Das Herz Sutra, ein buddhistischer Text voller Weisheit
Das Herz Sutra ist ein äußerst beliebter Text aus der buddhistischen Denkschule. Es wurde häufiger und intensiver studiert und erforscht als jede andere buddhistische Schrift. Aufgrund seiner Kürze und der Art und Weise, wie es die buddhistische Sichtweise genau zusammenfasst, zieht es viele Anhänger zu dieser Philosophie.
Es ist faszinierend, dass ein so kurzer Text einerseits so gründlich von Buddhisten studiert und erforscht wurde und gleichzeitig auch als Lehre identifiziert wurde, die ein ganzes Leben erfordert, um sie wirklich zu verstehen. Das Herz Sutra besteht aus nur 14 Versen, die ursprünglich in Sanskrit verfasst wurden. Es endet mit einem der mächtigsten buddhistischen Mantren.
Das Herz Sutra stammt aus dem ersten Jahrhundert nach Christus, obwohl einige glauben, dass es noch älter sein könnte. Es spricht über verschiedene zentrale Konzepte des Buddhismus wie Leere, Loslösung, Mitgefühl, Form, Wille und Bewusstsein.
Das Herz Sutra und Leere
Fast das gesamte Herz Sutra dreht sich um das Konzept der Leere. Aber Leere hat eine andere Bedeutung als einfach nur “Nichts”, wie es im Westen verstanden wird.
Leere ist nicht dasselbe wie Abwesenheit oder Fehlen, denn die Leere dessen oder desjenigen, der nicht präsent ist, ist mit dieser Abwesenheit gefüllt. Gleiches gilt für das Konzept des Fehlens: es ist nicht leer, sondern gefüllt mit der imaginären Präsenz dessen, was fehlt.
Wenn Buddhisten über Leere sprechen, meinen sie damit, dass nichts, was existiert, eine intrinsische Realität besitzt. Es bedeutet, dass sich alles verändert und fortwährend mutiert. Mit anderen Worten, sein und sein lassen. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist nur das Erscheinen von Dingen. Daher glauben wir auch, dass die Realität “voll” ist, obwohl sie es gar nicht ist.
Leere bezieht sich auf die konstante Veränderlichkeit und Vergänglichkeit von allem, was existiert. Nichts trennt oder unterscheidet sich vollständig von allem anderem, es ist weder rein noch unrein, weder vollständig noch mangelhaft.
Was tatsächlich existiert, sind mentale Formationen, die uns in die Realität führen, die wir wahrnehmen. Allerdings sind auch diese mentalen Formationen nicht die Realität. Die Realität ist unabhängig und verändert sich in jedem Moment, auch wenn wir das gar nicht wahrnehmen.
Das rätselhafte Mantra
Obwohl es einige Überlegungen gibt, die das Gegenteil andeuten, sind Mantras keine magischen Worte, die Glück bringen oder dazu beitragen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im Buddhismus sind sie ein Weg, um bestimmte Ebenen der Meditation zu erreichen. Daher dienen sie dazu, das Bewusstsein zu erwecken.
Das Mantra am Ende des Herz Sutra lautet: Gate gate Pāragate Pārasaṃgate’ Bodhi svāhā.
Die Sprache, in der es geschrieben ist, ist Sanskrit. Eine der Übersetzungen hat folgenden Wortlaut: “Ihr alle, ihr alle, geht darüber hinaus, geht über das Hier und Jetzt hinaus zum großen Erwachen! So möge es sein.” Eine andere Übersetzung ist folgende: “Es ist gegangen, es ist gegangen, ins Jenseits gegangen. Vollständig freigelegt, aufgegeben. Ich erwache. Erlösung!”
Dies bringt uns zu dem Sanskrit Wort gate, das die Leere auf der persönlichen Ebene genau beschreibt. Außerdem entspricht es dem Konzept des “Nicht-Ich”. Das, was verschwindet oder geht, ist das “Ich”.
Daher fordert dieses Mantra die Abkehr vom “Ich”, welches als Quelle von Fehlern und des Leidens angesehen wird. Das “Ich” ist in diesem Fall ein Synonym für das Ego. Das Ziel ist die Auflösung des Egos, sodass die Leere entsteht.
Die Lehren des Herz Sutras
Obwohl das Herz Sutra sehr komplex ist, zeigt es am Ende einen Weg zum Erwachen oder zur Erlösung. Dieser besteht in der Auflösung des Egos, um die Leere zu finden und auf diese Weise die tiefe Wahrnehmung und das Verständnis der Realität zu akzeptieren.
Mit anderen Worten, wer von seinen Augen, Ohren, Händen und ebenso von seinem Geist geleitet wird, dessen Schicksal ist es, die Realität weder zu kennen noch zu verstehen. Ebenso gelingt es jedem, der es schafft, sich von seinen Sinnen und der Denkweise des eigenen Geistes zu befreien, mit der Realität zu verschmelzen und sie zu verstehen; nicht intellektuell, sondern als tranzendentale Erfahrung.
Das Erwachen ist genau der Zustand, in dem du aufhörst, die Welt mit begrenzten Mitteln wahrzunehmen, also mit deinen Sinnen oder deinem eigenen Geist. Erleuchtung ist gleichbedeutend mit vollständiger Erkenntnis, die zwei große buddhistische Tugenden mit sich bringt: Loslösung und Mitgefühl.
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López-Gay, J. (1992). El” Sutra del Corazón” y el” In-Sistencialismo”. Oriente-Occidente, 10(1-2), 17-26.