Antidepressiva: Verschiedene Arten, Wirkungen und Kontraindikationen
Es sind fast drei Jahre vergangen, seit ich anfing, an Panikattacken und Angst zu leiden. In den letzten Monaten wurden sie wieder intensiver. Es gab Tage, an denen ich das Gefühl hatte, dass ich das Haus nicht verlassen könnte. Oder meinen Kopf oder die Dunkelheit meiner heruntergelassenen Jalousien. Nachdem ich ein Jahr lang Anxiolytika eingenommen hatte, verschrieb mir meine Psychiaterin ein Antidepressivum. Sie gab mir für den Anfang eine geringe Dosis Fluoxetin.
Dies spiegelt die Realität von Millionen von Menschen wieder. Die Depression ist ein erschreckend großer Schatten, der multidimensional und doch bei jedem einzigartig ist. Unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder der sozialen Schicht sind mehr als 350 Millionen Menschen auf der ganzen Welt von ihr betroffen.
Die Depression ist keine Traurigkeit, sondern mangelnde Lebendigkeit. Sie ist Verzweiflung, Dunkelheit und der Verlust der Bedeutung seiner selbst und des Lebens.
Gleichzeitig können wir feststellen, dass sich der Konsum von Antidepressiva in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. Ist es möglich, dass wir vergessen haben, wie wir es schaffen, glücklich zu sein? Oder wählen medizinische Fachkräfte den einfachen Weg der Medikamente, um gewöhnliche Probleme zu lösen, die das Leben mit sich bringt? Die Antwort auf diese Fragen steht noch immer aus. Man kann sie nicht so leicht beantworten, weil es zusätzlich zu den genannten Faktoren noch weitere Variablen gibt, die das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Dazu zählen allgemeine Tendenzen in der Gesellschaft und eine Pharmaindustrie, die sich dafür einsetzt, dass Traurigkeit, Schmerz und Unbehagen synthetisch bekämpft werden.
Der Fokus liegt auf der Behandlung des Unglücks und wir sind uns dessen auch bewusst. Doch dieser bittere Cocktail, der aus Schmerz, Apathie, mangelnder Motivation und Verzweiflung besteht, lässt sich nicht immer mit Antidepressiva versüßen. Genau genommen werden verschiedene Erkrankungen mit ungeeigneten Medikamenten regelrecht “überbehandelt”.
Ein Antidepressivum ist kein Make-up, mit dem du einen blauen Fleck oder einen Kratzer in deinem Gesicht abdecken kannst. Mediziner müssen zuerst sicherstellen, dass sie die richtige Diagnose gestellt haben, sich den Kratzer also anschauen, bevor er überpinselt wird. Außerdem ist es wichtig, zu verstehen, viele Fälle, wie leichte Formen der Depression, keine Psychopharmaka erfordern.
Lass uns einen detaillierteren Blick auf verschiedene Antidepressiva werfen.
Antidepressiva: Wann sollte man sie einsetzen?
Wenn jemand ein Antidepressivum einnimmt, sind daran oft ungünstige Umstände gebunden. Erstens ist sich der Patient seiner Erkrankung und seiner persönliche Realität nur selten bewusst. Aber nicht des Problems, dem er sich stellen muss. Zweitens kommen Angst und Zweifel in ihm auf: Was passiert jetzt? Welche Nebenwirkungen sind zu erwarten? Wie wird sich der Alltag verändern? Es geschieht auch, dass Patienten den Therapievorgaben nicht folgen. Sie probieren verschiedene Hersteller aus, erhöhen die Dosis, nehmen an Gewicht zu, verlieren an Gewicht, schlafen mehr oder schlafen weniger. Und sie informieren sich in Foren über die effektivsten Antidepressiva, statt ihrem Arzt zu vertrauen.
Es gibt immer Beiträge, die die Wirksamkeit dieser Medikamente anzweifeln. Wenn wir all diese sehen, können wir verstehen, warum es solche Kontroversen über den Gebrauch dieser Medikamente gibt. Deshalb lohnt es sich, ein paar Aspekte zu klären, wobei der wichtigste unter ihnen ist, ob Antidepressiva wirksam sind?
