Bist du schon einmal in die Messias-Falle getappt?
Personen, die auf exzessive Weise empathisch sind, laufen Gefahr, in die sogenannte Messias-Falle zu tappen. Damit ist gemeint, dass sie, bei all ihrer Liebe gegenüber anderen und der eigenen Hilfsbereitschaft, sich selbst vergessen. In die Messias-Falle tappen Menschen, die übermäßig in das Leid anderer verwickelt sind. Dabei folgen sie dem Motto: Wenn ich es nicht tue, wird es niemand tun.
Wenn wir nur die Sichtweisen, Wünsche und Gefühle anderer berücksichtigen, geraten wir jedoch selbst aus dem Gleichgewicht. Dabei dürfen wir zwei Aspekte nicht miteinander verwechseln. Es besteht ein Unterschied darin, ob man sich in eine andere Person hineinversetzt oder sich geradezu auf diese fixiert. Irgendwie ist die empathische Reise notwendig, um den anderen zu verstehen, sie kann aber auch gefährlich sein, wenn wir im anderen innehalten.
Welche Bedürfnisse stellen wir voran? Die der anderen oder unsere eigenen? Es gibt Personen, die davon überzeugt sind, dass die Bedürfnisse anderer Präferenz haben. Dadurch machen sie sich von ihnen abhängig und vernachlässigen sich selbst. Das Problem ist, das sie diesen Mangel an Selbstfürsorge nicht durch das Bemühen um andere befriedigen können.
Noch mehr als die Hilfe anderer, brauchen wir das Vertrauen in diese.
Sich selbst vergessen, um sich um andere zu kümmern
Jedes Mal, wenn wir uns selbst vergessen oder vernachlässigen, nur um etwas für andere zu tun, schüren wir in uns ein Gefühl der Schuld oder des Leids. Was treibt uns an, immer auf die Bedürfnisse anderer zu achten? Liebe? Angst vor Ablehnung? Die Suche nach Bestätigung?
Personen, die sich immer mit allen gut stellen möchten, die anderen einen Gefallen tun, auch wenn diese gar nicht möchten, die aber selbst niemals um Hilfe bitten, laufen Gefahr, in die Messias-Falle zu tappen. Denn bei all ihrer Hilfsbereitschaft vernachlässigen sie sich selbst. Ihre Motive sind vielfältig. Sei es aus Angst, weil sie Schuldgefühle verspüren oder sich nach Anerkennung sehnen. Was auch immer der Grund sein mag, sie können sich selbst erheblichen Schaden zufügen.
Für Personen, die in die Messias-Falle getappt sind, wird Fürsorge zu ihrer Art, Liebe anzubieten. Niemand drängt sie dazu, sich um andere zu kümmern. Sie passen sehr gut zu Menschen, die gepflegt werden müssen oder wollen. Häufig sind deren Beziehungen zueinander aber unausgeglichen und von Abhängigkeit geprägt.
Die Bedürfnisse der anderen sollten in erster Linie von denen selbst befriedigt werden. Es ist überhaupt nichts Schlechtes daran, ihnen zu helfen, aber die Verantwortung liegt nicht bei uns. Wenn wir wirklich helfen möchten, ist es wichtig, zuerst mit uns selbst im Reinen zu sein. Nur so haben wir genug Kraft, um wirklich nützlich zu sein. Beachten wir diese Aspekte, können wir vermeiden, in einen emotional unausgeglichenen Zustand zu verfallen.
Eine buddhistische Geschichte über die Messias-Falle
Ein Mönch, geprägt von der buddhistischen Lehre von Liebe und Mitgefühl für alle Wesen, fand auf seiner Pilgerreise eine verwundete und hungrige Löwin, so schwach, dass diese sich nicht bewegen konnte. Um sie herum heulte ihr Junges, um einen Tropfen Milch aus ihrer trockenen Brust zu erhalten. Der Mönch verstand den Schmerz, die Hilflosigkeit und die Ohnmacht der Löwin nicht nur für sie selbst, sondern vor allem für ihr Baby. Deshalb legte er sich neben sie und bot sich ihr zum Fraß an, um auf diese Weise ihrer beiden Leben zu retten.
Die Geschichte des buddhistischen Mönchs zeigt deutlich das Risiko einer übermäßigen Beteiligung am Leid anderer. Personen, die selten in sich hineinschauen und ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen, sind besonders gefährdet. Sie sind bereit, all ihre Liebe zu geben und nichts für sich zu behalten, bis da nur noch Leere ist und sie nicht mehr wissen, was ihr eigenes Leid verursacht und wie sie es überwinden können.
“Hilf deinen Mitmenschen, ihre Last zu tragen, aber fühle dich nicht verpflichtet, sie von ihnen zu nehmen.”
Pythagoras