7 Gründe, warum du immer zu spät kommst
Gehörst du auch zu den Menschen, die immer zu spät kommen? Das weiße Kaninchen in Alice im Wunderland ist für sein “Ich komme zu spät, ich komme viel zu spät!” bekannt, vielleicht geht es dir genauso. Wir erklären dieses Verhalten oft mit mangelnder Organisation oder wertschätzen die Zeit anderer Menschen nicht. Es gibt jedoch auch andere Gründe, die das Zuspätkommen erklären.
Eine unzureichende Zeitwahrnehmung, ADHS und andere Besonderheiten können für dieses Verhalten verantwortlich sein. Erfahre nachfolgend Interessantes über dieses Thema.
“Ich komme eigentlich nie zu spät – die anderen haben es bloß immer so eilig.”
Marilyn Monroe
Warum kommst du immer zu spät?
Manche Menschen sind sehr optimistisch in der Zeiteinschätzung, benötigen dann jedoch länger als geplant. “Was, schon so spät?” – das Zeitempfinden täuscht manche Personen immer wieder. Auch Prokrastinierer tun sich mit dem Zeitmanagement schwer. Sie kommen sind nicht absichtlich unpünktlich, es gibt verschiedene Gründe, die das chronische Zuspätkommen erklären können.
1. Probleme im Arbeitsgedächtnis
Das Arbeitsgedächtnis speichert aufgenommene Informationen kurzfristig, seine Kapazität ist jedoch begrenzt. Deshalb kommst du immer wieder zu spät. Wenn dein Arbeitsgedächtnis mit unwichtigen Informationseinheiten gefüllt ist, bist du von wichtigen Aufgaben abgelenkt. Daher bist du langsamer und schließlich auch unpünktlich.
Um das Arbeitsgedächtnis zu entlasten, kannst du Routinen etablieren und beispielsweise bei komplexen Vorgängen To-do-Listen schreiben. Das hilft dir, kognitive Ressourcen zu sparen.
2. Chronische Zeitmanagementprobleme
Die University of Washington weist darauf hin, dass der Grund für systematisches Zuspätkommen häufig auf schlechtes Zeitmanagement und auf das prospektive Gedächtnis zurückzuführen ist. Manche Menschen haben Probleme, sich an zukünftige Handlungen zu erinnern und diese zu planen. Sie sind unfähig, die Zeit zu berechnen und sich an Tätigkeiten zu erinnern, die in wenigen Minuten oder Stunden erledigt werden müssen.
3. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Personen mit ADHS sind oft zeitblind oder zumindest kurzsichtig. In manchen Fällen wird eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung erst spät diagnostiziert. Wenn du immer zu spät kommst, könnte ADHS ein Grund dafür sein.
Die Universität von Florida zeigt in einer Untersuchung auf, dass Schüler/innen mit ADHS oft Schwierigkeiten beim Selbstmanagement von Aufgaben und Zeit haben. Ihr akademisches und soziales Leben wird durch diese Eigenschaft stark beeinträchtigt.
Das chronische Zuspätkommen ist häufig auf ADHS oder soziale Ängste zurückzuführen.
4. Unpünktlichkeit und chronisches Verspätungssyndrom
Dr. Diana DeLonzor, Expertin für Zeitmanagement, erklärt in ihrem sehr interessantes Buch Never be Late Again¹, dass Unpünktlichkeit auch auf ein weitverbreitetes Syndrom zurückzuführen sein könnte: chronische Unpünktlichkeit. Dieses Syndrom definiert jene Personen, die Freude am Zuspätkommen haben und dadurch sogar einen Adrenalinstoß erfahren. Sie betrachten das nicht als Verantwortungslosigkeit, sondern als Lebenseinstellung. Diese Personen versuchen immer mehr zu tun, als die Zeit erlaubt und schieben alles bis zur letzten Minute auf.
Ein Beispiel dafür sind diejenigen, die am letzten Tag vor der Prüfung lernen. Wir wissen jedoch, dass dieses Verhalten nicht immer erfolgreich ist.
