Chronische Schmerzen: die unsichtbare Krankheit
Chronische Schmerzen sind eine große Herausforderung für Betroffene, ihre Familie und auch für verschiedene medizinische Disziplinen. Was tun, wenn keine Therapie Linderung erzielt, wenn jede Bewegung schmerzt, wenn sich der Alltag darauf konzentriert, dieses ständige Leid zu ertragen? Diese “unsichtbare Krankheit” prägt den Alltag vieler Menschen und beeinflusst nicht nur ihre körperliche Gesundheit, sondern auch ihre Psyche und Lebensqualität.
Der ständige Stress, dem die betroffenen Personen ausgesetzt sind, und die Behinderungen, die durch die chronischen Schmerzen entstehen, verändern ihre Beziehungen und ihre Sicht der Welt.
“Es gibt Schmerzen, die töten; aber es gibt grausamere, die uns das Leben lassen, ohne dass wir es je genießen können.”
Antonie L. Apollinarie Fée
Zusammen mit der betroffenen Person leiden auch Angehörige und Freunde. Unwissenheit und Unverständnis führen zu zusätzlichen Belastungen und für Außenstehende ist es sehr schwierig, sich in die Situation einzufühlen.
Die unsichtbare Krankheit: Wie kann die Psychologie bei chronischen Schmerzen helfen?
Schmerz ist ein Warnsignal, das darauf hinweist, dass etwas im Organismus nicht in Ordnung ist. Aber was passiert, wenn die Schmerzen trotz ärztlicher Beratung nicht nachlassen? Das Leben kann für die Betroffenen außerordentlich schwierig werden. Alltägliche Aktivitäten werden für viele unmöglich, was zu Hoffnungslosigkeit führt.
Das Gefühl, dem Schmerz ausgeliefert zu sein, wie ein Blatt im Wind, wirkt sich sehr negativ auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen aus. D er Grad der Behinderung durch chronische Schmerzen ist bei jeder Person unterschiedlich, viele verlieren jedoch ihre Autonomie und sind stark eingeschränkt.
Im Allgemeinen sprechen Experten von chronischen Schmerzen, wenn sie länger als sechs Monate andauern und nicht durch medizinische oder chirurgische Behandlung gelindert werden können. Zwar gibt es Medikamente, um die Symptome zu therapieren, doch besonders hilfreich kann eine Psychotherapie sein.
Abgesehen von der Erleichterung und den praktischen Auswirkungen auf das tägliche Leben kann die Arbeit auf der Grundlage von Akzeptanz und der Befähigung der Person durch die Psychologie das Gefühl der “Kontrolle über das eigene Leben” stärken.
“Freude und Schmerz sind nicht wie Öl und Wasser, sondern existieren nebeneinander.”
José Saramago
Herausfordernde Schmerzen
Es gibt verschiedene Techniken, um mit chronischen Schmerzen umzugehen. Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die im “Schmerzhandbuch” (Moix und Kovacs, 2009) aufgeführten Möglichkeiten.
Um trotz Widrigkeiten zu wachsen, ist es wichtig, die destabilisierenden Auslöser zu kennen. Wenn wir das Problem verstehen und uns dessen bewusst sind, können wir bessere Strategien entwickeln und die durch die Ungewissheit aufgestaute Anspannung verringern.
Deswegen ist es für Betroffene wesentlich zu lernen, ihre Aufmerksamkeit zu lenken uns sich über ihre Macht über den Schmerz bewusst zu werden. Sie können so ihre Aufmerksamkeit beruhigenden Gedanken widmen, anstatt sie auf die Schmerzpunkte zu konzentrieren.
“Der Mensch, den der Schmerz nicht erzogen hat, wird immer ein Kind sein.”
Nicolas Tommaseo
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Tatsache, dass das Unbehagen, das durch ein Stimmungstief entsteht, die unsichtbare Krankheit verstärkt und nährt. Angst, Stress, Müdigkeit oder Schlafprobleme verstärken den Schmerz. Betroffene müssen deshalb lernen, ihre Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen auf ihr Wohlbefinden auszurichten, anstatt zur Zunahme von Schmerzen beizutragen.
Die unsichtbare Krankheit: Aktionsprotokoll
Die Patienten müssen verstehen, dass ihre Einstellung und ihr Verhalten wesentlichen Einfluss auf ihre Schmerzen nehmen können. Zu den wichtigsten Punkten in den Aktionsprotokollen zählen folgende:
- Entspannung und Atmung: Sie sind wichtig, um Muskelverspannungen zu lösen. Entspannung besteht nicht nur darin, sich hinzulegen und auf muskulärer Ebene abzuschalten. Es gibt auch andere Methoden, um abzuschalten, wie beispielsweise ins Kino zu gehen, in einem Restaurant zu essen, Musik zu hören, mit einem Freund oder einer Freundin zu telefonieren, spazieren zu gehen…
- Emotionen: Sie sind ein weiterer starker Punkt des Prozesses. Sie zu kennen, zu wissen, wie sie den Trauerkreis beeinflussen und an Distanzierungstechniken zu arbeiten, kann eine große Hilfe sein.
- Auf gesunde Weise kommunizieren: Es ist logisch, dass in einer Situation mit chronischen Schmerzen Beschwerden zum ständigen Diskurs zählen. Allerdings ist es wichtig, an der Ausdrucksart zu arbeiten, um dieselbe Botschaft auf eine andere Art zu vermitteln und persönliche Beziehungen zu verbessern.
- Wiederherstellung alter und gesunder Gewohnheiten: Es ist normal, dass in diesem Prozess Aktivitäten, die Spaß machen, nicht viel Platz finden. Trotzdem ist es wesentlich, alte Dynamiken aufzunehmen und Aktivitäten zu praktizieren, die Spaß machen, um Freude im Alltag zu finden.
- Einen Therapieplan erstellen: Es ist wichtig zu wissen, welche Gedankenfilter und kognitiven Verzerrungen die betroffene Person daran hindern, ihre Denkweise zu verändern.
“Alle Schmerzen, die uns distanzieren, sind verlorene Schmerzen.”
Simone Weil
Chronischer Schmerz ist nicht nur eine “unsichtbare Krankheit”, die körperliche Auswirkungen hat, sondern auch die Gedanken, Beziehungen und Gefühle der betroffenen Menschen beeinflusst. Es handelt sich um ein wichtiges Problem, an dem viele leiden. Wir sollten deshalb unseren Teil dazu beitragen, das Leben dieser Menschen zu verbessern.