7 Zeichen emotionaler Reife

7 Zeichen emotionaler Reife
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Gefühle sind komplexer als Emotionen. Sie gehen ineinander über, haben aber auch rationale Komponenten, tiefere Wurzeln und dauern länger an. In diesem Sinne kann emotionale Reife als eine Spur definiert werden, als ein Produkt aus Erfahrung und emotionaler Intelligenz, auf Basis dessen mit Gefühlen umgegangen wird.

Emotionale Reife ist nie ein Ende, aber wenn eine bestimmte Ebene erreicht ist, wird sie zu einem relativ stabilen Persönlichkeitsmerkmal. Das liegt daran, dass sie primär das Resultat persönlicher Erfahrung ist und daher kaum von akuten Einflüssen in gegebenen Situationen abhängt.

“Reife ist die Fähigkeit, ohne Entschuldigung zu ernten und nicht zu klagen, wenn es nicht gut läuft.”

Jim Rohn

Wie es bei anderen psychologischen Dimensionen der Fall ist, ist emotionale Reife kein Konzept oder Diskurs, sondern das Ergebnis von Erfahrungen, das sich in der Praxis manifestiert. Daher wird sie in verschiedenen  Einstellungen und Verhaltensweisen sichtbar. Sie sind Zeichen emotionaler Reife.

1. Selbsterkenntnis, ein Zeichen emotionaler Reife

Selbsterkenntnis ist die Fähigkeit, unsere bestimmenden Merkmale objektiv zu identifizieren. Es bedeutet auch, dass wir die Fähigkeit entwickelt haben, unser Selbst zu beobachten. Sie erlaubt es uns damit, unser Handeln in verschiedenen Situationen sowie unsere Neigungen und Abneigungen vorherzusagen. Sie umfasst das Wissen darum, dass wir für unser Handeln verantwortlich sind und unsere Motivation nähren. Selbsterkenntnis setzt voraus, dass wir unsere Aktionen überprüfen und daraus Schlussfolgerungen ziehen.

Frau, die ein Portrait von sich selbst hält

2. Suche nach Stabilität

Eines der Zeichen emotionaler Reife ist die fortwährende Suche nach Stabilität. Diese sollte weder mit der Notwendigkeit verwechselt werden, Komfortzonen zu schaffen und zu erhalten, noch mit dem Wunsch, an Ort und Stelle zu verharren und davor zurückzuschrecken, sich zu bewegen.

Die Suche nach Stabilität hat tatsächlich mit dem Bedürfnis zu tun, unserem Handeln Kontinuität zu verleihen und unsere Aktionen miteinander zu verbinden. Sie widersetzt sich der Zerstreuung, folgt dabei aber nicht unbedingt einem von der Gesellschaft auferlegten Modell.

Man kann Backpacker sein und so Stabilität erreichen. Die wirkliche Instabilität liegt in sich wiederholenden Zyklen, in denen wir etwas beginnen und es nicht beenden, sondern es mit einem neuen Anfang übergehen.

3. Realismus

Realismus setzt die Fähigkeit voraus, sich den Tatsachen anzupassen, sie so zu nehmen, wie sie sind, und ihr die geringste Subjektivität zu verleihen. Das heißt, als Realisten sehen wir die Welt so, wie sie ist, nicht so, wie wir sie wollen oder fürchten. Realismus führt zu emotionaler Reife, was wiederum die Anpassungsfähigkeit verstärkt. Es handelt sich also um zwei verschiedene Aspekte, die sich gegenseitig unterstützen.

Realistisch zu sein bedeutet nicht, dass wir aufhören müssten, zu träumen oder Illusionen zu haben. Es geht vielmehr darum, den Unterschied zwischen dem, was innerhalb und außerhalb von uns geschieht, zu erkennen.

Mann steht vor vielen möglichen Entscheidungen

4. Aufmerksamkeit für persönliche Facetten

Die Fähigkeit, die verschiedenen Dimensionen unseres Lebens zu erforschen, ist ein weiteres Zeichen emotionaler Reife. Körper, Geist, Gedanken, Ängste, Wünsche usw. bilden unser Wesen. Oftmals konzentrieren wir uns isoliert auf unsere Arbeit, den emotionalen Aspekt oder den familiären Aspekt unseres Lebens, wenn wir dieses Wesen reflektieren. Es kann daher sein, dass wir nur dem Leiden oder nur dem Glück Raum geben, um den Gegensatz zu vermeiden. Ein erfülltes Leben umfasst aber alle Dimensionen unseres Seins.

5. Die Höhen und Tiefen des Lebens verstehen

Wenn die emotionale Reife erreicht ist, verstehen wir, dass die Höhen und Tiefen des Lebens ein natürlicher Bestandteil desselben sind. Es wird in jeder Situation, wie stabil sie auch sein mag, Fehler und Erfolge geben, die für Trauer und Glück sorgen.

Wir lernen vor allem, dass eine negative Erfahrung nicht bedeutet, dass alles schlecht verlaufen würde, noch dass eine positive Erfahrung bedeutet, dass alles immer gut sein würde. Alles ist Teil des Lebens, und es lohnt sich, es zu leben, ohne Flucht oder Ausflüchte.

Silhouette in der Dämmerung am Strand

6. Konsistenz zwischen Gefühl, Wille und Engagement

Es bedarf einer grundlegenden Übereinstimmung zwischen unseren Zielen, einschließlich unserer Verpflichtungen, dem Willen, sie zu verwirklichen, und dem Wunsch, dass sie erfüllt werden können. Daher kann es keinen Ort geben, an dem wir das Leben, das wir führen, aufgeben oder unsere Vergangenheit vergessen können. Wir leben einfach so, wie wir leben wollen, wenn wir die Kosten dafür tragen. Wir können tun, was wir wollen, solange wir dafür die Verantwortung übernehmen.

7. Selbstregulierung

Selbstregulierung ist die Fähigkeit, Reaktionen und Handlungen an den Kontext und die Ziele anzupassen. Das heißt, wir sorgen dafür, dass die Intensität von Emotionen oder Reaktionen nicht zu einem Hindernis wird.

Selbstregulierung ist keine Repression. Es geht nicht um Aushalten oder Übersehen. Die Frage ist, wie wir ein Gefühl ausdrücken können, sodass es verstanden wird, um das Verständnis zu fördern, nicht den Konflikt.

Eine Pflanze in Kopfform

Der Mensch kann in diesen Aspekten zu voller emotionaler Reife gelangen. Angesichts dieser Dimensionen, die uns leiten, können wir daran arbeiten, der Balance und der Zufriedenheit näherzukommen. Wenn wir sie kultivieren, wird unser Leben erfüllter sein.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.