betrifft. In der Tat ist es ein Zustand, der der Entfremdung sehr nahe kommt und als äußerst angenehm empfunden wird. Plötzlich ist es so, als ob alles einen Sinn ergibt und Zufriedenheit und Begeisterung erzeugt.

Wir könnten von einem fantastischen Wahnsinn sprechen. In diesem Zustand scheint die andere Person perfekt zu sein: Ihr müsst euch nur ansehen, um euch zu verstehen. Häufig entsteht auch die Vorstellung, dass “endlich” die ultimative Liebe aufgetaucht ist und dass sie niemals enden wird.

Die Gehirnchemie verändert sich erheblich und es entsteht ein intensiver Wunsch, die ganze Zeit mit der Person, die du liebst, zusammen zu sein. In dieser Phase stärkt sich die Bindung durch Zärtlichkeit und gemeinsames Glück. Dieser wunderbare Zustand hält im besten Fall zwischen 12 und 18 Monaten an. Was folgt, ist eine Art “Erholung” von diesem herrlichen Wahnsinn.

Das postromantische Stresssyndrom nach der Verliebtheit
Der extreme Zustand der Verliebtheit wird auch Limerenz genannt.

Das postromantische Stresssyndrom

Nach etwa einem oder anderthalb Jahren beginnt sich die Gehirnchemie wieder zu normalisieren. Was einst “perfekt” oder “außergewöhnlich” war, wird zur Normalität. Das ist ein evolutionärer und positiver Prozess, denn wir können nicht ewig im Zustand der ersten Verliebtheit verbleiben, da damit wichtige Funktionen “unwichtig” werden.

Außerdem ist es in diesem Zustand schwierig, einen emotionalen Raum für Kinder zu schaffen. Eine neue Phase ist nötig, die bei manchen Paaren jedoch Frustration und Unbehagen auslöst. Das ist das postromantische Stresssyndrom.

Es kommt häufig vor, dass Paare das Gefühl haben, dass es plötzlich nicht mehr funktioniert. Sie glauben, dass sich die Beziehung verschlechtert, obwohl das nicht der Fall ist. Bei manchen löst das Angst oder sogar Verzweiflung aus. Eben noch hattest du den Himmel in deinen Händen, und jetzt scheint alles so gewöhnlich zu sein…

Viele Paare beschließen an diesem Punkt, sich zu trennen. Andere verharren mit einer gewissen Resignation in der Beziehung. Die Desillusion hat nichts mit der anderen Person zu tun, auch nicht mit dir selbst, es handelt sich um einen ganz natürlichen Prozess.

Paar spricht über das postromantische Stresssyndrom
Der Übergang von der Verliebtheit zur Liebe kann zu einiger Verwirrung und Stress in der Beziehung führen.

Was kannst du tun?

Du musst dir bewusst sein, dass diese Ernüchterung kein negatives Ereignis, sondern völlig normal ist. Die Beziehung verändert sich, doch sie wird nicht schlechter. Eine neue Phase beginnt, eine reifere Liebe.

Um das postromantische Stresssyndrom zu überwinden, empfehlen wir dir Folgendes:

  • Akzeptiere, dass die Beziehung nicht mehr so leidenschaftlich ist.
  • Du solltest es deinen Partner nicht vorhalten, wenn er deine Fantasien nicht erfüllt.
  • Vermeide defensives Verhalten.
  • Distanziere dich nicht von deinem Partner.
  • Kultiviere den Dialog und ehrliche, offene Gespräche.
  • Lerne, über Unterschiede zu diskutieren.
  • Vermeide Gleichgültigkeit.
  • Vernachlässige den Sex nicht, auch wenn er nicht mehr so intensiv ist.
  • Pflege die Beziehung und die Komplizenschaft.

Das postromantische Stresssyndrom betrifft Menschen, die sehr abhängig oder unsicher sind, am stärksten. Der Übergang zur nächsten Phase erfordert Reife und Realismus. Diejenigen, die erfolgreich sind, werden eine neue, ruhigere, tiefere und lohnendere Perspektive auf die Liebe finden.


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