Bist du ein ängstlicher Empath? Finde es anhand von 5 Merkmalen heraus

Empfindest du die Emotionen anderer Menschen intensiv? Machst du dir übermäßig viele Sorgen? Stehst du in sozialen Situationen unter Stress und bist danach erschöpft? Vielleicht bist du ein ängstlicher Empath.
Bist du ein ängstlicher Empath? Finde es anhand von 5 Merkmalen heraus
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 20. März 2023

So manch herausragende Tugend verbirgt auch Schattenscheiten. Ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ist die Fähigkeit, uns in die Lage anderer zu versetzen, eine Voraussetzung für ein konstruktives Miteinander, andererseits führt ein hohes Maß an Empathie jedoch auch zu Ängsten und zu Grübelei. Ein Empath ist ein fabelhafter Zuhörer, er versteht andere und unterstützt seine Mitmenschen in ihren Nöten. Hätten wir alle ein gutes Einfühlungsvermögen, wären wir als Gesellschaft vermutlich auf einem besseren Weg.

Zu hohes Einfühlungsvermögen macht jedoch verletzlich: Als ängstlicher Empath leidest du an den Problemen anderer und vernachlässigst dich selbst. Du bist dir darüber nicht bewusst, tust dir jedoch nichts Gutes. Deshalb lohnt es sich, innezuhalten und über dieses Persönlichkeitsprofil nachzudenken.

Menschen mit hoher Empathie haben ein höheres Risiko, an Angststörungen und Depressionen zu leiden.

Kopf mit Herz stellt ängstlichen Empath dar
Übermäßig einfühlsame Menschen benötigen Werkzeuge, um sich vor emotionaler Ansteckung zu schützen.

Wie ist der ängstliche Empath?

Der ängstliche Empath ist eine Person mit einer hohen Sensibilität für die Emotionen anderer, die oft zu verschiedenen Angstzuständen führt. Eine Forschungsarbeit der Universität Haifa in Israel sowie andere Studien, haben diesen Zusammenhang bereits 2011 vorweggenommen. Dabei wurde festgestellt, dass Menschen mit sozialen Ängsten größere Empathie- und Mentalisierungsfähigkeiten aufweisen.

Mit anderen Worten: Diese Personen weisen ein außergewöhnliches Profil in Bezug auf sozial-kognitive Fähigkeiten auf. Sie sind außerdem in der Lage, den mentalen und emotionalen Zustand anderer genauer einzuschätzen. Doch was eigentlich ein Vorteil sein sollte, hat auch Schattenseiten. Diese Sensibilität verursacht mehr Sorgen und zwanghafte Gedanken, doch das eigentliche Problem liegt darin, dass der ängstliche Empath nicht in der Lage ist, den eigenen psycho-emotionalen Zustand von dem anderer zu trennen. Außerdem verfangen sich diesen Menschen in den Gedanken über die Situation anderer und ihre emotionale Belastung.

Bist du ein ängstlicher Empath? Analysiere folgende Merkmale, um diese Frage beantworten zu können.

Je größer dein Einfühlungsvermögen ist, desto schwieriger ist es, den Sorgenknopf abzuschalten.

1. Empathie und Hochsensibilität

Hochsensible Menschen weisen als Hauptmerkmal eine hohe Empathie auf. Eine der größten Herausforderungen dieses Persönlichkeitsprofils ist die Fähigkeit, mit emotionaler Ansteckung umzugehen. Das heißt, sie sind nicht in der Lage, jene gesunde Ekpathie zu entwickeln, die es ihnen ermöglicht, das Einfühlungsvermögen in kritischen Momenten umzukehren. Sie sind nicht fähig, sich selbst vor den belastenden Emotionen anderer zu schützen. Ein ängstlicher Empath teilt diese Eigenschaft mit hochsensiblen Menschen.

2. Erschöpfung und Stress

Diese Personen haben die Tendenz, alles tiefgehend zu analysieren, hundertmal darüber nachzudenken und den Tag abends Revue passieren zu lassen. Sie analysieren jedes Wort eines Gesprächs und haben Angst, etwas Falsches gesagt oder getan zu haben. Zwischenmenschliche Beziehungen sind für sie deshalb sehr stressig.

