Vom Glück besessen zu sein, hat nichts weiter als Frustration zur Folge

Vom Glück besessen zu sein, hat nichts weiter als Frustration zur Folge
Fátima Servián Franco

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Fátima Servián Franco.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

Für den Schriftsteller Hermann Hesse endete das Bedürfnis, immer beschäftigt zu sein und in einem zwanghaften Glückszustand zu leben, anstatt einfach zu sein, in einem regelrechten Drama, das unsere moderne, aber frustrierte Gesellschaft widerspiegelt. Nun, dieser bekannte deutsche Schriftsteller liefert uns auch gleich eine Antwort, um das zugrunde liegende Problem zu lösen. Diese mag uns vielleicht offensichtlich und einfach erscheinen, doch sie bedarf eines größeren Verständnisses, wodurch wir unsere Beziehung zur Welt verändern können. Die zwanghafte Suche nach dem Glück wird dazu führen, dass wir unglücklich sind.

Der Soziologe Zygmunt Bauman sprach davon, dass wir in einer Konsumgesellschaft leben, die ihre materiellen Bedürfnisse augenscheinlich befriedigen wolle. Das habe zur Folge, dass sich die von uns konsumierten Produkte schnell erschöpfen, woraus resultiere, dass unsere Bedürfnisse niemals gestillt werden können und dass wir immer mehr konsumieren wollen, um uns vollkommen zu fühlen.

Diese große, von uns allen verspürte Unzufriedenheit spielt sich besonders auf sozialer Ebene ab. Wir wünschen uns jeden Tag Neues und sobald wir es haben, haben wir schon einen nächsten Wunsch. Als Konsumgesellschaft, die wir nun einmal sind, wird aus jeder Neuheit praktisch unser nächstes „Bedürfnis“.

Frustrierte Frau schlägt ihre Arme über dem Kopf zusammen

„Die physische, biologische, natürliche Qual, die ein Körper aufgrund von Hunger, Durst oder Kälte verspürt, dauert nicht lange an, aber die Qual einer unbefriedigten Seele währt ein Leben lang.“

Federico García Lorca

Wenn wir uns selbst unter Druck, die Suche nach dem Glück abzuschließen, werden wir anfälliger für Depressionen

Laut einer Studie, die in der Zeitschrift Depression and Anxiety  veröffentlicht wurde, könne die verzweifelte Suche nach dem Glück auf eine Abkürzung hin zu Angst und Depressionen führen. Glück sei zu einem Ziel an und für sich geworden, und werde nicht länger als direkte Folge eines gut gelebten, oder zumindest gut definierten Lebens verstanden.

Der direkte Zusammenhang zwischen der zwanghaften Suche nach dem Glück und Depressionen ist darauf zurückzuführen, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, unsere Gefühle zu unterdrücken und unter allen Umständen zu versuchen, unsere Verletzlichkeit nicht zeigen zu wollen.

Wir alle verdienen es, das Beste aus unseren Fähigkeiten zu machen und jede Gelegenheit zu nutzen, um glücklich zu sein. Allerdings sind Schwierigkeiten und schlechte Zeiten Teil unseres Lebensweges. Einer Erfahrung die Tür vor der Nase zuzuknallen, kann noch schädlicher sein, als sie zu akzeptieren.

Negative Emotionen sind mitunter notwendig, um eine Brücke zwischen einem negativen äußeren Reiz und emotionaler Erholung zu schlagen. Diese Gefühle führen zu einem Energieverlust, der uns zum Nachdenken anregt. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass auch negative Emotionen ihre Funktion haben. Zum Beispiel ist es angesichts des Todes eines geliebten Menschen gesund, Schmerz oder Traurigkeit als Sprungbrett zu sehen, um diese Situation überwinden zu können.

Weinende Frau

Eine Depression ist ein Gefängnis, in dem man sowohl der Gefangene als auch der grausame Wärter ist.“

Dorthy Rowe

Wir könnten das Glück montags finden

Unsere Lebensqualität hängt nicht nur vom Glück ab, sondern auch davon, was wir tun, um glücklich zu sein. Wenn keine Ziele entwickelt werden, die der eigenen Existenz einen Sinn geben, wenn wir unseren Geist nicht bis zur vollen Leistungsfähigkeit ausnutzen, dann werden positive Gefühle nur einen winzigen Bruchteil unseres Potenzials inspirieren.

Nach jahrzehntelangem Studium der Zustände, in denen Menschen ihr volles Potenzial entfalten, zeigen Studien von Mihály Csíkszentmihályi, dass Menschen am glücklichsten sind, sobald sie einen Zustand hoher Konzentration erreichen, den er „Fließen“ nannte.

Dieser Autor und Professor für Neurowissenschaften der Stanford University (Kalifornien, USA) hat zudem einen Widerspruch ausfindig gemacht: Arbeit ist förderlicher als Freizeit, um das zu erreichen, was er als einen “Zustand des Fließens” betitelt, etwas, das als Glück interpretiert werden könnte. Das kommt daher, dass für viele Menschen ihre Freizeit eine langweilige Zeit ist und ihre Arbeit genau das Gegenteil. Klare Ziele zu haben, sie zu verfolgen und Feedback zu erhalten, ist der Schlüssel zum Glück, zu diesem Zustand, in dem wir fließen.

Schlüssel zum Glück

„Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“

Benjamin Franklin


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.