9 Beziehungsprobleme, bei denen eine Paartherapie helfen kann

Macht dir dein Partner nichts anderes als Vorwürfe? Hast du das Gefühl, dass es in eurer Beziehung keine Vertrautheit mehr gibt? Es gibt viele Gründe, warum du eine Therapie machen solltest.
9 Beziehungsprobleme, bei denen eine Paartherapie helfen kann
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2024

In einer Beziehungskrise haben viele Paare Zweifel daran, ob eine Paartherapie tatsächlich helfen kann. Natürlich gibt es nicht immer eine einfache Lösung, doch in vielen Fällen kann die gemeinsame Therapie helfen, festgefahrene Verhaltensmuster zu hinterfragen und Veränderungen auslösen, die der Beziehung guttun. Die Grundlage dafür ist, dass trotz aller Schwierigkeiten oder Differenzen Liebe vorhanden ist. Erfahre anschließend, bei welchen Beziehungsproblemen eine Paartherapie vorteilhaft sein kann.

“Feindseligkeit kann selbst in glücklichen, engagierten Beziehungen plötzlich auftreten. Sie entsteht, wenn sich eine Abwehrhaltung entwickelt.”

John M. Gottman, The Science of Trust: Emotional Attunement for Couples

Bei diesen Beziehungsproblemen kann eine Paartherapie helfen

Paartherapien zielen darauf ab, Leid zu lindern und Werkzeuge anzubieten, um die Beziehungsdynamik zu verbessern. Das ultimative Ziel ist, eine Annäherung zwischen den Partnern zu ermöglichen, damit die Zuneigung wieder auflebt, das Vertrauen wächst und eine gesunde Beziehung entsteht. Die Paartherapie kann jedoch auch manchmal verdeutlichen, dass getrennte Wege besser sind.

Die Gründe für eine Paartherapie sind vielfältig und gehen über klassische Konflikte oder Kommunikationsprobleme hinaus. Auf klinischer Ebene begegnen Therapeuten oft Menschen, die ihre Traumata nicht überwunden haben, was sich wiederum auf die Beziehung auswirkt. Es ist wichtig, auch diese damit verbundenen Ursachen zu berücksichtigen.

1. Unzulängliche Kommunikation

Bei ineffektiver oder aggressiver Kommunikation kann eine Paartherapie helfen, Gedanken und Gefühle besser auszudrücken. Vergiss nicht, dass eine gute Gesprächsdynamik der Grundstein für jede Beziehung ist. In diesem Zusammenhang bestätigt eine Meta-Analyse, die in der Fachzeitschrift Journal of Consulting and Clinical Psychology veröffentlicht wurde, die Vorteile der gemeinsamen Therapie.

Je früher ihr mit einer Paartherapie beginnt, desto besser, denn ansonsten verfestigen sich negative und belastende Verhaltensmuster wie folgende:

  • Ständige Kritik
  • Mangel an aktivem Zuhören
  • Passiv-aggressive Kommunikation
  • Schweigen bei Ärger
  • Monologe (nur eine Person spricht)
  • Verleugnen und Vermeiden von Gesprächen über Probleme

2. Wiederkehrende Konflikte

Viele Paare sind in einem Kreislauf ständiger Konflikte gefangen und finden keine Lösung. In einer Paartherapie erhalten sie Hilfe, um sich wiederholende Muster zu erkennen und zu verändern.

3. Mangelnde Vertrautheit

In der Therapie fällt es vielen leichter, über sexuelle und emotionale Probleme zu sprechen. Die Therapeutin oder der Therapeut hilft dem Paar, Ängste zu überwinden und Konflikte zu lösen.

Emotionale Probleme

Wenn Gedanken, Gefühle, Träume, Ängste und Sorgen in einer Beziehung nicht ehrlich und offen geteilt werden, geht die Vertrautheit verloren. Die Beziehung verflacht und ist nicht mehr so intensiv. In der Paartherapie vermittelt der Therapeut oder die Therapeutin Strategien, damit das Paar wieder zueinander findet und Vertraulichkeit aufbauen kann.