 3. Sorgen über die Wahrnehmung anderer

Ein ängstlicher Empath ist fast ständig auf seine Umgebung konzentriert. Dieses Persönlichkeitsprofil ist über die Meinungen und Urteile anderer besorgt. Es hat das Bedürfnis, Nähe, Integrität und Demut zu vermitteln. Deshalb verbringen diese Menschen oft viel Zeit damit, sich Gedanken darüber zu machen, was andere über sie denken.

4. Hochfunktionale soziale Ängstlichkeit

Hochfunktionale soziale Ängstlichkeit umreißt ein Muster, mit dem sich jeder ängstliche Empath identifizieren kann. Obwohl es sich um Menschen handelt, die in sozialen Kontexten gut zurechtkommen, setzt sie jedes Szenario stark unter Druck. Sie sind erschöpft, verunsichert, gestresst und wenn zu Hause sind, analysieren sie jeden Schritt. Folgende Merkmale kennzeichnen diese Menschen:

  • Sie versuchen, anderen zu gefallen.
  • Sie erkennen die Leistungen anderer nicht an und unterschätzen sich selbst.
  • Außerdem haben sie Angst vor Veränderungen, auch wenn sie unbedeutend sind.
  • Sie sind körperlich und geistig erschöpft, wenn sie mit anderen Menschen zusammen sind.
  • Niemand würde vermuten, dass sie sich in vielen sozialen Situationen unwohl fühlen.
  • Sie haben Angst, einen Fehler zu machen, einen schlechten Eindruck zu hinterlassen oder Inkompetenz zu zeigen.
  • Zwar wirken sie ruhig und entschlossen, aber innerlich zweifeln sie an sich selbst.

5. Das Bedürfnis zu helfen

Ein ängstlicher Empath hat das Bedürfnis, anderen zu helfen, auch wenn er nicht dazu aufgefordert wird. Dieses Persönlichkeitsprofil fühlt sich nur wohl, wenn es sich um die Sorgen anderer kümmern kann. Dies ist nicht immer möglich, was diese Personen ängstlich macht und ihr Selbstwertgefühl mindert – eine lähmende Situation.

Stark empathische Menschen erkennen das Leid anderer Menschen und haben das Bedürfnis, ihnen zu helfen. Sie vernachlässigen sich jedoch oft selbst.

ängstlicher Empath
Ängstliche Empathen können depressive Zustände entwickeln. In diesem Fall ist professionelle Hilfe wichtig.

Ich bin ein ängstlicher Empath: Was kann ich tun?

Erkennst du dich im Profil eines ängstlichen Empathen wieder? Wenn du dir richtigen Werkzeuge zur Hand hast, ist Einfühlungsvermögen ein Vorteil. Der Schlüssel liegt darin, Ängste zu regulieren, die Grübelei zu stoppen und ein gesundes Emotionsmanagement zu entwickeln.

Folgende Strategien können dir dabei helfen:

  • Setze Grenzen, um Überlastung zu vermeiden. Du kannst nicht jeden erreichen und es ist nicht deine Aufgabe, alle zu retten.
  • Entwickle ein gesundes Einfühlungsvermögen. Finde ein Gleichgewicht: Empathie ist wichtig, doch du musst dich selbst schützen und auch Selbstmitgefühl entwickeln.
  • Akzeptiere deine emotionale Sensibilität und vergiss nicht, Selbstfürsorge zu praktizieren. Du bist ein einfühlsamer und sensibler Mensch, das ist auch gut so. Du musst dich jedoch auch um dich selbst und  um deine Bedürfnisse kümmern.
  • Praktiziere die Erdungstechnik. Wenn dich Gedanken und Sorgen überwältigen, nimm deine Umgebung wahr, verbinde dich mit dem, was du siehst, was du riechst und was du hörst. Du musst Techniken praktizieren, die deinen Geist aus der Sorgenschleife befreien.

Vergiss nicht: Fachkundige Hilfe ist immer vorteilhaft, um Veränderungen zu erzielen und neue Strategien zu entwickeln.


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  • Rivera Revuelta, J. G. (2004). Empatía y ecpatía. Psiquis25(6), 243-245. http://www.psicoter.es/pdf/04_25_n06_A01.pdf
  • Tibi-Elhanany, Y., & Shamay-Tsoory, S. G. (2011). Social cognition in social anxiety: first evidence for increased empathic abilities. The Israel journal of psychiatry and related sciences48(2), 98–106.

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