Die Antwort darauf, ob Antidepressiva wirksam seien, lautet ja, wenn sie eingesetzt werden, um depressive Störungen zu behandeln. Aber wie wir bereits gesagt haben, machen sie nicht glücklich. Weder verbessern sie deine Stimmung nach einer Trennung, noch lindern sie deinen Schmerz. Ebenso helfen sie dir nicht dabei, dich deiner Angst vor dem Fliegen oder dem Sprechen in der Öffentlichkeit zu stellen. Wir können also nicht alle unsere Probleme medikamentös beheben. Allerdings können wir schwere Erkrankungen, wie starke Depressionen, mit Antidepressiva behandeln. Und zur Depression ist gar zu sagen, dass viele Betroffene gar keine Hilfe erhalten, weil sie niemals um Hilfe bitten.
Weshalb nehmen Menschen Antidepressiva ein?
Das Ziel des Einsatzes von Antidepressiva ist es, die Symptome affektiver Störungen in Häufigkeit und Stärke zu reduzieren, das Leiden zu lindern. Äußert effektiv sind sie in Fällen einer schweren Depression. Das bestätigen zahlreiche Studien. Wenn ein Patient an einer schweren Depression leidet, sollte seine Behandlung über mindestens sechs Monate fortgeführt werden. Doch wenn mit dem Ziel durchgeführt wird, Rückfälle zu verhindern, kann auch über mehr als ein Jahr behandelt werden.
Allerdings ist zu berücksichtigen, dass diese Medikamente nie die eigentliche Ursache des Problems beheben. An dieser Stelle kommt die Psychotherapie ins Spiel. Es sei daher gesagt, dass Antidepressiva fälschlicherweise „Glückspillen“ genannt werden. Sie werden uns nie mit Energie, Motivation und Positivität versorgen, uns unsere Augen zu öffnen und den Nebelschleier der Verzweiflung lösen.
Arten von Antidepressiva
Der Arzneimittelmarkt bietet uns verschiedene Antidepressiva an, die sich in der Darreichungsform, der Wirkungsweise und -dauer sowie in ihren Nebenwirkungen unterscheiden. Obwohl sie alle dasselbe Ziel verfolgen, sollte ein Arzt verschiedene Faktoren in Betracht ziehen, bevor er ein bestimmtes Antidepressivum auswählt.
- Das Alter des Patienten
- Symptome
- Vorliegen anderer Erkrankungen
- Schwangerschaft
- Wechselwirkung mit anderen Medikamenten
Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder SSRI
Viele Spezialisten neigen dazu, Therapien mit dieser Art von Antidepressiva zu beginnen. Sie sind diejenigen, die für gewöhnlich die geringsten Nebenwirkungen haben, doch wir sollten uns merken, dass jeder Patient anders reagiert. Sie werden in der klinischen Praxis am häufigsten angewandt. Es sind Pharmazeutika, die, wie ihr Name verrät, die Wiederaufnahme von Serotonin in die präsynaptische Endigung hemmen und so die Konzentration dieses Neurotransmitters im synaptischen Spalt erhöhen, ohne die anderer Neurotransmitter zu beeinträchtigen.
Einige Beispiele für SSRI sind Fluoxetin, Paroxetin, Sertralin, Citalopram und Escitalopram.
Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer oder SSNRI
In diesem Fall blicken wir auf Medikamente wie Venlafaxin und Duolexin. Diese Medikamente verhindern die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die Präsynapse, mit einem Effekt ähnlich dem, den wir für SSRI beschrieben haben.
„Du hast deine Depression aufgebaut, wenn auch unbewusst. Sie wurde dir nicht gegeben. Deshalb kannst du sie auch abbauen.“
Albert Ellis
Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva
Bis vor Kurzem waren sie noch die am häufigsten verschriebenen Antidepressiva. Sie haben fast denselben Effekt, wie diejenigen, über die wir bereits gesprochen haben. Und zwar mindern sie die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und möglicherweise weiteren Neurotransmittern. Jedoch ist ihre Wirkung weniger gut definiert und sie können ebenso die Konzentration anderer Mediatoren verändern, wie die von Acetycholin, Histamin und Dopamin. Aufgrund dieser komplexen Wirkung sieht man von ihrem Einsatz zunehmend ab.
