Das Geheimnis der Disziplin - oder: Wie süß es ist, geduldig zu sein

Das Geheimnis der Disziplin - oder: Wie süß es ist, geduldig zu sein

Letzte Aktualisierung: 13. Oktober 2022

Hast du jemals vom Marshmallow-Experiment gehört? Diese interessante Studie wurde in den 60er und 70er Jahren an der Stanford Universität (Kalifornien, USA) unter der Leitung des Psychologen Walter Mischel durchgeführt. In diesem Experiment wurde 5-jährigen Kindern eine Belohnung präsentiert (normalerweise ein Marshmallow oder eine andere Süßigkeit). Dann wurde das Kind vor die Wahl gestellt: Es konnte entweder die Süßigkeit sofort essen oder warten, bis der Versuchsleiter den Raum für eine kurze Zeit verlässt. Wenn dieser dann wieder in den Raum zurückkommen würde, würde das Kind eine zweite Süßigkeit bekommen.

In diesem Versuch geht es darum, eine Belohnung mit einem bestimmten Aufwand zu verknüpfen. So lassen sich gut Eigenschaften des Kindes wie zum Beispiel Disziplin, Bereitschaft zur Anstrengung, Durchhaltevermögen, Geduld usw. testen. Die Kinder, die bei dem Marshmallow-Experiment im Alter von fünf Jahren teilgenommen hatten, wurden über die nächsten 16 Jahre auf ihrem schulischen und akademischen Weg begleitet. Dabei wurde beobachtet, dass sie interessante Verhaltensmuster an den Tag legten.

Jene Kinder, die die Süßigkeiten noch vor der Rückkehr des Versuchsleiters gegessen hatten, zeigten im Großen und Ganzen schlechtere akademische Leistungen im Vergleich zu jenen Kindern, die geduldig darauf gewartet hatten, dass der Versuchsleiter wieder den Raum betrat – manche von ihnen gingen sogar von der Schule, ohne einen Abschluss zu erzielen. Spätere Wiederholungen des Versuchs zeigten, dass das Marshmallow-Experiment wie kaum ein anderes standardisiertes Verfahren oder ein anderer herkömmlicher Intelligenztest einen Indikator bietet, der zeigt, wie erfolgreich Menschen auf ihrem Bildungsweg sein werden.

Wie können wir unseren Kindern die Kunst der Disziplin beibringen?

Zu lernen, wie man verantwortungsbewusster und disziplinierter wird, hilft uns, unabhängiger, emotional stabiler und damit auch reifer zu werden.

  1. Lass den Wert der Disziplin schon von Geburt an in die Erziehung miteinfließen. Bring dein Kind zu festgesetzten Zeiten ins Bett – ob zum Mittagsschlaf oder am Abend. Auch die Mahlzeiten sollten tagsüber und nachts zu festgesetzten Zeiten stattfinden. Es ist außerdem sehr wichtig, von Geburt an oft mit dem Kind zu reden, um so Selbstvertrauen in ihm aufzubauen.
  2. Lege in deiner Familie klare Regeln fest. Kinder müssen schon von einem jungen Alter an wissen, dass es Regeln gibt, die beachtet werden müssen. Es ist wichtig, dass Kinder lernen, dass es im Leben Regeln und Grenzen gibt. Das soll nicht heißen, dass es nicht auch besondere Tage gibt – zum Beispiel den Geburtstag, Weihnachten, ein Wochenende bei Oma und Opa usw. – an denen eine Ausnahme gemacht werden darf.
  3. Übertrage deinem Kind seinem Alter entsprechend Verantwortung. Lass dein Kind sein Spielzeug aufsammeln oder dabei mithelfen, den Tisch oder das Haus sauber zu machen usw.
  4. Ermutige dein Kind mit positiven Aussagen. Ein Kind sollte immer durch positive Aussagen ermutigt werden, niemals durch negative! Ein Beispiel: „Ich weiß, dass du gut bist und dass du dich für das Richtige entscheiden wirst.“
  5. Schaffe eine gute Kommunikationsbasis für deine Kinder. Sie sollten das Gefühl haben, dass sie sich darauf verlassen können, dass du ihnen sagst, was du dir von ihnen wünschst und auch dass du ihnen zeigst, wenn sie etwas gut gemacht haben. Es ist auch gut, mit seinen Kinder verhandeln zu lernen. So bekommen sie weder das Gefühl, einfach machen zu können, was sie wollen, noch haben sie das Gefühl, in einer ständigen Diktatur zu leben. So wird auch ihr Selbstwertgewühl gefestigt und sie werden ermutigt, die richtigen Dinge zu machen und die richtigen Entscheidungen verantwortungsvoll und in Abstimmung mit anderen zu treffen.
  6. Erkläre ihnen das Warum hinter den Dingen. Wenn du deinen Kindern erklärst, dass sie ihre Zähne putzen sollen, um keine Karies zu bekommen oder dass sie sich im Auto anschnallen sollen, damit sie im Falle eines Unfalles keine Verletzungen davontragen, werden sie die jeweilige Situation viel besser einschätzen können und begreifen, dass es Gründe hinter all den Dingen gibt, die wir tun, die über ein „Weil ich das eben so sage!“  hinausgehen.
  7. Sei selbst ein Vorbild! Es gibt keinen besseren Weg, etwas zu vermitteln, als wenn man selber ein Vorbild ist. Das, was man selber predigt, muss man auch vorleben. Dann wird das eigene Wort viel mehr Gewicht haben und dann wird es wahrscheinlicher sein, dass die Kinder zuhören und ernst nehmen, was man ihnen sagt.

Schau dir das Marshmallow-Experiment im Video an.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.