Bestrafung in der Erziehung

Bestrafung in der Erziehung
Alejandro Sanfeliciano

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Alejandro Sanfeliciano.

Letzte Aktualisierung: 22. Dezember 2022

Das erzieherische Mittel der Bestrafung ist auch in unserer modernen Gesellschaft noch weit verbreitet. Es reicht vom Wegnehmen des Spielzeugs, wenn sich ein Kind schlecht benimmt, bis zur Bestrafung von Erwachsenen beispielsweise wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung. Überall wird bestraft. Wir verstehen die Bestrafung als eine Möglichkeit, negative oder von der Gesellschaft missbilligte Verhaltensweisen zu unterdrücken oder ihnen vorzubeugen. Aber ist Bestrafung in der Erziehung wirklich nützlich? Welche Konsequenzen hat sie? In diesem Artikel versuchen wir, diese Fragen zu beantworten.

Erziehung ist ein sehr wichtiges Thema, das nicht auf konkrete Erfahrungen oder individuelle Meinungen beschränkt werden darf. Die für die Erziehung empfohlenen Praktiken – egal ob bei Kindern oder Erwachsenen – sollten auf wissenschaftlichen Kriterien basieren. Und tatsächlich, nach etablierten Methoden erhobene Daten liefern uns sehr nützliche Informationen über die Bestrafung und ihre pädagogischen Auswirkungen. Um den Nutzen und die Folgen von Bestrafung in der Erziehung zu untersuchen, konzentrieren wir uns daher auf Datenanalysen.

Mädchen wird bestraft

Belohnung und Bestrafung in der Erziehung

Bevor der Nutzen und die Folgen einer Bestrafung in der Erziehung erörtert werden, wollen wir das Prinzip zu verstehen, das durch sie geregelt werden soll. Warum erlaubt uns die Bestrafung, bestimmte Verhaltensweisen abzustellen? Die Antwort auf diese Frage liegt in der Theorie der operanten Konditionierung von Burrhus F. Skinner. Er war einer der Väter des Behaviorismus und leistete einen großen Beitrag zur Lernpsychologie.

Die Theorie der operanten Konditionierung besagt, dass ein Verhalten wahrscheinlich wiederholt wird, wenn es verstärkt wird. Mit anderen Worten, wenn durch eine bestimmte Aktion eine positive Reaktion hervorgerufen wird, tendieren wir dazu, auch in Zukunft so zu handeln.

Das Gegenteil geschieht mit der Bestrafung, einer negativen Reaktion. Wenn ein Verhalten bestraft wird, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass es wiederholt wird. Eine Vielzahl von Beweisen stützt die Theorie der operanten Konditionierung; darüber hinaus wurde sie sowohl bei Tieren als auch beim Menschen umfassend belegt. Der Lernprozess ist jedoch weit komplexer als plus und minus.

Ein Schlüsselaspekt für das Verständnis der Auswirkungen von Belohnung und Bestrafung in der Erziehung ist deren instrumenteller Charakter: Wenn wir belohnen oder bestrafen, ändern wir das Verhalten einer Person, weil es diesen Preis oder diese Strafe erwartet. Das heißt, die Person verhält sich so, weil sie extrinsisch motiviert wird. Bei extrinsischer Motivation gilt allerdings, dass das Verhalten nur so lange anhält, wie die Strafe oder Belohnung aufrechterhalten wird.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass die operante Konditionierung eine Form des assoziativen Lernens ist. Den Probanden wird nicht vermittelt, warum das Verhalten richtig oder falsch ist. Sie werden einfach lernen, dass bestimmten Verhaltensweisen bestimmte Konsequenzen folgen.

Mutter bestraft ihre Tochter

Damit deutet sich bereits an, dass die Bestrafung kein ideales Mittel zur Erziehung ist. Ja, sie kann dazu beitragen, unerwünschtes Verhalten zu korrigieren, hat aber zahlreiche Nachteile und ist insgesamt eher ungeeignet, weil:

  • Verhaltensänderungen bestimmten Bedingungen unterliegen: Wie bereits erwähnt, wird das erwünschte Verhalten nur so lange fortgesetzt, wie die Bestrafung erhalten bleibt. Wenn sie verschwindet, erscheint auch das unerwünschte Verhalten wieder, weil der Betroffene nicht weiß, was richtig oder falsch ist. Stattdessen findet nur einfaches assoziatives Lernen statt.
  • Es möglicherweise zu erlernter Hilflosigkeit kommt: Wenn dem Betroffenen mit der Bestrafung kein alternatives Verhalten präsentiert wird, das eine positive Reaktion induzieren könnte, kann es sein, dass er dieses alternative Verhalten nicht selbst entdeckt und in seinen Handlungen gelähmt wird.
  • Erziehung mit Gewalt gewalttätige Menschen schafft: Gewalt, physischer oder psychischer Natur, kann schwerwiegende Folgen haben. Menschen lernen durch Nachahmung in einem sozialen Kontext. Wenn wir Gewalt sehen, lernen wir, mit Gewalt zu reagieren, wenn uns etwas missfällt.
  • Die Bestrafung der Person zugeordnet wird und nicht ihrem Verhalten: Wenn jemand nicht versteht, warum sein Verhalten falsch ist, ordnet er die Strafe vielleicht demjenigen zu, der sie ausübt. Er glaubt, dass die Bestrafung eine üble oder egoistische Laune des anderen sei, der sie anwendet verübt. Anstatt das eigene Verhalten zu vermeiden, wird dann die bestrafende Person gemieden.

Strafe nur mit Bedacht anwenden

Wie wir sehen können, ist Erziehung eine komplexe Angelegenheit. Die Bestrafung stellt eine einfache und oft schnelle Lösung dar, die jedoch extrem oberflächlich und sogar gefährlich sein kann. Obwohl negatives Verhalten nicht unbestraft bleiben sollte, ist die Vermittlung von Werten der bessere Weg.

Ein auf Diskussion basierender, demokratischer Erziehungsstil steht für eine gute Erziehung. Wenn ein Kind unerwünschtes Verhalten zeigt, besprechen wir mit ihm, warum das so ist, welche Alternativen es hat und wie es die von ihm durch sein Verhalten geschaffenen Probleme lösen kann.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.