Apathie und Langeweile: zwei verschiedene Dimensionen
Apathie und Langeweile sind nicht dasselbe, obwohl sie sich ähnlich äußern. Angst, Müdigkeit, das Gefühl, dass das Leben langsam verläuft und dass alles keinen Sinn mehr ergibt. Gefühle der Leere, Frustration, Unzufriedenheit mit sich selbst und der ganzen Welt… Wir könnten auf tausend Arten beschreiben, was diese psychologische Realitäten bedeuten, dürfen dabei jedoch nicht vergessen, dass beide sehr unterschiedlich sind.
Rollo May, ein bekannter existenzialistischer Psychologe, erklärt, dass das Gegenteil von Liebe nicht Hass ist, sondern Apathie. Es ist ein Zustand des Desinteresses an jeder Beziehung, die Begeisterung ist verblasst. Es ist das fehlende Licht im gemeinsamen Lachen, der Mangel an täglicher Motivation. Apathie ist weitaus problematischer als Langeweile.
Es ist gut zu wissen, wie sich diese Zustände identifizieren lassen. Apathie ist in vielen Fällen ein Anzeichen für Depression und muss entsprechend behandelt werden. Erfahre anschließend mehr darüber.
Apathie und Langeweile: die Unterschiede
Wir alle haben schon einmal Langeweile erlebt, wir kennen das Gefühl. Die meisten von uns wissen, wie es ist, stundenlang in einem Flughafen zu warten, wenn Flüge Verspätung haben. Wir kennen es auch, in einer Besprechung oder einem Kurs zu sein, der weder motivierend noch interessant ist.
Und wir wissen, wie schwierig es ist, mit einem gelangweilten Kind umzugehen. Kinder müssen zuerst lernen, mit Langeweile richtig umzugehen. Im Erwachsenenalter fällt uns dies ebenfalls oft schwer. Viele erleben in diesem Zustand Frustration und füllen die Zeit mit ungesundem Verhalten, unter anderem mit übermäßigem Essen.
Es ist wichtig, zwischen Apathie und Langeweile zu unterscheiden. Tatsächlich hat die wissenschaftliche Literatur diesen Dimensionen bis vor Kurzem keine Beachtung geschenkt und erst vor wenigen Jahren gezeigt, dass sie entscheidend für unsere psychische Gesundheit sind. Schauen wir uns das genauer an.
Der enthemmte Geist: Langeweile
Langeweile ist ein aversiver Zustand, der auftritt, wenn unsere äußere Umgebung unser Interesse nicht weckt. Sie tritt auf, wenn es keine fesselnden oder herausfordernden Umweltreize gibt, auch wenn wir gezwungen sind, Aufgaben zu erfüllen, die für uns nicht lohnend sind. Wenn uns nichts befriedigt, interessiert oder motiviert, ergreift uns Langeweile und versetzt uns in einen spezifischen emotionalen Zustand.
In dieser psychologischen Realität ist Langeweile mit Unzufriedenheit, Frustration und Negativität verbunden. Es ist jedoch zu beachten, dass einer der Unterschiede zwischen Apathie und Langeweile darin besteht, dass letztere von kürzerer Dauer ist.
Darüber hinaus definieren Studien wie die der York University (USA) Langeweile als einen Zustand, in dem der Geist nicht mit sich selbst beschäftigt ist und auch nicht in der Lage ist, seine Aufmerksamkeit auf ein Ziel zu richten.
Wie Eastwood, Frischen, Fenske und Smilek (2020) aufzeigen, fühlen wir uns umso mehr gelangweilt, je mehr unser Geist ziellos umherirrt. Das Wesentliche ist, sich auf eine Aktivität zu fokussieren, um dieses Gefühl zu vermeiden.
Den Unterschied zwischen Apathie und Langeweile kennen, um die mentale Gesundheit zu schützen
Dr. Yael Goldberg von der University of Waterloo in Großbritannien leitete eine Studie, in der er betonte, wie wichtig es ist, zwischen Apathie und Langeweile zu unterscheiden. Der Grund? Apathie ist oft die Ursache für Depressionen und neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer.
Wir erklären nachfolgend, wie du diese beiden Dimensionen unterscheiden kannst:
- Apathie ist ein Zustand, der über die Zeit stabiler ist als Langeweile.
- Der Ausdruck “Apathie” bedeutet wörtlich “Mangel an Gefühl”. Während also in der Langeweile zahlreiche Emotionen vorhanden sind, herrscht in der Apathie eine tiefgründige Leere. Nichts regt auf, nichts regt an, nichts interessiert.
- Andererseits steht Apathie auch im Zusammenhang mit Anhedonie, d.h. der Schwierigkeit oder Unfähigkeit, Freude und Genuss zu erleben. Nach dem DSM-V-Handbuch entspricht dieses Merkmal den Symptomen, die mit einer Depression verbunden sind.
- Es ist auch wahr, dass Apathie in einem bestimmten Lebensabschnitt auftauchen und wieder verschwinden kann, wenn wir neue Motivatoren finden; in manchen Fällen haben wir es vielleicht mit einer psychischen Störung zu tun.
Apathie tritt auch bei bipolarer Störung, schwerer Depression und Angstzuständen auf.
Apathische Langeweile
Wie bereits erwähnt, ist es wesentlich, zwischen Apathie und Langeweile zu unterscheiden. Doch es gibt noch eine weitere Dimension, die berücksichtigt werden muss. Jüngste Studien eines Forscherteams aus Kanada, den Vereinigten Staaten und Europa haben eine weitere Art der Langeweile identifiziert: die apathische Langeweile.
Diese mentale Realität integriert Gefühle wie Negativität, Hoffnungslosigkeit und erworbene Hilflosigkeit. Darüber hinaus gibt es drei sehr aufschlussreiche Merkmale zur Identifizierung:
- Unfähigkeit, sich zu konzentrieren oder aufmerksam zu sein.
- Das Bewusstsein über die Unmöglichkeit, die Aufmerksamkeit auf alltägliche Dinge zu richten.
- Schuldgefühle, da Betroffene nicht voll leistungsfähig sind.
Abschließend können wir feststellen, dass Apathie und Langeweile zwei verschiedene Zustände sind, doch manchmal können sie zusammen auftreten und eine Situation hoher psychischer Erschöpfung skizzieren. Motivation und die Fähigkeit, sich auf jeden Tag zu freuen, sind das beste Gegenmittel für diese Situation.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Eastwood JD, Frischen A, Fenske MJ, Smilek D. The Unengaged Mind: Defining Boredom in Terms of Attention. Perspectives on Psychological Science. 2012;7(5):482-495. doi:10.1177/1745691612456044
- Goldberg, Yael & Eastwood, John & LaGuardia, Jennifer & Danckert, James. (2011). Boredom: An Emotional Experience Distinct from Apathy, Anhedonia, or Depression. Journal of Social and Clinical Psychology. 30. 647-666. 10.1521/jscp.2011.30.6.647.