Sexualität

Eine in der Zeitschrift Indian Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie berichtet, dass in den USA mehr als 30 % der Männer und 40 % der Frauen unter einer Form von sexueller Dysfunktion leiden. Eine Paartherapie bietet den idealen Rahmen, um mit solchen Situationen umzugehen, denn es kommt häufig zu folgenden Situationen:

  • Mangel an sexuellem Verlangen
  • Probleme mit der sexuellen Leistungsfähigkeit
  • Mangelnde Kommunikation über Sex
  • Probleme mit dem Selbstvertrauen und/oder dem Selbstwertgefühl
  • Unterschiedliche sexuelle Vorlieben oder Wünsche
  • Entstehen von Routine im sexuellen Bereich
  • Sexuelles Trauma oder Missbrauch in der Vergangenheit

4. Untreue

Verrat und Untreue gehören zu den schmerzhaftesten Erfahrungen in einer Beziehung. Damit umzugehen ist eine schwierige Aufgabe, bei der eine Therapeutin oder ein Therapeut helfen kann. Wenn es Wege der Vergebung gibt, könnt ihr in einer Paartherapie lernen, Vertrauen aufzubauen.

5. Vertrauensprobleme

Vertrauen ist der Faden, der eine Beziehung zusammenhält, und der Motor, der alles bewegt. Aus unterschiedlichen Gründen kann sich das Vertrauen abnutzen oder zerbrechen. In einer Paartherapie können folgende Situationen bearbeitet werden:

  • Die Ursachen für das Misstrauen verstehen.
  • Ermutigung zu offener, empathischer und ehrlicher Kommunikation.
  • Die Übernahme von Verantwortung für den Wiederaufbau der Bezeihung.
  • Bewusstsein über Fehler und Anleitung, um Vergebung zu bitten.

6. Psychische Gesundheitsprobleme

Eine Paartherapie bietet eine wirksame Methode, um Beziehungsprobleme zu verringern und die Lebensqualität der Partner zu verbessern, einschließlich der Behandlung möglicher psychischer Probleme, die die emotionale Dynamik beeinträchtigen können. Hier sind einige Beispiele:

  • Suchtmittel- und Verhaltenssüchte: Alkohol-, Drogen-, Glücksspiel- oder Pornosucht können die Beziehung auf komplexe und schmerzhafte Weise beeinflussen. Die Paartherapie bietet Raum für die Auseinandersetzung mit diesen Herausforderungen und die Entwicklung neuer Bewältigungsstrategien.
  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung): Wenn ein Partner an ADHS leidet, kann dies die Beziehungsdynamik und die Kommunikation beeinträchtigen. Eine Fachkraft kann dabei helfen, Strategien zur Bewältigung des Alltags zu entwickeln.
  • Psychische Störungen: Paare, bei denen einer der Partner an Depressionen, bipolaren Störungen oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen leidet, können von therapeutischen Interventionen profitieren, um das Zusammenleben und den Umgang mit den Herausforderungen dieser Erkrankungen zu erleichtern.
  • Psychologisches Trauma: Erfahrungen wie Kindesmissbrauch oder frühere missbräuchliche Beziehungen können die Fähigkeit zu einer gesunden Bindung beeinträchtigen. Eine Paartherapie kann dabei helfen, diese traumatischen Erfahrungen zu bewältigen und die Beziehung zu stärken.

7. Familiäre Schwierigkeiten

Die Anforderungen der Elternschaft, berufliche Verpflichtungen, persönliche Wünsche und Konflikte mit Familienmitgliedern können Stress verursachen und die Beziehung in den Hintergrund rücken. Die Paartherapie kann dabei helfen, eine gesunde Life-Work-Balance zu erreichen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und das Zusammenleben zu erleichtern.

Der therapeutische Raum gibt auch Paaren in schwierigen Situationen wie Krankheiten, dem Verlust eines Kindes, Arbeitslosigkeit oder finanziellen Schwierigkeiten einen sicheren Raum zur Reflexion und Entwcikclung von Bewältigungsstrategien.

8. Zukünftige Probleme vermeiden

Überraschenderweise entscheiden sich manche Paare für eine Beratung, um potenziellen Problemen vorzubeugen, bevor sie zu Krisen eskalieren. Diese proaktive Herangehensweise stärkt die Beziehung und rüstet sie für zukünftige Herausforderungen.

Paartherapie: Ein sicherer Hafen für Wachstum

In der Therapie öffnen Paare ihre Herzen und nutzen Worte als Brücken zum gegenseitigen Verständnis. Unter der Anleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin werden Beziehungswunden geheilt, Schwächen identifiziert und neue Stärken entwickelt. Wenn du und dein Partner mit einer der beschriebenen Situationen konfrontiert seid, zögert nicht, euch an einen Experten zu wenden.

Es ist eine Gelegenheit, gemeinsam an einer widerstandsfähigeren Zukunft zu arbeiten. In der Therapie erhalten Paare wertvolle Werkzeuge zur Kommunikation und zum gegenseitigen Engagement. Der Schritt zur Paartherapie lohnt sich nicht nur, um die Beziehung zu reparieren, sondern ist auch persönlich bereichernd.


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