5. Timebender ticken anders
Dr. Grace G. Pacie erklärt in ihrem Buch Late! A Timebender’s Guide to Why We Are Late and How We Can Change² ebenfalls, warum manche Personen immer zu spät kommen. Manche Menschen ticken einfach anders. Pacie nennt diese Personen Timebender. Du erkennst sie an folgenden Merkmalen:
- Timebender sind optimistisch und glauben, dass sie immer Zeit übrig haben.
- Sie zeigen zwanghaftes Verhalten (sie überprüfen zum Beispiel mehrmals, ob das Licht ausgeschaltet ist und alle Türen gut verschlossen sind, bevor sie das Haus verlassen).
- Sie denken, dass Unpünktlichkeit Teil ihrer Persönlichkeit ist und sie das nicht ändern können.
6. Prokrastination
Auch Prokrastination lässt viele ständig zu spät kommen. Wenn du alles bis zur letzten Minute aufschiebst und dann doch länger als geplant dafür brauchst, ist das Zuspätkommen vorprogrammiert. Hinter diesem Verhalten könnte sich Angst verbergen. Menschen mit Sozialphobie prokrastinieren oft, um bestimmte Situationen oder Orte zu vermeiden.
Techniken für ein besseres Zeitmanagement helfen dir, das Zuspätkommen zu vermeiden.
7. Vererbte Gewohnheiten
Erziehungsformen und Bezugspersonen könnten auch für das Zuspätkommen verantwortlich sein. Vielleicht war Pünktlichkeit bei dir zu Hause kein Thema und du bist bereits seit deiner Kindheit daran gewöhnt, immer zu spät zu kommen.
Was du tun kannst, um nicht immer zu spät zu kommen
Chronische Zuspätkommer verpassen Termine und Verpflichtungen, was natürlich Konsequenzen hat. Doch Unpünktlichkeit muss nicht sein. Finde zunächst die Gründe für dein Verhalten heraus. Falls ein Verdacht auf eine Angststörung oder ADHS vorliegt, solltest du dich unbedingt fachärztlich untersuchen lassen.
Auch folgende Tipps sind hilfreich, um im Alltag pünktlicher zu sein:
- Überwinde Ängste und Zweifel.
- Vermeide Multitasking.
- Trainiere dein Gedächtnis und deine Aufmerksamkeit.
- Festige Routinen und halte dich daran.
- Übe Techniken des Zeitmanagements.
- Lerne, im Voraus zu planen.
- Wende Techniken an, um Stress und Ängste zu bewältigen.
- Plane, 10 Minuten früher zu Terminen zu erscheinen.
- Eine aufgeräumte Umgebung hilft, Zeitverschwendung zu vermeiden.
- Denke immer daran, dass unerwartete Dinge passieren können.
Jeder kann einmal zu spät kommen, dies sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden, denn das zeugt von mangelndem Respekt anderen gegenüber. Wenn du also als chronischer Zuspätkommer oder Timebender bekannt bist, solltest du Veränderungen anstreben, die auch dein Selbstbild verbessern werden.
▶ Lese-Tipp
- Never be Late Again: 7 Cures for the Punctueally Challenged, Diana DeLonzor, Post Madison Pub 2002
- Late! A Timebender’s Guide to Why We Are Late and How We Can Change, Grace G. Pacie, Punchline Publications 2020
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Kreider, C. M., Medina, S., & Slamka, M. R. (2019). Strategies for Coping with Time-Related and Productivity Challenges of Young People with Learning Disabilities and Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder. Children (Basel, Switzerland), 6(2), 28. https://doi.org/10.3390/children6020028
- Waldum, E. R., & McDaniel, M. A. (2016). Why are you late? Investigating the role of time management in time-based prospective memory. Journal of experimental psychology. General, 145(8), 1049–1061. https://doi.org/10.1037/xge0000183
- Weissenberger, S., Schonova, K., Büttiker, P., Fazio, R., Vnukova, M., Stefano, G. B., & Ptacek, R. (2021). Time Perception is a Focal Symptom of Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder in Adults. Medical science monitor: international medical journal of experimental and clinical research, 27, e933766. https://doi.org/10.12659/MSM.933766