Zum Glück hat die Pharmaindustrie die Risikofaktoren erkannt und Alternativen auf den Markt gebracht, jene selektiven Hemmer der Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahme, die die Konzentration anderer Neurotransmitter nicht beeinträchtigen.
Monoaminooxidase-Hemmer oder MAO-Hemmer
MAO-Hemmer waren die ersten Antidepressiva auf dem Markt. Sie blockieren die Monoaminooxidasen, allerdings können die damit verbundenen Nebenwirkungen in manchen Fällen sehr gravierend sein. Dies trifft vor allem auf die ersten Vertreter dieser Wirkstoffgruppe, die irreversiblen Monoaminooxidasehemmer, zu. Später kamen die reversiben Monoaminooxidase-Hemmer auf den Markt, deren Anwendung weniger risikobehaftet ist.
Nebenwirkungen von Antidepressiva
Wie wir wissen, hat jedes Medikament, dass eine Hauptwirkung hat, auch eine Nebenwirkung. Wegen der komplexen Wirkungsweise der Wirkstoffe im Gehirn wird es immer Spezialisten erfordern, die entscheiden, mit welchem Medikament eine Therapie eingeleitet, welche Dosis eingenommen werden und wie lange die Behandlung andauern muss.
Lasst uns nun einen Blick auf die Nebenwirkungen der genannten Antidepressive werfen.
SSRI und SSNRI
- Mundtrockenheit
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühle, Übelkeit
- Erregung, Ruhelosigkeit, Insomnie
- Verschwommenes Sehen
- Durchfall
- Verminderte Libido, erektile Dysfunktion verzögerte Ejakulation
- Suizidgedanken
Trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva
- Mundtrockenheit
- Schwindel bei orthostatischer Hypotonie
- Schläfrigkeit
- Verschwommenes Sehen
- Probleme beim Wasserlassen
- Verstopfung
- Verminderte Libido, erektile Dysfunktion verzögerte Ejakulation
MAO-Hemmer
- Mundtrockenheit
- Schwindelgefühle, Übelkeit
- Konzentrationsprobleme
- Desorientierung
- Verstopfung
- Niedriger Blutdruck, aber in Verbindung mit dem Konsum tyraminhaltiger Lebensmittel bedrohliche Blutdruckspitzen
- Verminderte Libido, erektile Dysfunktion verzögerte Ejakulation
Schlussfolgerungen
Viele Antidepressiva können eine Toleranz induzieren und Abhängigkeit erzeugen. Dies sollte man sich unbedingt merken, vor allem in Bezug auf trizyklische Antidepressiva. Das Absetzen von Antidepressiva muss deshalb von einem Arzt beaufsichtigt werden. Der Entzug kann eine sehr intensiv erfahrene Zeit sein. Ausschleichen wird empfohlen, also die schrittweise Reduktion der Dosis, so dass man sich den Körper langsam an die neue Situation gewöhnen lässt.
„Obwohl die Welt voller Leiden ist, ist sie voller Überwindung des Leidens.“
Helen Keller
Und wie wir auch erwähnt haben, sind Antidepressiva nicht die einzige, ausschließliche Antwort auf eine Depression. Sie sind grundlegende, wirksame und notwendige Mittel, die mit psychologischer Betreuung in einer kognitiv-behavioralen Therapie zu kombinieren sind. Sie helfen dir dabei, diese schwierigen, komplexen Realitäten zu überstehen, währen an ihren Ursachen gearbeitet wird.
Lasst uns also nicht keine Sekunde lang daran zweifeln, dass Antidepressiva ihre Daseinsberechtigung haben. Und auch nicht daran, dass es wichtig ist, die Unterstützung von Experten in Anspruch zu nehmen, die wir in unserer Nähe haben und die dazu ausgebildet sind, uns zu helfen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
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